Büro von Dieter Reiter:Rückenschonung für den Leertischler

Büro von Dieter Reiter: Keine vier Monate ist es her, dass Dieter Reiter das Oberbürgermeisterbüro im Rathaus bezogen hat.

Keine vier Monate ist es her, dass Dieter Reiter das Oberbürgermeisterbüro im Rathaus bezogen hat.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ergonomisch, schick und aufgeräumt: Seit Münchens neuer OB Christian Udes altes Büro bezogen hat, erinnert nichts mehr an seinen Vorgänger. Auf Dieter Reiters Schreibtisch deutet allerdings wenig darauf hin, dass er dort auch wirklich arbeitet.

Von Andreas Glas

Ein Begriff fällt immer wieder, wenn Dieter Reiter sein neues Arbeitszimmer erklärt: ergonomisch. Mit anderen Worten: Bequem und rückenschonend wollte er sein Büro haben, "das war meine Bitte", sagt der SPD-Oberbürgermeister. Dass ihm das so wichtig war, hat wesentlich mit Reiters Vorgänger zu tun, der 21 Jahre lang in diesem Büro gearbeitet hat.

Wo heute ein langer Besprechungstisch mit zwölf Schwingstühlen steht, stand vorher Christian Udes Lederpolstergarnitur, die so tief war, dass jeder, der sich einmal gesetzt hatte, Angst haben musste, nie wieder hochzukommen. "Da bist du eine Viertelstunde gesessen, dann tat dir das Kreuz weh", erinnert sich Reiter.

Keine vier Monate ist es nun also her, dass Dieter Reiter das Oberbürgermeisterbüro im Rathaus bezogen hat - und schon jetzt erinnert nichts mehr an seinen Vorgänger. Der über die Jahre etwas schmuddelig gewordene, beige Teppichboden (Reiter: "Vielleicht war er früher auch mal weiß") ist weg, dafür wurde edles Fischgrätparkett verlegt. Hingen früher auffällige weiße Kugellampen von der Decke, ist da jetzt eine schicke, schmale Leuchtröhre.

Büro von Dieter Reiter: Ein paar lose Blätter liegen herum, eine blaue Mappe, eine Schale mit Kugelschreibern und bunten Leuchtstiften. Mehr liegt nicht auf Reiters Schreibtisch.

Ein paar lose Blätter liegen herum, eine blaue Mappe, eine Schale mit Kugelschreibern und bunten Leuchtstiften. Mehr liegt nicht auf Reiters Schreibtisch.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Und im Bücherregal steht nicht etwa ein gerahmtes Ude-Porträt, sondern jeweils ein Schwarz-Weiß-Foto von Willy Brandt und Helmut Schmidt. Ein paar Regalfächer sind noch leer, er werde da erst mal nichts reinstellen, sagt Dieter Reiter: "Voll wird es von ganz allein." Dann greift er in ein anderes Fach, nimmt ein knallrotes Buch heraus und sagt: "Das ist das SPD-Parteibuch meines Vaters. Er konnte meine Entwicklung leider nicht mehr miterleben, weil er vor sieben Jahren gestorben ist."

Holztür mit goldfarbener Klinke

Schräg gegenüber der Regalwand, über dem mächtigen Besprechungstisch, prangt ein noch mächtigeres, auf Glas gepresstes Foto, das die Münchner Stadtsilhouette zeigt. Im blitzblank polierten Glas spiegeln sich die gegenüber liegenden Fenster, durch die man einen tollen Blick auf den Marienplatz hat. An der Fensterfront des Büros hat Reiter seinen Schreibtisch platziert.

Allerdings weist wenig darauf hin, dass er dort auch wirklich arbeitet: Ein paar lose Blätter liegen herum, eine blaue Mappe, eine Schale mit Kugelschreibern und bunten Leuchtstiften. "Es gibt Volltischler und Leertischler", sagt Reiter, "ich bin eben ein Leertischler. Wenn ich abends heimgehe, will ich einen leeren Schreibtisch haben. Ich kann es gar nicht haben, wenn ich in der Früh reinkomme und stapelweise Papier rum liegt."

Dann öffnet der Oberbürgermeister hinter seinem Schreibtisch eine Holztür mit goldfarbener Klinke und bittet in ein Nebenzimmer, etwa 20 Quadratmeter groß. Ein graues Sofa steht drin, drapiert mit roten Kissen, gegenüber an der Wand hängt ein Flachbildfernseher, darunter verbirgt sich hinter einem Vitrinentürchen ein Kühlschrank. Zu Christian Udes Zeiten sei hier nicht viel gewesen, erzählt Reiter, außer stapelweise Zeitungen. Nun hat sich der neue OB eine Art Ruheraum geschaffen: "Wenn sich abends mal eine Lücke zwischen den Terminen ergibt, nutze ich den Raum, um ein bisschen zu entspannen."

Büro von Dieter Reiter: Dieter Reiter hat ein Faible für vernünftig geputzte Schuhe.

Dieter Reiter hat ein Faible für vernünftig geputzte Schuhe.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Rechts neben der Tür zum Ruheraum steht in der Ecke eine Schuhputzmaschine. Zuhause habe er das gleiche Gerät, sagt Reiter, das habe er von seinen Kindern geschenkt bekommen: "Vielleicht ist das ein Faible von mir, aber vernünftig geputzte Schuhe gehören für mich zum Outfit. Das dauert 30 Sekunden, zack, fertig."

"Beim Radfahren bin ich ein Schwitzer"

Überhaupt sei es hier "ein bisschen wie im Hotel", sagt Reiter, und öffnet im Ruheraum eine weitere Tür. Dahinter sieht es ein bisschen aus wie in einem begehbaren Kleiderschrank. Links geht es ins Badezimmer, rechts sind Einbauschränke, in denen Reiter sich demnächst eine kleine Garderobe anlegen möchte. Ein Trachten-Outfit werde er reinhängen, damit er nicht erst nach Hause fahren müsse, wenn er demnächst Abendtermine auf der Wiesn hat. Und natürlich komme auch das ein oder andere weiße Hemd in den Schrank: "Falls ich mittags mal wieder Spaghetti mit Tomatensauce esse."

Das Bürgermeister-Bad wurde vor nicht allzu langer Zeit saniert, ist großzügig und hat - im Gegensatz zum Waschraum der Dritten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) - keine braunen Siebzigerjahre-Kacheln, sondern helle Fliesen. "Beim Radfahren bin ich ein Schwitzer", sagt Reiter, "das will ich niemandem antun." Also steige er schon mal unter die Bürodusche und mache sich frisch: "Bei meinem Haarschnitt geht das ja ganz schnell."

Ein paar Pflanzen wünsche er sich noch, sagt Dieter Reiter, "dann ist das Büro auch fertig." Christian Ude habe ihn übrigens noch nicht besucht, verrät Reiter. Gut möglich, dass der frühere OB sein altes Büro nicht mehr erkennen würde.

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