Am Sonntag stimmen die Münchner über die dritte Startbahn ab. Die SZ hat die Argumente der Befürworter und Gegner zusammengetragen.
Staus in der Luft oder ausreichen freie Kapazitäten?
(Foto: dapd)Der Bedarf: Pro
Schon jetzt gebe es "zu viele Staus am Boden und in der Luft", beklagt Flughafenchef Michael Kerkloh. Immer wieder müsse man Anfragen von Airlines ablehnen - weil in den Verkehrsspitzen keine An- und Abflugzeiten mehr frei seien. Allenfalls frühmorgens und spätabends sei noch was zu haben - da wolle aber keiner fliegen. Außerdem werde der Luftverkehr in Zukunft wachsen: 2011 zählte der Flughafen knapp 38 Millionen Passagiere, für 2025 rechnet Kerkloh mit 58,2 Millionen Fluggästen und 590.000 Flugbewegungen - vorausgesetzt, die dritte Startbahn wird gebaut. Vor allem in China, Süd- und Mittelamerika werde die Nachfrage wachsen, sagt Lufthansa-Manager Thomas Klühr. Die derzeitige Krise der Luftfahrt sei allenfalls eine Delle. Kommt die dritte Bahn, werde die Lufthansa die Zahl ihrer Langstrecken-Jets in München von 25 auf 35 erhöhen. Kommt sie nicht, würden eben andere Airports wie Wien oder Brüssel wachsen.
Der Bedarf: Contra
Für Katharina Schulze, Chefin der Münchner Grünen, ist die Behauptung des Flughafens, man operiere jetzt bereits an der Kapazitätsgrenze, eine Mär. Die Zahl der Starts und Landungen lag in den Jahren 2008 und 2009 bei 432.000. Bis 2010 ging der Wert auf 390.000 zurück. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl zwar wieder auf 410.000 - dennoch sei da "noch viel Luft nach oben", sagt der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne). Zudem hätten die Gutachter des Flughafens ihre Prognosen generell zu optimistisch angelegt, argumentieren die Ausbaugegner: Der steigende Ölpreis werde auf lange Sicht den Luftverkehr eher schrumpfen als wachsen lassen, die derzeitige Krise der Luftfahrtbranche sei das erste Anzeichen einer solchen Entwicklung. So will allein die Lufthansa weltweit 3500 Stellen abbauen. Zudem habe der Airport in der Vergangenheit schon mehrfach mit seinen Prognosen danebengelegen, sagt Magerl.