Süddeutsche Zeitung

Bürgerpark:Wo die schrottigen Autos wohnen

Im Oberföhringer Bürgerpark stellen Halter ihre Schrottautos ab. Das kostet die Stadt Geld und ist ein Ärgernis. Aber es ist auch eine ganz besondere Kunstausstellung im Freien.

Der Bürgerpark in Oberföhring ist eines der faszinierendsten Gelände auf dem Stadtgebiet. Seit 1984 nutzen verschiedene Vereine und Gruppen das Areal, die sich zur "Vereinsgemeinschaft 29 e. V." und zur "Künstlerinitiative IBO" zusammengeschlossen haben.

Ein Rundgang hat etwas Märchenhaftes, so vielfältig sind die Projekte der Vereine, die sich zuvorderst der Förderung von Kultur und Brauchtum verschrieben haben.

Jedoch gibt es im Bürgerpark seit mehreren Jahren ein Problem, das auch immer schlimmer werde, wie es heißt: Halter stellen ihre schrottreifen Fahrzeuge dort ab und müssen sich dann nicht mehr darum kümmern.

Die Besitzer der alten Fahrzeuge nutzen die Rechtslage aus. Würden die Wracks auf öffentlichem Grund stehen, käme der Abschleppdienst und die Fahrzeuge würden "verwertet". Im Fall der Schrottautos würde das wohl bedeuten: endgültige Verschrottung. Die Kosten hätte der "Verursacher" zu tragen.

Der Bürgerpark dagegen ist zwar Privatgrund, steht aber allen offen. Dort hat die Polizei keine rechtliche Handhabe. Die Stadt müsste den Abschleppauftrag offiziell erteilen. Gegenstände, die sich noch in den Fahrzeugen finden, müssen eingelagert werden. "Das kostet 3000 bis 4000 Euro", sagt Martin Tscheu von der SPD, der Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr im Bezirk.

Warum so teuer? Zum Beispiel sei in manchen alten Wohnmobilen, deren Zahl im Bürgerpark gerade steigt, noch Einrichtung vorhanden, bis hin zum Geschirr, sagt Tscheu.

Und wer zahlt? Die Stadt, also am Ende wieder der Steuerzahler und die Allgemeinheit. Bis zu zehn ausrangierte Autos seien schon gleichzeitig im Park herumgestanden. Auch kommt es nun häufiger vor, dass Baufirmen das Areal als Container-Abstellplatz entdeckten. "Wir brauchen dringend eine Lösung", sagt SPD-Politiker Tscheu.

Ein solcher Zettel klebt am Schrottauto, wenn es jemand zu lange auf öffentlichem Grund parkt. Da das im Bürgerpark nicht möglich ist, hat die SPD bei der Stadt beantragt, an der Zufahrt eine Schranke anzubringen. Damit will sie verhindern, dass das Areal, das vor allem von Vereinen aus Oberföhring genutzt wird, vollends zum Schrottplatz mutiert.

Eine Schranke hat es schon einmal gegeben, nämlich bis in die 1980er Jahre hinein. Damals stand auf dem Gelände noch das städtische Krankenhaus. Es war in den modernisierten Baracken eines ehemaligen Lazaretts untergebracht.

Seit 1984 nutzen die Vereinsgemeinschaft und die "Interessenvereinigung Bürgerpark Oberföhring" das Areal. Die Schranke verschwand. Das Pförtnerhäuschen wurde zum Kaspeltheater umfunktioniert.

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