Büchertipps der SZ-Autoren:Von Mördern und Münchnern

Ob Provinzkrimi, Milieuroman oder Biographie: Neun "SZ"-Autoren verraten Ihnen ihre ganz persönlichen Münchner Buchtipps. Ein Querschnitt durch die Geschichtenlandschaft der bayerischen Landeshauptstadt.

Eine erlesene Region

Leipziger Buchmesse - Vorschau

Büchertisch auf der Leipziger Buchmesse 2011

(Foto: dpa)

In keiner deutschen Stadt finden sich mehr Verlage als in München. Nimmt es da Wunder, dass von der Landeshauptstadt und ihrem schönen Umland auch zahlreiche Bücher handeln? Sei es ein literarisches Loblied auf die Sommerfrische an den Seen im Süden, sei es ein das vermeintliche Wohlstandsidyll Vaterstettens entlarvender Krimi, sei es das berührende Schicksal einer Kriegswaise in Olching - hier gibt es viel zu erlesen. Von München selbst ganz zu schweigen, von gescheiterten Existenzen im Billardsalon, bösen Machenschaften im Schlachthofviertel oder den Abgründen des Glockenbach-Chichis. "SZ"-Autoren haben neun Büchertipps für diesen Sommer zusammengetragen.

Alte Heimat

Welch ein Roman, welch ein Titel: Es glühen die Menschen, die Pferde, das Heu. Kürzer und intensiver kann man einen Sommer, wie ihn die Bauernkinder noch in den 50er und 60er Jahren erlebt haben, kaum beschreiben. Jenes Mädchen etwa, das auf dem Heuwagen wie ein Schwerarbeiter die Ballen aufschichten musste, während die Mutter mit dem großen Rechen die Reste aufklaubte, dazu das stinkende Bremsenöl, das an den Pferden klebte, und der Schweiß der Männer, der so säuerlich roch. Schließlich die Peitsche, die auf die Pferde niedersauste, bevor Menschen, Tiere und Futter unter der stauenden Hitze des Heubodens buchstäblich glühten und brannten.

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Marianne Hofmann, in München lebende Niederbayerin, schildert in ihrem 1997 erstmals erschienenen und nun dankenswerterweise neu aufgelegten Roman die phasenweise beglückende, überwiegend jedoch bedrückende Kindheit eines Mädchens auf dem Land. Jahre, die geprägt sind von schwerer Arbeit und der "bierbleiernen Zuneigung der Männer'". Die Bilder, die Hofmann mit einer beeindruckend präzisen Sprache zeichnet, zeigen eine verlorene Welt, gekennzeichnet von Entbehrung, Enge und Kälte, wo nur die sinnliche Entdeckung der Natur die junge Seele einigermaßen ins Gleichgewicht brachte.

Der Roman, der in einem trostlosen Hopfengebiet in der Hallertau spielt, enthält autobiographische Züge. Ähnlichkeiten zu Anna Wimschneiders "Herbstmilch" gibt es, doch zu vergleichen ist Hofmanns Roman damit nicht, zielt er doch wesentlich tiefer und präziser ins Literarische. Schon allein wie sie die Bierdimpfl im elterlichen Wirtshaus beschreibt, aus deren Mündern "der saure ätzende Dampf wie aus Jauchegruben steigt". Gleichwohl setzt er den Menschen, der Landschaft und den Traditionen in Hofmanns alter Heimat ein bleibendes Denkmal. Hans Kratzer

Marianne Hofmann: Es glühen die Menschen, die Pferde, das Heu. Roman. Lichtung-Verlag, Viechtach, 2011, 152 Seiten, 13,80 Euro.

Selig in der Sommerfrische

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Mit ihren Zeilen hat man die Seligkeit vor Augen. Etwa wenn Ludwig Thoma über seinen Aufenthalt am Chiemsee schwelgt: "Wenn ich die Augen schließe, und sei es, wo immer, Wasser an Schiffsplanken plätschern höre, erwacht in mir die Erinnerung an die Jugendzeit, an Stunden, die ich im Kahn verträumte, den See rundum und den Himmel über mir." Oder wenn Rainer Maria Rilke seiner Geliebten Lou Andreas-Salomé seine Unterkunft im Fahnensattlerhaus in Wolfratshausen beschreibt: "Und die große Stube war umso dunkler, voller Geheimnisse mit einem leisen tiefrothen Flämmchen im Herzen des Herdes und Alles leer und still wie im Märchen."

Viele Schriftsteller, Maler, Komponisten suchten Erholung und Ruhe am Rande der bayerischen Berge. Viele von ihnen schilderten ihre Eindrücke in Briefen und ließen sie wie Wassily Kandinsky oder Franz Marc einfließen in ihre Arbeit. Der Ausbau der Bahnstrecken von München nach Starnberg, Tegernsee, ins Werdenfelser Land und zum Kochelsee von Mitte des 19. Jahrhunderts an machte es den Reiselustigen leicht, ins Grüne zu kommen.

Die Stadtleute waren nicht immer gern gesehen, aber sie sicherten das Einkommen, wie Lena Christ bemerkt: "Denn der Hunger nach Profit ist bei jeder Bäuerin so groß, dass sie gern auf weiß Gott was alles verzichtet, wenn nur ihr Geldbeutel Nutzen davon hat."

Nach profunder Recherche dokumentiert Elisabeth Tworek, Leiterin der Münchner Monacensia, in vielen Texten das Leben berühmter Sommerfrischler im Alpenvorland. Ihr Buch lässt den Leser teilhaben an deren Erlebnissen und macht die Vergangenheit auf unterhaltsame Weise lebendig. Sabine Buchwald

Elisabeth Tworek: Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Allitera-Verlag, 2011, 276 Seiten, 19,90 Euro.

Händler, Strizzi, Detektiv

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Wilhelm Gossec ist Antiquitätenhändler im Münchner Schlachthofviertel, landläufig auch Trödler genannt. Aber eigentlich wäre er besser Privatdetektiv geworden. Denn was ihm in den vier München-Krimis von Max Bronski widerfährt, das wäre eines Philipp Marlowe nicht unwürdig. Gossec ist einer, der viel einstecken, aber auch ordentlich austeilen kann, und beide Eigenschaften kommen ihm bei seinen Abenteuern sehr zugute. In "Sister Sox", dem ersten der vier Krimis, kommt ihm seine Ziehtochter abhanden, die gerade eine Karriere als Sängerin begonnen hat. Bei seinen Nachforschungen hat Gossec es gar mit der Russenmafia zu tun.

Recht bodenständig geht es hingegen im "München Blues" zu, da spielen ein korrupter Landtagsabgeordneter und das Oktoberfest eine ebenso wichtige Rolle wie ein großes Immobilienunternehmen. In "Schampanninger" ist ein umtriebiger Sternekoch Gossecs Widersacher, ganz nebenbei geht es auch noch um Kokain, Unterschlagung und Bankraub. Und in "Nackige Engel" spielt der Münchner Fasching die Hauptrolle - neben Gossec, der auf die dumme Idee kommt, sich als Hitler zu verkleiden.

Michael Fitz liest die Krimis seit Jahren nicht nur live, sondern jetzt auch auf Hörbuch mit jenem strizzihaften Charme, der der Figur sehr angemessen ist. Max Bronski ist übrigens das Pseudonym eines Münchner Autors, der sonst sehr ernsthafte Sachen macht. Aber vielleicht kommt ja eines Tages ein Trödler aus dem Schlachthofviertel hinter Bronskis wahre Identität. Franz Kotteder

Michael Fitz liest Max Bronski: Die München-Krimis. Kunstmann-Verlag, 2010, Hörbuch auf 10 CDs, 29,90 Euro.

Die Wahrheit über Lena Christ

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Am Ende stand Lena Christ, 39, mittellos da, hatte zwei Töchter, einen Bänkelsänger als Geliebten, war schwer krank und gerade dabei erwischt worden, wie sie billige Ölschinken vom Trödler mit den Signaturen berühmter Maler versah und teuer zu verkaufen suchte. "Sie hat wohl keinen Ausweg gesehen", sagt Marita Panzer über den Suizid der Schriftstellerin 1920 auf dem Münchner Waldfriedhof.

Panzer, Autorin zahlreicher Biografien und Sachbücher, hat nun einen packenden und historisch aufschlussreichen Band über die bayerische Schriftstellerin vorgelegt: "Lena Christ - Keine Überflüssige". Der Titel ist angelehnt an die "Erinnerungen einer Überflüssigen". Darin erzählt die 1881 in Glonn bei Ebersberg unehelich geborene Lena Christ ihr von tragischen Ereignissen, Irrtümern und Scheitern überschattetes Leben in München. Eine Ausnahme bildete lediglich die glückliche Kindheit im Hansschuster-Hof in Glonn, der lebenslang Sehnsuchtsort der Dichterin blieb. Als armes Mädchen vom Land und Opfer einer gewalttätigen Mutter sowie eines trunksüchtigen (ersten) Ehemanns ist sie in die Literaturgeschichte eingegangen.

"Falsch", sagt Marita Panzer. Dieses schiefe Bild müsse zurechtgerückt werden. In ihrem Buch erzählt sie Christs Leben im Rahmen zeitgeschichtlicher Quellen. Und da zeigt sich: Manche Erinnerung der Dichterin ist mehr literarisches Konstrukt als erlebte Wirklichkeit. Freilich: Gescheitert ist sie - an jeder Station ihres Lebens. Der Leser erfährt Wissenswertes über den Alltag der Kleinbürger im 19.Jahrhundert, auch zu Themen wie Frauenrechte, Prostitution, Tuberkulose und Stadtentwicklung zitiert Panzer Quellen, die Lena Christs Schicksal in einen mit vielen Details angereicherten realistischen Rahmen stellen. Sehr berührend und lesenswert. Rita Baedeker

Marita Panzer: Lena Christ. Keine Überflüssige. Pustet-Verlag, 2011, 134 Seiten, 12,90 Euro.

Manchmal glänzt München doch

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München glänzt: Es blitzen die Handschellen, es funkeln die Discokugeln, es schimmert gammliger Leberkas, und manchmal hat München sogar Glamour. Zum Beispiel, wenn die Zeremonienmeister Otger Holleschek und Matthias Schlick an geheimnisvollen Orten zum Tanz bitten (im Szenejargon: "Hey, Samstag ist Holleschek-Party!"). Zweimal im Jahr lobt das Event-Duo überdies einen Wettbewerb für Kurzgeschichten aus, dessen Sieger bei "Menülesungen" präsentiert werden.

18 von 500 eingesandten Texten zum Thema "München" hat der Piper-Verlag im Taschenbuch "Der Glanz von M. abgedruckt. Nicht alle sind glänzend. Gerade einige Hobbyschreiber packen zu viel des Guten und Schlechten Münchens und zu viel Sex hinein und überbieten sich beim Aufzählen von - sogar fettgedruckten - urigen Lokalen, was sich streckenweise wie ein Szeneführer liest. Manche bewerfen die blanken Klischees mit Dreck und Kotze und sind am Ende doch versöhnlich: "Das Schlimmste ist, München, dass keine Stadt besser ist als du."

Aber wenn der große Menschenbeobachter Friedrich Ani die Kaputten im Billardsalon bluten lässt, geht der Blick tiefer. Ebenso, wenn Andreas Kurz in Grünwalder Villenkellern Betmaschinen entdeckt und deren Fürbitt-Leistung mit Allgäuer Barockkirchen ("einfach lächerlich") vergleicht. Zu einigen Geschichten hat sich Manuel Reheis, Chefkoch des Broeding, Rezepte ausgedacht, etwa zum Münchner Sushi: Radirolle mit kalt geräuchertem Saibling, Kürbiskern-Pesto und Apfelmeerretich-Mus. München hat eben nicht nur Mehr-, sondern auch Nährwert. Michael Zirnstein

Otger Holleschek, Matthias Schlick (Hrsg.): Der Glanz von M. München-Stories. Piper-Verlag, 2011, 224 Seiten, 8,95 Euro.

Ein Cocktail aus Blut und Prosecco

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Das wahre Leben spielt sich - auch in München - nicht auf Champagner-Partys ab, sondern im Friseursalon, wo sich Promis und Normalos zwischen Trockenhaube und Waschbecken so nahe kommen wie sonst nicht einmal im P1. Und so vermittelt Tomas Prinz, Szene-Coiffeur aus dem Glockenbachviertel, unfreiwillig die alternde Schauspiel-Diva Charlotte Auerbach an die Soap "SidL" (So ist das Leben) eines fiktiven TV-Senders aus Unterföhring. Als dort am Set der Chefautor plötzlich tot in der Kulisse liegt, ist Hobby-Detektiv Prinz mittendrin in seinem vierten Mordfall.

Die Suche nach dem Täter spielt in Christian Schünemanns Krimi nur eine untergeordnete Rolle. Viel mehr Spaß macht es, in diesen Cocktail aus bösem Blut und Prosecco-Chichi einzutauchen. Friseur-Azubis werden sich an akribisch recherchierten Haarschneide-Szenen erfreuen, Bunte-Leserinnen an einer Milieustudie aus dem Paradies - und so mancher Leser findet immerhin sein Lieblingscafé wieder.

Ziemlich treffend beschreibt Schünemann das Leben im Viertel rund um die Hans-Sachs-Straße. Da stört auch die mitunter sehr auffällige Betonung gängiger Klischees (schwuler Friseur, zickige Schauspielerin) nicht. Wer Glück hat, verschluckt sich beim Lesen vor Lachen an seinem Apérol Sprizz. Im schlimmsten Fall schaut man danach in den Spiegel - und wünscht sich eine neue Frisur. Tobias Dorfer

Christian Schünemann: Daily Soap. Ein Fall für den Frisör. Diogenes-Verlag, 2011, 235 Seiten, 9,90 Euro.

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Halt geben die Bücher

Normalerweise ist es der Tod, der die Menschen heimsucht und sie aus ihrem Leben reißt. Sie fürchten ihn. In Markus Zusaks "Die Bücherdiebin" sind die Rollen vertauscht. Da sagt der Tod: "Ich bin von Menschen verfolgt." Er blickt sie nicht an, wenn er sie holen kommt, er kann sie nicht ertragen. Nur einmal macht er eine Ausnahme, als er auf die neunjährige Liesel Meminger trifft. Er sieht sie erstmals, als ihr Bruder stirbt. Und er wird dem Mädchen noch viele Male begegnen.

Zusaks Mutter stammt aus Olching (im Roman: Molching bei München). Ihre Erinnerungen aus der Nazi-Zeit fließen in den Roman ein: die Bombennächte etwa oder dass einige Kinder bestraft wurden, weil sie KZ-Häftlingen, die nach Dachau getrieben wurden, Brot zusteckten. Doch der Rest der Geschichte, auch Liesel Meminger, ist fiktiv.

Gleich zu Beginn des Buches verliert sie Vater, Mutter und Bruder. Sie wächst bei einer Pflegefamilie auf, in der sie sich nur langsam zurechtfindet. Halt geben ihr Bücher, die sie klaut, weil sie kein Geld hat. Liesel behält die Bücher nicht für sich, sondern teilt sie - mit ihrem Freund Rudi, mit ihrem Pflegevater, mit den Nachbarn, vor allem aber mit dem Juden Max, den ihre Pflegeeltern verstecken. Die Bücher trösten, während die Welt in Molching unterzugehen scheint. Zusak gibt einen bewegenden Einblick in den deutschen Alltag während des Zweiten Weltkriegs. Und er zeigt, dass auch der Tod ein Herz hat, zumindest für Liesel Meminger. Melanie Staudinger

Markus Zusak: Die Bücherdiebin. Roman. Blanvalet-Verlag, 2008, 592 Seiten, 19,95 Euro. (Auch als Taschenbuch für 9,95 Euro.)

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R-B.X

Hier wurden einst die standesgemäßen Ehen eingefädelt: bei der Sommerfrische am Starnberger See. Doch schon lange ist sie kein Privileg des Adels mehr. Eigentlich, seit Ludwig II. die Eisenbahn nach Feldafing und Possenhofen bauen ließ. Seitdem pilgert auch der Normalbürger an heißen Sommertagen aus der stinkenden Stadt an den See. Doch die Spuren einstiger Dekadenz findet man noch heute - und zahlreiche Geschichten, die so gar nicht dekadent sind.

Katja Sebald nimmt den Leser in ihrem Hörbuch ,,Sommerfrische am Starnberger See'' mit auf eine Zeitreise. Fast 70 Minuten taucht der Hörer ein in eine längst vergangene Zeit - und wird von der Stimme des Schauspielers Christian Tramitz doch an zahlreiche Orte entführt, die noch heute beliebte Ausflugsziele der Münchner sind. Auf die Roseninsel zum Beispiel, das Paradies von König Ludwig II., der hier mit Richard Wagner speiste - und wo sich übrigens auch Bayerns erstes Wasserklosett findet.

Oder nach Feldafing, wo die österreichische Kaiserin Elisabeth bei ihren Besuchen eine ganze Turnhalle mit allerlei Geräten aufbauen lässt. Täglich trainierte sie dort mehrere Stunden. Sie schlief auch mit rohem Kalbsfleisch im Gesicht und achtete penibel darauf, ihr Gewicht von gerade einmal 50 Kilogramm (bei einer Körpergröße von 1,72 Metern) zu halten. Und dann sind da noch die Geschichten über Karl Valentins Erlebnis mit dem Karpfenrennen oder Johannes Brahms' Kauf eines unbrauchbaren Klaviers. Ein neuer Blick der modernen Sommerfrischler auf ihren Starnberger See. Birgit Kruse

Sommerfrische am Starnberger See. Eine KulturKreuzfahrt in zwölf Stationen. Texte von Katja Sebald, gelesen von Christian Tramitz, 67 Minuten, erschienen im Volk-Verlag, 2011, 14,95 Euro.

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Böse Buben, freche Frauen

Überschaubar ist die Welt von Leuterding. Die kleinen Dramen spielen sich im Hammer-Eck ab, dem Lokal des wortkargen Wirts Franz Luginger, der mit seinen Gästen am liebsten Fußball schaut. Bis am Freitagabend der Lehrer des örtlichen Gymnasiums mit tödlichen Verletzungen auf der Straße liegt und Sammy, der schwarze Koch aus dem Hammer-Eck, unter Verdacht steht: Er hat ein Verhältnis zur Ehefrau des Ermordeten und außerdem ein ziemlich schwaches Alibi.

Franz Xaver Roth hat einen intelligenten Roman über das Leben im Münchner Speckgürtel geschrieben: ,,Böser Mann'' wirft einen Blick hinter die schöne Wohlstandskulisse von Leuterding. Da gibt es kleine und große Betrüger, mittlere bis schwere Besäufnisse, schmutzige Sexgeschäfte, zweifelhafte Immobiliendeals und schöne Frauen, die ihre Leidenschaften ausleben wollen. Gegen seine Natur wird Luginger zum Ermittler, unterstützt von seiner hellwachen alten Mutter, die offenbar zu viele Krimis gesehen hat. Und die Polizei kommt eh immer zu spät.

Amüsant und kurzweilig ist dieses Buch, und es stört keineswegs, dass Roth streng chronologisch erzählt. In diesem Leuterding, das auffallende Ähnlichkeiten mit Vaterstetten aufweist, sind die Tage voller kurioser Ereignisse, die Figuren so herrlich störrisch und liebenswert, dass man sofort denkt: Das ist ein Stoff für den Filmemacher Franz Xaver Bogner. Christian Mayer

Franz Xaver Roth: Böser Mann. Provinzkrimi. Knaus-Verlag, 2011, 288 Seiten, 14,99 Euro.

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