Bürgervereinigung macht mobil:Aubing nicht für Freiham opfern

Aubing, Eichenauer Straße

Eine Zufahrt zu einer möglichen Umgehungstrasse über die Eichenauer Straße sehen Anwohner kritisch.

(Foto: Florian Peljak)

Während die neuen Nachbarn verkehrsberuhigt wohnen werden, befürchten Alteingesessene Dauerstaus

Von Ellen Draxel, Aubing

Die Aubinger haben Sorge, im Verkehr zu ersticken, ist Freiham-Nord erst einmal bezogen und eine Anbindung für den Autoverkehr an Altaubing Realität. Neu ist das nicht, der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hat das Thema seit Jahren ganz oben auf der Agenda. Doch nun macht auch die Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing mobil. Weil Aubing mit der Öffnung eine zusätzliche Verkehrsbelastung von 10 500 Fahrzeugen täglich drohe, so der zweite Vorsitzende der Bürgervereinigung, Jürgen Müller, hat der Verein mit einer Online-Veranstaltung jetzt einen "Weckruf" gestartet: 112 Teilnehmer waren bei dem Meeting dabei, weitere sollen über eine Mund-zu Mund-Propaganda um Unterstützung gebeten werden. Das Ziel: möglichst viele Menschen zu sensibilisieren, solange Entscheidungen noch nicht gefallen sind.

Denn bislang ist unklar, wie der Verkehr durch Aubing abgeleitet werden soll - das Ergebnis einer 2019 vom Stadtrat in Auftrag gegebenen vertieften Untersuchung zweier Varianten steht noch aus. Diese Varianten, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie vom Büro Obermeyer Planen & Beraten 2017 erarbeitet, sehen den Bau einer neu zu bauenden Trasse vor, die von der Aubinger Allee und den Germeringer Weg quer durch eine potenzielle, zwischen Autobahn und Aubings Stadtrand situierte Neubausiedlung mit 1000 Wohnungen in die Eichenauer Straße mündet. In der weitergehenden Variante verlängert sich diese Tangente zusätzlich in Richtung Norden, um die Wohngegenden Aubings noch mehr vom Durchgangsverkehr zu befreien. Allerdings hat diese, in der Machbarkeitsstudie als Nummer 7 dargestellte Variante einen entscheidenden Haken: Der über dem Aubinger Tunnel angelegte Grünpark müsste dafür geopfert werden. Eine Naherholungsfläche mit Biotop-Verbundachsen und Kulturpfad. Im Ingenieurbüro sah man diese Lösung deshalb schon 2017 "eher kritisch". Zumal diese Strecke vermutlich auch noch Schleichverkehr in Richtung Autobahn anziehen würde.

Beim zweiten Bürgerworkshop zur Anbindung Freihams an Aubing vor vier Jahren goutierten die rund 150 Interessierten dennoch die vorgeschlagene Erschließung über die Potenzialfläche, allerdings mit der Bitte, die Trasse nach Westen zu verschieben. Die Einfahrt an der Eichenauer Straße aber sahen die meisten schon damals kritisch. Diese Straße, die von der Gemeinde Puchheim nach Aubing führt, sei "zu eng" für große Verkehrsmengen, sie würde "kollabieren", hieß es seinerzeit.

Inzwischen lehnt die Bürgervereinigung beide Varianten ab. Befürchtet werden "permanente Staus" in Aubing und Neuaubing, eine "massive Belastung" zahlreicher Straßen, in denen Tempo 30 gilt, und eine Gefährdung von Kindern auf deren Schulwegen. "In Freiham selbst wird alles sehr ruhig werden", prognostizierte Müller bei der Online-Veranstaltung unter dem Titel "Aubing wird vom Verkehr überrollt". Denn der neue Stadtteil sei so konzipiert, dass vieles ohne Auto erledigt werden könne. "Aber das Problem ist doch der Quell- und Zielverkehr." Freiham bekomme so viele Einwohner wie die Stadt Landsberg am Lech, dazu 15 000 Arbeitsplätze. "Da entstehen einfach zwangsläufig viele Verkehrsbewegungen." Aubing dürfe nicht für Freiham "geopfert" werden.

Die Forderung der Bürgervereinigung ist deshalb, statt eines dritten Bürgerworkshops mit Debatten auf der Basis vorgefertigter Lösungen eine "echte Bürgerbeteiligung" durchzuführen: "ergebnisoffene, mehrstufige Diskussionen", die die Mitarbeit von viel mehr Menschen ermöglichten als ein einzelner Termin im Saal des Schnitzel- und Hendlhauses. Am besten, so der Vorschlag, solle Freiham nur mit Radwegen und per Bus an Aubing angebunden werden. Vor allem aber brauche es eine Ertüchtigung des öffentlichen Nahverkehrs, um das Autofahren unattraktiv zu machen: Der Bau der U 5 bis Freiham müsse zeitgleich mit der Verlängerung der U 5 nach Pasing erfolgen. Die S-Bahnlinien S 4 und S 8 bräuchten einen Zehn-Minuten-Takt. Und die Busse sollten viel öfter fahren. Der Autoverkehr indes, so das Fazit, könnte ausschließlich über die A 99 abgeleitet werden - mit einer Freimachung der Standspuren statt eines langwierigen sechsspurigen Ausbaus.

"Wir Aubinger sind wehrhaft, keine Schlafschafe", kommentierte Andreas Schweinzer, bei der Bürgervereinigung zuständig für Verkehrsfragen, die von ihm federführend organisierte Infoveranstaltung. 500 Mitglieder hat der Verein derzeit, 2000 wie früher einmal sollen es wieder werden. Um künftig noch besser Gehör zu finden.

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