Bürokratie:Große Zentren, kleine Dienstleister

Laims Lokalpolitiker treten bei der Neuordnung der Bürgerbüros für mehr dezentrale Adressen ein

Von Andrea Schlaier, Laim

Der Warteraum ist proppenvoll, und bis endlich die eigene Nummer aufgerufen wird, kann es mitunter Stunden dauern. Das ist in Pasing nicht anders als in anderen Bürgerbüros. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) macht sich gerade daran, die Anlaufstellen in der gesamten Stadt neu zu ordnen, damit das System nicht irgendwann kollabiert - schließlich wächst die Stadt gewaltig weiter und damit auch die Zahl derer, die Meldebescheinigungen brauchen oder Führungszeugnisse. In einer Vorlage der Verwaltung, die den Bezirksausschüssen derzeit zur Stellungnahme vorliegt, ist der Erhalt und Ausbau der Standorte Pasing, Ruppertstraße und Orleansplatz geplant. Am Scheidplatz soll eine vierte große Adresse entstehen. In Laim lehnen die Stadtviertelpolitiker das Papier in dieser Form aber komplett ab. Sie fordern für ihr Viertel eine kleinere Einheit, für vergleichsweise alltägliche Dienstleistungen, welche dann etwa auch die Haderner nutzen könnten. Um einen Pass machen zu lassen, könne man aber weiterhin nach Pasing gehen.

Nicht länger als 30 Minuten, so wurde in einer zum Thema erstellten Studie errechnet, dauere es, bis 95 Prozent aller Münchner das für sie jeweils nächstgelegene Bürgerbüro erreichen. Für viele in Laim kommt das hin. Was oft weit mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist das Warten in der Behörde selbst. Das werde sicher nicht besser, konstatierte SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens, wenn die künftigen Bewohner Freihams sich aufmachten zum Pasinger Rathaus. "Wir fordern schon lange einen weiteren Standpunkt im Münchner Westen, am liebsten natürlich in Laim, das wäre auch für die Haderner von Vorteil."

Dass Pasing längst an seiner Belastungsgrenze angekommen ist, sieht man auch im Kreisverwaltungsreferat und denkt deshalb an eine Erweiterung. Im Gespräch ist die Institutsstraße 1, derzeit noch Sitz der Polizeiinspektion, oder Räumlichkeiten an der Bäckerstraße. Die Laimer SPD-Fraktion favorisiert die Bäckerstraße, weil, so Mertens, "die näher an der S-Bahn ist". Die Kollegen der CSU teilen die Einschätzung.

Bei den Grünen herrscht dagegen deutlich mehr Akzeptanz für die Behördenvorschläge. Auch andere Viertel verzeichneten große Bewohnerzuwächse, argumentierte Heidi Schiller. Dass überlegt werde, an ganz anderer Stelle zusätzliche Bürgerbüros aufzumachen, sei deshalb auch nachvollziehbar. Nachgedacht wird über einen Stützpunkt im Nordwesten, Nähe Moosacher Bahnhof, und im Südosten beim Hanns-Seidel-Platz und möglicherweise noch ein dritter im Nordosten. "Die Moosacher haben bislang noch gar nichts!" Besser, ergänzte Renate Spannig (Grüne), gehe es auch den Ramersdorfern nicht.

"Wenn wir der Vorlage so, wie sie daliegt, zustimmen", gab Gremiums-Chef Josef Mögele (SPD) zu bedenken, "wird sich der Stadtrat zehn Jahre damit beschäftigen, sie umzusetzen und im ganzen Westen gibt's für den Laimer Bereich oder den in Sendling-Westpark nichts dergleichen". Seiner Ansicht nach braucht es ein paar zusätzliche, kleine dezentrale Dienstleistungsbüros, abgesehen vom Ausbau der großen. Dafür will sich einstimmig das gesamte Gremium einsetzen.

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