Das Ziel der Münchner CSU für die Bundestagswahl 2025 ist klar. „Wir wollen den Süden zurückholen und alle vier Wahlkreise gewinnen“, sagt Stadtchef Georg Eisenreich. Dabei musste seine Partei allerdings lange suchen, bis sie eine Kandidatin gefunden hat, die in Eisenreichs Heimat die schmerzhafte Niederlage von 2021 wieder vergessen lässt. Claudia Küng soll es nun richten. „Mit Erfahrung, Mut, Entschlossenheit und Teamgeist wollen wir für die CSU hier im Münchner Süden das Direktmandat wieder zurückerobern“, sagte sie nach ihrer Nominierung Ende November.
Der vorgezogene Termin für die Bundestagswahl, die nach dem Bruch der Ampelkoalition am 23. Februar stattfinden soll, hatte den zeitlichen Druck auf die CSU erhöht. Die Grünen und die SPD hatten ihre Aufstellungen längst abgeschlossen. Die erste spannende Phase der Bundestagswahl in München ist damit vorbei. Denn wer sich in den internen Nominierungen nicht durchsetzt, hat bereits lange vor der Wahl verloren. Wie Svenja Jarchow, Stadtchefin der Grünen, oder Bernhard Loos, aktueller CSU-Abgeordneter im Münchner Norden.
Bei der CSU geht es ausschließlich um Direktmandate
Während Grüne und SPD nun schnell aushandeln müssen, wer als unterlegener Bewerber im Wahlkreis über die Landesliste noch Chancen auf ein Bundestagsmandat bekommt, geht es bei der CSU ausschließlich um Direktmandate. Die Partei gewinnt traditionell mehr Wahlkreise durch Erststimmen, als sie ihrem Zweitstimmenanteil zufolge Vertreter nach Berlin schicken dürfte – auf ein Nachrücken über die Liste zu hoffen, bringt also nichts.
Und nach der Wahlrechtsreform könnten diesmal sogar Münchner CSU-Sieger im Wahlkreis noch scheitern: Überhangmandate sind abgeschafft, der Einzug in den Bundestag ist somit selbst für Gewinner eines Wahlkreises nicht mehr garantiert. Gegebenenfalls bleiben diejenigen mit den wenigsten Stimmen draußen.
Auch ein sieggewohnter CSU-Mann wie der seit 2013 mit einem Bundestagsmandat ausgestattete Wolfgang Stefinger muss jetzt also um jeden Wähler werben. Der 39-Jährige tritt im Münchner Osten an: „Mein Ziel ist, das beste Stimmenergebnis in allen bayerischen Großstädten einzufahren.“ Das sei ihm ja schon mal gelungen.
Kämpfen müssen auch der bisherige Abgeordnete Stephan Pilsinger im Wahlkreis Mitte/West und Neueinsteiger Hans Theiss (Nord). Der will vom Stadtrat in den Bundestag wechseln und setzte sich bei der Kandidatenkür gegen den derzeitigen Abgeordneten Loos durch. Ganz besonders knapp könnte es für Claudia Küng im Süden werden. Dort unterlag 2021 Michael Kuffer der Grünen Jamila Schäfer. Kuffer tritt nicht mehr an, auch Stadträtin Veronika Mirlach, die dem dortigen Kreisverband vorsitzt, hatte kein Interesse. Mit Küng hat die CSU im Gegensatz zur Wahl 2021 wieder eine Frau als Kandidatin gewinnen können.
Drei Männer und eine Frau treten bei den Grünen an
Den Grünen im Münchner Süden könnte man derweil schon gratulieren: Ihre Kandidatin Jamila Schäfer steht praktisch als Abgeordnete fest. Dafür wird sie nicht einmal ihren historischen Sensationssieg von 2021 wiederholen müssen, als sie als erste Grüne in Bayern bei einer Bundestagswahl ein Direktmandat gewann. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, erhält sie einen sicheren Platz auf der Landesliste ihrer Partei. Was aber nichts daran ändert, dass sie ihren Erfolg von 2021 bestätigen möchte.
Um den Sieg kämpfen will auch Dieter Janecek, ebenfalls amtierender Abgeordneter. 2021 unterlag er im Wahlkreis Mitte/West nur knapp, weshalb er trotz der Probleme seiner Partei im Bund auf Sieg setzt: „Grün sticht Schwarz lautet die Devise, diesmal gewinnen wir!“ Janecek war 2021 an vierter Stelle der Bayern-Liste sicher platziert, nun ist er zumindest Münchens Grünen-Mann Nummer eins für die weiteren Nominierungsrunden.
Weil sich bei der Kandidatenkür im Münchner Osten André Hermann durchsetzte und im Norden Svenja Jarchow, die Co-Chefin des größten Grünen-Kreisverbands in Deutschland, überraschend gegen Frederik Ostermeier unterlag, ziehen die Grünen ganz gegen ihre Grundsätze mit drei Männern und lediglich einer Frau in den Wahlkampf. Dass die Basis mit ihrem Votum Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit ausdrücken wollte, „ist mir nicht zurückgespiegelt worden“, versichert Jarchow, „sonst hätte ich Konsequenzen gezogen“. Vielmehr habe Ostermeiers Präsenz im Ortsverband den Ausschlag gegeben.
Paritätische Besetzung bei der SPD
Die Münchner SPD hat die vier Bundeswahlkreise paritätisch besetzt und festgelegt, in welcher Reihe sie die Kandidaten für die Landesliste vorschlägt. Bei den Männern wurde Sebastian Roloff, der Bewerber im Süden, einstimmig vor David Rausch (Osten) platziert. Bei den Frauen gab es dem Vernehmen nach eine lebhafte Debatte, ehe Seija Knorr-Köning (Mitte/West) vor Philippa Sigl-Glöckner (Nord) gesetzt wurde. Diese will nun dafür sorgen, dass die SPD ein Comeback im Kampf um den direkten Einzug in den Bundestag schafft. Es sei ihr Anspruch, sagt sie, den Wahlkreis Nord zu gewinnen.
Im Münchner Norden konnte die SPD in der Vergangenheit schon einige Erfolge feiern, und die studierte Ökonomin glaubt, dort auch Anhänger anderer Parteien für sich zu gewinnen: „Mein Fokus liegt auf Wirtschaftspolitik, die ist auch für CSU-Wählerinnen und -Wähler wichtig.“ Und für Grüne ebenfalls, „weil die ja wissen wollen, wie ihre Klimaziele finanziert werden sollen“.
Knorr-Köning muss wohl eher über die Landesliste in den Bundestag kommen. Weil Claudia Tausend, die bisherige Spitzenfrau der Münchner SPD im Bund, nicht mehr kandidiert, hofft sie, deren aussichtsreichen Platz auf der Bayernliste der SPD zu übernehmen. Die gelernte Krankenschwester setzt darauf, „mit einer klassischen Berufsbiografie für die SPD zu starten“.
Sebastian Roloff im Süden ist der einzige Mandatsinhaber, der wieder antritt. Er dürfte in der Münchner SPD die besten Aussichten haben, über die Zweitstimmen wieder einen Platz in Berlin zu erringen. „Es muss sichergestellt werden, dass die Interessen der Münchnerinnen und Münchner auch im nächsten Bundestag angemessen vertreten sind“, forderte er nach seiner Aufstellung.