Bürgerversammlung:Leben wie im Dorf

Lesezeit: 2 Min.

Bei der Bürgerversammlung in Hadern gibt es überwiegend positive Nachrichten. Die Anwohner sehen wenig Anlass, etwas zu ändern. Sogar bei dem von Lokalpolitikern gewünschten Tempolimit auf der A 96 sind sie gar nicht so sicher

Von Berthold Neff, Hadern

Wenn in Bürgerversammlungen viele Anträge gestellt werden, deutet das darauf hin, dass es in diesem Stadtbezirk viele Probleme gibt, die gelöst werden müssen. Am Dienstagabend, als sich knapp 200 Haderner Bürger in der Turnhalle der Schule an der Blumenauer Straße zu ihrer Versammlung trafen, stellten sie jedoch nur sieben Anträge, was man als Indiz werten kann, dass sie mit der Situation in ihrem Viertel recht zufrieden sind.

Sie wollen nur ein paar Dinge erledigt sehen: Die Stadt soll mit Köderimpfungen gegen die Fuchsplage vorgehen und an der Waldwiesenstraße in Höhe Drozzaweg einen Zebrastreifen aufmalen. Sie soll ihren Internet-Auftritt modern gestalten, die Machbarkeitsstudie für die Abschirmung der Lindauer Autobahn in Form einer sogenannten Einhausung in Auftrag geben und auf deren Route durchs Viertel Tempo 60 anordnen. Außerdem soll die Verwaltung darlegen, wie die Pläne für die Tram-Westtangente aussehen und wie viel für ein solches Projekt investiert werden muss. Und schließlich sollten die Autofahrer am Stiftsbogen durch zusätzliche Schilder daran erinnert werden, dass sie in einer Tempo-30-Zone unterwegs sind.

Johann Stadler, CSU-Stadtrat und Vorsitzender des Haderner Bezirksausschusses, lag mit seiner Einleitung also einigermaßen richtig, wonach man in Hadern "wie in einem Dorf" gut leben könne. Bestätigt hat die beruhigende Gesamtsituation auch Polizeioberrat Peter Gloël, Leiter der für Hadern zuständigen Polizeiinspektion 41. Er attestierte dem Viertel im Südwesten der Stadt eine sehr gute Sicherheitslage, nur in drei der 25 Stadtbezirke ist die Kriminalitätsziffer niedriger. Allerdings registrierte die Polizei einen "eklatanten Anstieg" bei den Einbruchszahlen, vor allem bei Wohnungseinbrüchen. Mit 59 Delikten wurde vergangenes Jahr der höchste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich erreicht. Peter Gloël appellierte deshalb an die Haderner, ihre Wohnungen und Häuser auf Schwachstellen zu überprüfen. Die Polizei berate kostenlos, wie durch Einbau von Querriegeln, Pilzkopfbeschlägen mit absperrbaren Griffen sowie Abhebeschutz mehr Sicherheit zu erreichen sei. Und er warnte erneut vor Trickdieben, die als angebliche Polizisten oder Gas-, Strom-beziehungsweise Wasserableser ihr Unwesen trieben. Beim geringsten Verdacht solle man sofort die Polizei über den Notruf 110 einschalten.

Angesichts all dieser überwiegend positiven Nachrichten hatte SPD-Stadtrat Christian Müller aus dem benachbarten Pasing als Sitzungsleiter keine Mühe, den Abend reibungslos ablaufen zu lassen. Die Anträge gingen mit großer Mehrheit durch, etwa jener von Elmar Drewitz zur Köderimpfung für Füchse, die das Risiko minimieren soll, dass Menschen durch die Eier des Fuchsbandwurms unheilbar erkranken. Auch Kai Weber setzte sich mit vielen Ja-Stimmen mit seiner Forderung durch, das Überqueren der zunehmend verkehrsbelasteten Waldwiesenstraße in Höhe der Bushaltestelle Am Ährenfeld durch einen Zebrastreifen zu erleichtern. Möglicherweise, so Stefan Schmidt vom zuständigen Kreisverwaltungsreferat, müsse man wegen des starken Verkehrs auch den Einbau einer Ampel prüfen. Auch Wilfried Jehle brachte seinen Antrag problemlos durch, Details zur Tram-Westtangente einschließlich der Kosten solcher Projekte durchzusetzen. Jürgen Weckerle kam mit zwei seiner Anträge problemlos durch: dem Ruf nach einem professionellen Internet-Auftritt der Stadt sowie nach der Machbarkeitsstudie für den Deckel über der Lindauer Autobahn. Knifflig wurde es lediglich bei der Frage, ob auf der A 96 auf dem Abschnitt von der Unterführung Schröfelhofstraße bis zur Stadtgrenze Tempo 60 gelten soll. Die SPD hat dies erst kürzlich im Bezirksausschuss gefordert und einstimmig durchgesetzt. In der Bürgerversammlung war erst nach Zählen der Ja- und Nein-Stimmen klar, dass sich eine knappe Mehrheit dafür ausspricht.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: