Techno-Kollektive in München:Krach für alle

Lesezeit: 1 Min.

Das Areal der alten Bundesmonopolverwaltung für Branntwein an der Neumarkter Straße. (Foto: Gino Dambrowski)

Die Münchner Rathaus-Regierung möchte ein begehrtes Industrieareal der Subkultur überlassen.

Von Michael Zirnstein, München

Dass der "Union Move" in München, so wie die "Love Parade" in Berlin, eine Demo war, haben zwischen 1995 und 2001 die wenigsten der bis zu 100 000 Raver auf der Leopoldstraße mitbekommen. Wie leicht gehen politische Forderungen ("weniger Polizeikontrollen") in den Beats unter. Trotzdem hat der Produzent PaPaPoff aus den Forderungen einer aktuellen Techno-Kundgebung einen Elektro-Track produziert. Im Club abspielen würde man den eher nicht, aber umso klarer wird, was die 2000 Demonstranten auf der Theresienwiese forderten: Räume, in denen man sich entfalten und auffallen könne, und "so viel Spaß haben, dass wir uns denken, besser geht's nicht", und "unsere Liebe mit den anderen teilen können".

Okay, so klingt's wieder nach dem Eiapopeia der Liebesparaden. Stimmt aber: Jede Jugend verlangt nach ihrem guten Recht auf Freiräume, nur waren halt in früheren Generationen die Mieten nicht so hoch. Darum spielt sich das Raver-Leben (eine Leitkultur) unter Autobahnbrücken und auf Waldlichtungen ab. Dafür, dass das weniger illegal und gefährlich ist, kämpfen 40 freie Veranstalterkollektive in München. Und so steht schon die nächste, "die fetteste Krachparade ever" an, am 4. Juni, 17 Uhr, ein Zug von der LMU bis zur Theresienwiese gegen "die vergreisten Spaßbremser". Denn: "Am Ende sagt die ganze Stadt ja wow, Lärm kann Spaß machen und lustig sein."

Im Rathaus weiß man das längst, spätestens seit in den Stadtrat mit Thomas Lechner (Linke) ein DJ und der ehemalige Club-Betreiber David Süß eingezogen sind. Dessen Grüne haben nun mit der SPD beantragt, das Gelände der einstigen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein in Berg am Laim einige Jahre lang subkulturell zwischenzunutzen. Konkret bringt man das Kollektiv Common Ground ins Spiel. Das sieht seine Verantwortung sozio-kulturell und möchte das begehrte Areal um den Glasturm für "kulturelle Interventionen" vieler Art von Lesungen, über Konzerte und Installationen bis zu Film- und Theater-Vorstellungen und "Skill-Sharing" nutzen. Einen Rave, so David Süß, könnte es "nach schalltechnischen Untersuchungen" dort auch geben, denn neben mittlerem Ring und Bahnlinie sei wohl mehr möglich als in reinen Wohngebieten. Das wäre erst der Anfang, aber immerhin ein lautstarkes Signal, und das ist schön.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: