Literaturfest:Eine kleine Gemeinde

Literaturfest: Ruhig wirkt es in der Münchner Bücherschau im Gasteig in diesem Jahr auch an einem Samstag-Nachmittag.

Ruhig wirkt es in der Münchner Bücherschau im Gasteig in diesem Jahr auch an einem Samstag-Nachmittag.

(Foto: Robert Haas)

Die 62. Münchner Bücherschau im Gasteig lädt zum Stöbern ein - und zu Lesungen mit internationalen Autorinnen und Autoren.

Von Michelle Rigohrt, München

Es ist schon dunkel an diesem späten Samstag-Nachmittag, und angesichts der Kälte sind die Münchner Straßen wenig belebt. Vor dem Gasteig sind aber doch ein paar Menschen zu erkennen, die vor dem Eingang in ihren Taschen wühlen, um ihre Impfausweise zu suchen. Und auch im Inneren sind die verschiedensten Generationen von jung bis alt vertreten. Ruhig wirkt es hier; eigentlich sind nur die Rolltreppen zu hören, die sich alle paar Minuten in Bewegung setzen.

Sie führen zur Münchner Bücherschau, die fast wie gewohnt stattfindet. Auf zwei Stockwerken stehen Bücherregale, unterteilt nach Verlagen oder Literaturpreisträgern, und beleuchtet von Lampen, die auf eine breite Auswahl scheinen: Gartenlektüre, Sachbücher zum Klimawandel, die Comic-Biografie von Anne Franks Leben, Bilderbücher von Michelle Obama und Frida Kahlo und Oscar Wildes klügste Gedanken. Und wo sind die Leser? Auf den ersten Blick scheint die 62. Münchner Bücherschau mager besucht, sicherlich der Corona-Lage geschuldet. Trotzdem ist auf den zweiten Blick jede schwarze Lederbank besetzt mit blicksenkenden Menschen, und an jedem Regal sind mindestens zwei Paar Hände zu sehen, die nach Büchern greifen.

Bis zum 5. Dezember soll nach jetzigem Stand die Bücherschau im Gasteig geöffnet sein und dazu Lesungen von internationalen Autorinnen und Autoren bieten. Rund 10 000 Bände fasst sie dieses Jahr, und Verlage wie Droemer Knaur, Carlsen, Piper, Heyne, Carl Hanser oder Antje Kunstmann bieten Lesestoff für jede Altersgruppe an. Das ganze zweite Stockwerk ist mit Kinder- und Jugendlektüre ausgestattet, und an der Treppe liegt ein Hörspiel als Geschenk, mit Lesungen unter anderem von "Jim Knopf", der "Unendlichen Geschichte" oder der "Glücksbäckerei".

Viele hatten sich wohl für die digitale Version der Lesung entschieden

Kurz vor 18 Uhr hallt ein Gong durch die Regale, und vor dem kleinen Konzertsaal bildet sich schnell eine Reihe an Müttern und Vätern mit ihren Kindern. Der Trubel ist laut im Vergleich zu den Minuten zuvor. Die Kinder hüpfen auf und ab, um die überschüssige Energie loszuwerden, denn in dem Konzertsaal erwartet sie eine Lesung zu den 100 besten Kinder- und Jugendbüchern. Als sich die Tür hinter den Letzten schließt, ist es bis auf die Rolltreppen wieder still.

Später am Abend kommt Autorin Anne Gesthuysen in den Gasteig, um in der Black Box ihren Roman "Wir sind schließlich wer" vorzustellen. "Schön, dass sie als kleine Gemeinde da sind", begrüßt Bücherschau-Kurator Thomas Kraft das überschaubare Publikum. Viele, die ein Ticket gekauft hatten, haben sich wohl doch für die digitale Version der Lesung entschieden; die Bücherschau samt Veranstaltungen kann man wie das Literaturhausprogramm in diesem Jahr auch online verfolgen. Gesthuysen liest und erzählt kleine Anekdoten aus ihrem Leben, die sie als Inspiration für ihr Buch nahm; lustige, bodenständige Erinnerungen, die das Publikum zum Lachen bringen. An einem Herbstabend in pandemischen Zeiten ist das viel.

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