München wird im Bundestag mit deutlich weniger Abgeordneten vertreten sein als in der vergangenen Legislaturperiode. Nur acht Kandidatinnen und Kandidaten haben den Sprung nach Berlin geschafft. Das bedeutet nahezu eine Halbierung der städtischen Repräsentanten in Berlin. 2021 zogen noch 14 Frauen und Männer aus München ins Parlament ein. Stärkste Kraft ist die CSU mit drei Vertretern, darauf folgt die AfD mit zwei Abgeordneten.
Die CSU hat zwar die Direktmandate in allen vier Wahlkreisen gewonnen, doch wegen des neuen Wahlrechts bedeutet das nur für Hans Theiss (Wahlkreis Nord), Wolfgang Stefinger (Ost), und Stephan Pilsinger (West/Mitte) einen Sitz im Parlament. Claudia Küng (Süd) gehört zu den insgesamt drei Wahlkreissiegern in Bayern, die wegen der nicht ausreichenden Zahl der Mandate für die CSU aus dem Parlament gestrichen werden.
Damit bleibt die CSU trotz ihres Siegs in München wie bisher bei drei Abgeordneten. Im Jahr 2021 hatte noch die Grüne Jamila Schäfer den Münchner Süden gewonnen und die CSU hatte deshalb nur drei Mandate errungen. Diesmal wurde sie stärkste Kraft in München und gewann alle Wahlkreise, doch mehr Abgeordnete bedeutet das nicht. Der München-Chef der CSU, Georg Eisenreich, kritisierte die Wahlrechtsreform der Ampelkoalition scharf. Es dürfe nicht von „Zufälligkeiten“ abhängen, ob ein direkt gewählter Kandidat dem Bundestag angehören werde oder nicht.


Schmerzliche Verluste bei den Abgeordneten erlitten die drei Parteien aus der Ampelkoalition. Die Grünen haben nicht nur den Wahlkreis München-Süd wieder verloren, sondern auch zwei Plätze im Bundestag. Einziehen wird als bayerische Spitzenkandidatin nur Jamila Schäfer (Süd). Ihr bisheriger Kollege Dieter Janecek aus dem Münchner Westen, der sich keinen Platz auf der Landesliste der Grünen sichern konnte, muss sich nach der Niederlage im Kampf ums Direktmandat eine neue Beschäftigung suchen. Das dritte Mandat errang 2021 Saskia Weishaupt über einen Platz der Jungen Grünen, diese Option bestand diesmal nicht. Weishaupt trat nicht mehr an.
Auch die SPD verliert eine Abgeordnete in Berlin. Nur noch Sebastian Roloff aus dem Münchner Süden wird die Sozialdemokraten künftig im Bundestag vertreten. Er hatte mit Rang fünf einen sicheren Listenplatz, da konnte das Ergebnis der SPD noch so schlecht ausfallen. Seine bisherige SPD-Kollegin Claudia Tausend aus dem Münchner Osten trat nicht mehr an. Seija Knorr-Köning (München- West/Mitte) erreichte als zweitbeste Münchnerin auf der Landesliste nur Platz 18 und hatte deshalb mit diesem SPD-Ergebnis keine Chance.
Grüne und SPD haben immerhin noch eine Vertreterin beziehungsweise einen Vertreter in Berlin, die FDP ist dagegen raus. Die Liberalen schickten bei der Bundestagswahl 2021 sogar noch ein Trio nach Berlin und lagen damit gleichauf mit Grünen und CSU, obwohl sie ein deutlich schlechteres Ergebnis hatten. Daniel Föst, Lukas Köhler und Thomas Sattelberger hatten damals hervorragende Plätze auf der Landesliste. Der Großraum München ist bei der FDP traditionell mächtig, weil er viele Stimmen einbringt. Diesmal war trotzdem nur Föst gut platziert, doch das half angesichts des Scheiterns der Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde nichts. Sattelberger hatte sein Mandat aus persönlichen Grünen nach einem Jahr zurückgeben müssen.
Die AfD kann mit ihrem deutlich besseren Ergebnis die Zahl ihrer Münchner Abgeordneten halten, schickt aber ein neues Gesicht in den Bundestag. Tobias Teich wird Petr Bystron ersetzen, der im vergangenen Jahr erfolgreich bei der Europawahl angetreten war. Den Wiedereinzug schaffte Wolfgang Wiehle.
Die bayerische Nummer zwei der Linken, Nicole Gohlke, konnte den Wahlabend gelassen verfolgen. Ihre Partei hatte tolle Prognosen, die auch so eingetreten sind. Gohlke wird dem Bundestag weitere vier Jahre als nun dienstälteste Münchner Abgeordnete angehören. Die Linke bleibt damit konstant mit einem Mandat in Berlin vertreten.
Einen zusätzlichen Münchner Platz hat das BSW verpasst. Erst tief in der Nacht stand fest, dass die Partei hauchdünn an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Der gebürtige Münchner Klaus Ernst kandidierte für das Bündnis von Sahra Wagenknecht als bayerischer Spitzenkandidat im Wahlkreis Süd und wäre somit formal den Abgeordneten aus der Stadt zugeschlagen worden. Er scheidet nun aus dem Bundestag aus.