Literatur-Tipps:Empfehlenswerte Bücher von Münchner Autorinnen und Autoren

Lesezeit: 9 Min.

Die Himmelstürmer: eine kleine Auswahl interessanter Werke, die Münchner Schriftstellerinnen und Schriftsteller in diesem Jahr veröffentlicht haben. (Foto: aw)

Ob Roman oder Biografie, Krimi oder Jugendbuch: eine Auswahl lesenswerter Werke, die im Jahr 2024 von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern erschienen sind.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Die Auswahl ist wie immer ungerecht. So viele interessante Bücher von Münchner Autorinnen und Autorinnen sind in diesem Jahr wieder erschienen, so subjektiv letztlich die Kriterien, dass jedes Ordnungsprinzip scheitert. Friedrich Anis München-Krimi „Lichtjahre im Dunkel“, nur zum Beispiel, ist ebenso empfehlenswert wie der Lyrikband „Polle und Fu“ von Karin Fellner. Fans von Thomas Meinecke werden vermutlich bei der Lektüre seines Romans „Odenwald“ froh, Fans von Jovana Reisinger bei ihrem neuen Essayband „Pleasure“. Lesenswert sind die neuen Romane von Jan Weiler, Natalie Buchholz, Nicola Bardola, Hans-Dieter Eberhard, Kira Mohn und vielen anderen Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern – hier also nur eine kleine Auswahl aus einer großen Bandbreite.

Dana von Suffrin: Trauer trifft Komik

Große Erzählstimme: die Münchner Schriftstellerin Dana von Suffrin, Jahrgang 1985. (Foto: IMAGO/serienlicht)

„Ich lüfte jedem Gespenst das Leintuch und entdecke darunter etwas unendlich Witziges“: eine treffliche Selbstauskunft von Rosa Jeruscher, der Ich-Erzählerin in Dana von Suffrins Roman „Nochmal von vorne“. Und eine Eigenschaft, die sie mit der Autorin zweifellos teilt. Wie sonst würde die ihre Rosa, die eben vom Ableben ihres krebskranken Vaters Mordi Jeruscher erfahren hat, in Großhadern in die Arme des „arischen Onkologen“ laufen lassen. Trauer und groteske Komik sitzen hier ganz treulich nebeneinander auf der tristen Klappstuhlreihe im Wartebereich der Riesenklinik.

Nie den Schrecken für sich stehen lassen, das war schon in „Otto“ so, dem umwerfenden, vielfach ausgezeichneten Debüt der promovierten Münchner Historikerin. Vage an die Biografie von Dana von Suffrins eigenem Vater, einem Juden mit Wurzeln in Siebenbürgen und Israel, angelehnt ist auch der Nachfolger „Nochmal von vorne“, der in diesem Jahr den Münchner Tukan-Preis erhalten hat und für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

Wieder sind es die Töchter, die – in München – Erinnerungsarbeit leisten, das, was von ihrer dysfunktionalen Familie übrig geblieben ist, neu zusammensetzen. Shoa, Krieg, Krankheit, Tod. Rosa Jeruscher hat es mit vielen Gespenstern zu tun in diesem Roman. Der Vater, der sie mit „kochenden Teeraugen“ ansieht, den die Angst vergiftete und vor der Zeit umbringen würde. Die Mutter, die verschollen geht, und die Schwester, die sich die Pulsadern aufschneidet. Und doch, ein Buch, vom Leben gewärmt. Enorm starke Literatur. Jutta Czeguhn

Dana von Suffrin: Nochmal von vorne, Kiepenheuer & Witsch, 240 Seiten, 23 Euro

Lea Ruckpaul: Blick auf Lolita

Lea Ruckpaul ist Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel. „Bye Bye Lolita“ ist ihr Debütroman. (Foto: Meike Kenn)

„Ich will keine Zuwendung und ich will keine Wiedergutmachung. Ich will Autonomie.“ Dolores Haze hat ein ganz klares Ziel. Sie will loskommen von Humbert Humbert, von dem Mann, der sie als Kind vergewaltigt hat. Er entriss sie ihrer Umgebung, reiste mit ihr herum, von Hotel zu Hotel, kurz lebten sie in einer Stadt. Dolores floh, doch was der Mann ihr angetan hat, ist in sie eingebrannt. „Andere Menschen haben eine chronische Krankheit, mit der sie sich ein Leben lang abmühen, ich habe Humbert Humbert“, weiß sie.

Die Figur Dolores Haze ist besser bekannt als „Lolita“. Vladimir Nabokov veröffentlichte seinen gleichnamigen Roman 1955, das Buch verursachte einen Skandal. Knappe 70 Jahre später gibt es eine Antwort auf Nabokov: Lea Ruckpaul erzählt mit „Bye Bye Lolita“ die Geschichte aus der Perspektive des Mädchens beziehungsweise der Frau. Es ist ein Blick in einen tiefen Abgrund.

„Bye Bye Lolita“ ist Lea Ruckpauls Debütroman. Sie schrieb ihn zwischen zwei Theaterengagements, mittlerweile ist die 37-Jährige festes Ensemblemitglied im Residenztheater. Ihr Buch entfaltet eine ähnliche Wucht wie sie auf der Bühne. Er weicht Fragen, Wut und Schmerz nicht aus, sondern zielt hinein, kraftvoll und direkt. Wie schreibt man sich frei aus einer erdrückenden männlichen Übermacht? Vermutlich so. Yvonne Poppek

Lea Ruckpaul: Bye Bye Lolita, Voland & Quist, 312 Seiten, 24 Euro

Stefan Wimmer: Sehnsuchtsland Numero uno

„Schreibe es genau so. Mach es. Geh raus, und tu es“: Der Münchner Schriftsteller Stefan Wimmer verfolgt mit seiner Pasing-Trilogie eine Mission im Sinne anarchischer Comedy. (Foto: Stephan Rumpf)

Es kann eine hohe Kunst der Literatur sein, die Menschen, die darin auftreten, so reden zu lassen, wie sie im wahren Leben reden. Unverfälscht und kernig statt gekünstelt und belanglos. Dem Münchner Autor Stefan Wimmer gelingt mit seiner Pasing-Trilogie ein kleines Wunder. Er taucht so süffig in die Achtzigerjahre ein, schubst den Leser so vergnügt mitten in seine Kajal-Clique, diesen nassforschen, politisch unkorrekten Haufen junger Männer, dass man aus dem Staunen und Lachen nicht herauskommt. Freilich vorrangig dann, wenn man die Achtziger nicht nur aus Wikipedia-Einträgen kennt.

Sprachlich ist auch im zweiten Teil der Trilogie, „Lost in Translatione“, wieder der Teufel los, besser gesagt: der Deibel. Wenn der gleichnamige Außenseiter, mit Bonduelle-T-Shirt und Brusttascherl angemessen dekoriert, vor seinen Freunden dahinnuschelt: „D’Christiane in der Stöberlstraß’ sagt immer zu mir: Du schaust aus wie der Omar Sharif!“, dann hüpft das Herz vor Freude über die tollkühnen Dialoge und neuen Abenteuer der präpotenten Draufgänger. Nach „Die 12 Leidensstationen nach Pasing“ (2020) schickt Wimmer seine Teenager-Hallodris ins Sehnsuchtsland Numero uno nach Italien, lässt sie in Milano Marittima durch die Discos streifen und den Genovevas und Dolores’ hinterherjagen. Was für ein ungenierter Spaß im vielleicht lustigsten Münchner Roman des Jahres! Und bald schon geht’s ins Skilager: Teil drei der anarchischen Comedy-Trilogie heißt „Die weiße Hölle vom Fuxnhof“ und wird wohl wieder in Wimmers eigenem Blond Verlag erscheinen. Bernhard Blöchl

Stefan Wimmer: Lost in Translatione, Blond Verlag, Paperback, 288 Seiten, 18 Euro

Slata Roschal: Wein und Weltschmerz

Wie lassen sich Kinder und Beruf verbinden? Das ist nur eine von vielen Fragen, die sich Slata Roschals Protagonistin stellt. (Foto: Dirk Skiba)

Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten“ – dieser Buchtitel trifft wohl das Lebensgefühl der Stunde. Slata Roschal legt den Satz ihrer Ich-Erzählerin in den Mund, der gerade alles zu viel wird. Maria Novak, Anfang dreißig, nutzt daher einen Hotel-Aufenthalt anlässlich eines Seminars, um sich den Zumutungen der Welt mal kurz zu entziehen.

Die Übersetzerin und zweifache Mutter fühlt sich in einem Hamsterrad gefangen, das dauernde Hingabe an die Kleinkinder erfordert, gleichzeitig jedoch stetes Bemühen um Geldquellen, die für eine promovierte Geisteswissenschaftlerin nicht üppig sprudeln. Dazu kommt das Gefühl, in diesem Land nicht dazuzugehören. Wer eine andere Herkunft hat, einen anderen Glauben, macht sich notgedrungen Gedanken über die „frohen AfD-Plakate entlang der Straße“. Und stellt womöglich kleine Koffer bereit, um sie im Notfall aus dem Keller zu holen.

Am Ende dieses Jahres, an dessen Anfang Roschals Roman erschien, wirkt die gehetzt klingende Suada ihrer Protagonistin aktueller denn je. Von der man nur hoffen kann (wie von uns allen), dass sie nicht allzu viel Wein in sich hineinschüttet. Um am nächsten Tag wieder einigermaßen nüchtern den Zumutungen der Welt entgegenzutreten. Antje Weber

Slata Roschal: Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten. Claassen/Ullstein, 170 Seiten, 22 Euro

Jo Lendle: Frau im Himmel

Schriftsteller und Verleger: Jo Lendle. (Foto: Heike Bogenberger/autorenfotos.com)

Nicht alles ist eindeutig zwischen Himmel und Erde. Amelia Earhart liebte das Dazwischen – und wohl genau deshalb auch das Fliegen. Wenn sie mit ihrer Lockheed Electra abhob, musste sie sich keine Gedanken mehr machen über all die Grenzen, die den Menschen so wichtig sind, sei es zwischen Ländern oder in der Liebe.

Dass die US-amerikanische Flugpionierin (1897–1937) in Letzterem nicht festgelegt war, ist nur ein Aspekt in Jo Lendles Roman „Die Himmelsrichtungen“: Amelia Earhart war mit einem einflussreichen Verleger verheiratet, ihre große Liebe war aber wohl die Präsidentengattin Eleanor Roosevelt. Doch Earhart war auch beruflich in einem Bereich unterwegs, der zuvor eindeutig Männern vorbehalten schien. Sie muss eine bemerkenswerte, vielseitig begabte Frau gewesen sein, die in jeder Hinsicht die Grenzen überwand, die Frauen gesetzt waren: „Die Männer schliefen noch. Seit Jahrhunderten schliefen sie. Ich wollte los.“

Und sie legte los, plante sogar eine Weltumrundung. Soghaft und einfühlsam erzählt Lendle, ausgehend vom entscheidenden, schwersten Flug, in Rückschauen ihr Leben. Ob sie am Ziel ankommen wird? Wichtiger ist die unumstößliche Erkenntnis: „Der Himmel hat keine Grenzen.“ Antje Weber

Jo Lendle: Die Himmelsrichtungen. Roman. Penguin, 251 Seiten, 24 Euro

Alexandra Helmig: Jugend voller Zweifel

Alexandra Helmig, hier im Literaturhaus-Café, erzählt die Geschichte ihrer 15-jährigen Protagonistin in lakonisch knapper und doch fast lyrischer Sprache. (Foto: Leonhard Simon)

Die 15-jährige Ina erzählt in assoziativen, tagebuchartigen Einträgen von den Höhenflügen und Fehlschlägen einer Lebensphase, an die viele ihrer gleichaltrigen Leserinnen und Leser andocken können (und an die viele Erwachsene sich mit Grauen zurückerinnern dürften): davon, wie sie sich in den einen Jungen verliebt, aber versehentlich doch mit einem anderen schläft. Wie es sich anfühlt, das Scheitern der Ehe ihrer Eltern mitzuerleben, schwankend zwischen Empathie für ihre Mutter und dem Bemühen, sich von deren Trauer abzugrenzen: „Langsam nimmt Mama die Farbe des Sofas an. Beige. Fahl. Blass. Sie sieht aus, als wenn man die Luft aus ihr rausgelassen hätte.“ Parallel entfremdet sie sich von ihrer besten Freundin Vicky, die nur ihren neuen Freund Brian im Kopf hat. „Sie, die glänzende Porzellantasse in der Vitrine, will mit dem Sprung in der Schüssel nichts zu tun haben. Achtung. Ich bin vielleicht ansteckend“, stellt Ina lakonisch fest.

„Beat vor der Eins“ ist in knappen, fast lyrischen Kapiteln erzählt, fängt einen von den ersten Zeilen an mit seinem Rhythmus ein. Nicht von ungefähr ist die vielseitige Autorin Alexandra Helmig auch als Soul-Pop-Sängerin erfolgreich. Im Übrigen seien in Inas Figur, in die Schilderung ihrer Unsicherheiten und Selbstzweifel viel ihrer eigenen Gefühlswelt als Jugendliche eingeflossen, sagt Helmig. Gelungen ist ihr das Porträt einer wunderbar authentischen Protagonistin, deren Leben aus dem Takt gerät, bevor sie dann ihrem eigenen, inneren Sound vertraut. Barbara Hordych

Alexandra Helmig: Beat vor der Eins, ab 14 J., Mixtvision Verlag 140 Seiten, 16 Euro

Franz-Maria Sonner: Was Erbsen verraten

Über den Dächern Münchens: Franz-Maria Sonner. (Foto: Peter Frese)

Die Lokomotive steht bereits unter Dampf, doch noch fehlt ein Passagier: Der beleibte Abt Gregor Mendel wird von einem Dienstmann in letzter Sekunde in den Zug geschoben. Da sitzt er nun, in einem Wagen erster Klasse zwischen Wien und Brünn, und hat für die nächsten vier Stunden im Jahr 1883 Zeit, über sein Leben nachzudenken.

Heute ist der Pater als Forscher, der die Mendelschen Gesetze aufgestellt hat, jedem Schulkind ein Begriff. Er selbst findet in der Novelle „Gregor Mendel begegnet dem Schicksal“ in der Rückschau auf sein Leben vorwiegend Scheitern und Scham: Für den Bauernsohn war der Aufstieg schwierig und endete im Kloster; dass er sich nach Studienmisserfolgen dort jahrelang in den Garten zurückzog und akribisch Erbsen kreuzte, fand zu seiner Zeit auch kein Wissenschaftler bemerkenswert. Atmosphärisch dicht zeigt Franz-Maria Sonner, dass Selbstbild und (spätere) Außenwirkung nicht immer übereinstimmen müssen. Und dass es trotzdem möglich ist, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen. Antje Weber

Franz-Maria Sonner: Gregor Mendel begegnet dem Schicksal. Edition Nautilus, 136 Seiten, 20 Euro

Volha Hapeyeva: Samota heißt Einsamkeit

Volha Hapeyeva, hier im Münchner Lyrik Kabinett. (Foto: Lyrik Kabinett)

Das Hotel eines Instituts für Vulkanologie. Ein Kongress zur „Regulation von Tierpopulationen“. Und mehrere Figuren, die in rätselhafter Verbindung stehen – soweit die Ausgangslage von Volha Hapeyevas Roman „Samota“. Dass nicht jedes Rätsel am Ende gelöst ist, darf man hier getrost als Programm verstehen. Letztlich geht es hinter der feinen Textur dieses eigenwilligen, melancholischen Romans, dessen Titel „Samota“ auf Belarussisch für Einsamkeit steht, um andere, um die großen Fragen: nach Gut und Böse – und danach, wie der Mensch die Welt ein- und zugrunde richtet.

Volha Hapeyeva ist als gebürtige Belarussin früh mit den großen Fragen konfrontiert worden, in den Erscheinungsformen einer Diktatur. Seit Jahren lebt sie im Exil, insbesondere in München, wo die Autorin und Übersetzerin nun wieder dauerhaft wohnt und die Literaturszene bereichert. In ihrem aktuellen Roman etwa formuliert Hapeyeva eine letztlich radikale Botschaft. Nicht nur, indem sie Empathie in einem umfassenden Sinne versteht, also zum Beispiel auch als tiefes Mitgefühl für Tiere. Sondern indem sie auch Einsamkeit in einem positiven Sinne deutet: „Nicht Alleinsein, sondern allein Sein“, vermittelt eine Figur als Quintessenz. Das „Gefühl der Zugehörigkeit zum Universum“ beschwört Hapeyeva als Hoffnung: „Nicht einsam sein, sondern eins sein. Allsein.“ Antje Weber

Volha Hapeyeva: Samota. Aus dem Belarussischen von Tina Wünschmann und Matthias Göritz. Droschl, 192 Seiten, 25 Euro

Anatol Regnier: Das Schwabing-Gefühl

Anatol Regnier hat seine „Erinnerungen eines Taugenichts“ geschrieben. (Foto: Mirco Taliercio)

Das Schwabinger Lebensgefühl der Fünfziger- und Sechzigerjahre, angereichert mit Ambacher Impressionen vom Starnberger See: Hier lebt es wieder auf. Anatol Regnier hat es in seinen „Erinnerungen eines Taugenichts“ eingefangen – ohne etwas zu verklären.

Der Sohn berühmter Eltern, 1945 geboren, kann viele Anekdoten erzählen, in denen weitere berühmte Menschen vorkommen. Sein Vater: der Schauspieler Charles Regnier. Seine Mutter: die Schauspielerin Pamela Wedekind, Tochter des Dichters Frank Wedekind. Und um sie herum jede Menge Künstler und sonstige Prominente, von Gustaf Gründgens bis Erich Kästner, Graf von Pocci bis Werner Herzog.

Doch Anatol Regnier, selbst Musiker und Schriftsteller, belässt es nicht bei amüsantem Namedropping. Ihm ist auch wichtig, die bleierne Atmosphäre der Nachkriegszeit darzustellen, das kollektive schlechte Gewissen. Er schaut genauer hin, auch bei den eigenen Eltern, er recherchiert und hinterfragt unter anderem die enge Freundschaft seiner Mutter mit Waldemar Bonsels. Das Ergebnis: eine so unterhaltsame wie aufschlussreiche Lektüre. Antje Weber

Anatol Regnier: Erinnerungen eines Taugenichts. btb, 320 Seiten, 24 Euro

Christof Weigold: Münchner Kriminalfall

Christof Weigold geht in seinem neuen Krimi dem bis heute unaufgeklärten Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde 1970 nach. (Foto: Stephan Rumpf)

Schon faszinierend, wie Christof Weigold Fakten und Fiktion mischt. Die Krimis des Münchner Autors kreisen um nicht aufgeklärte Verbrechen der Vergangenheit. Dies gilt für seine amüsanten historischen Krimis um den Privatdetektiv Hardy Engel im Hollywood der Zwanzigerjahre genauso wie für sein jüngstes Werk „Das brennende Gewissen“, das im Schwabing der Gegenwart spielt. Den Hintergrund liefert hier der Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde im Februar 1970. Damals starben in der Münchner Reichenbachstraße sieben Menschen, aufgeklärt ist der Terrorakt bis heute nicht.

Als Weigold an seinem Roman arbeitete, wusste er noch nichts vom baldigen Krieg zwischen der Hamas und Israel, geschweige denn vom dadurch ausgelösten Anstieg des Antisemitismus. Doch im Krimi spürt er akribisch den Wurzeln des Judenhasses in der linken Szene nach. Das Buch beginnt mit dem Mord an einer Buchhändlerin. Doch bald ist der Fallanalytiker Felix Petry, der neue Ermittler des Autors, überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem aktuellen Fall und dem Anschlag gegen das Wohnheim gibt. Er verfolgt verschiedene Spuren, zu Rechtsextremisten genauso wie zu linken Aktivisten. Und wird schließlich fündig. Sabine Reithmaier

Christof Weigold: Das brennende Gewissen. Petry ermittelt. Kampa Verlag, 384 Seiten, 18,90 Euro

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