Bundestagswahl:Das Desaster der SPD

Bundestagswahl: Selbst beten hat am Ende nicht mehr viel geholfen: Die Depression bei der bayerischen SPD ist groß, die Stimmung bei der Wahlparty in München entsprechend schlecht.

Selbst beten hat am Ende nicht mehr viel geholfen: Die Depression bei der bayerischen SPD ist groß, die Stimmung bei der Wahlparty in München entsprechend schlecht.

(Foto: Robert Haas)

Die SPD ist der klare Verlierer der Bundestagswahl in München. Ihren Absturz kann sie nicht mehr mit Verweis auf die AfD-Ergebnisse rechtfertigen, er ist hausgemacht.

Kommentar von Frank Müller

Früher war es so mit der SPD: Man rangierte auf Landesebene unter ferner liefen und war dafür schön, rot und groß in der Stadt. Mochte Florian Pronold in Niederbayern miserable Ergebnisse einfahren, München dagegen war die Stadt der großen SPD-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter, Christian Ude. Und die SPD erfand für sich als Zweitnamen den Begriff "München-Partei".

Nun nähern sich die SPD-Ergebnisse von Niederbayern und München an. Es gibt viele Verlierer dieser Wahlnacht, die Münchner SPD ist aus städtischer Sicht der größte (obwohl die Münchner CSU an Prozentpunkten ähnlich stark verloren hat). Das spezielle Desaster der Sozialdemokraten ist, dass sie nun ernsthaft damit leben müssen, dass sie nicht mehr die größte und auch nicht mehr die zweitgrößte Kraft sind, sondern mit Ach und Krach auf Platz drei gelandet sind. Der Abstand zu den Grünen ist nicht sehr groß, aber er tut weh. Und es fehlte nicht viel, da wäre man noch von der FDP überholt worden.

Das ist ein Novum für die SPD

Dass die Roten hinter den Grünen liegen, ist bislang in einzelnen Stadtvierteln immer mal wieder vorgekommen. Es gab auch schon Europawahlen, bei denen die Münchner Grünen an der SPD vorbeizogen. Aber drittstärkste Kraft bei einer Bundestagswahl zu sein, das ist ein Novum und ein Offenbarungseid für die SPD in der Stadt.

Was die Sache noch schlimmer macht: Das Abrutschen vom Sonntag ist kein Sondereffekt, den man der unangenehmen AfD und dem nicht zündenden Martin Schulz in die Schuhe schieben könnte. Schon bei der jüngsten Kommunalwahl musste die SPD sich von Rang eins in der Stadt verabschieden, sie wurde hinter der CSU nur noch zur zweitstärksten Kraft. Man habe "in einer Höhe verloren, die wir uns nicht hatten vorstellen können", sagte Stadtchefin Claudia Tausend danach.

Nun wiederholt sich die Geschichte. Ganz offenbar gelingt es der Partei immer weniger, im Windschatten eines populären Oberbürgermeisters einigermaßen sicher ins Ziel zu kommen. So, wie sie sich jetzt präsentiert, hat die SPD in der Stadt jedenfalls keine Führungsrolle mehr - weder personell noch inhaltlich. Das ist ein Münchner Drama.

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