Süddeutsche Zeitung

Buchtipp:Barfuß durch den Sommer

Lesezeit: 2 min

Jörg Steinleitners drittes Kinderbuch

Von Sabine Reithmaier

Sommerferien. Es ist heiß und auch ein bisschen langweilig in dem kleinen Dorf, in dem der neunjährige Corvin wohnt. Weil "Langeweile der totale Killer" ist, jedenfalls für Corvin, beschließt er, eine Bande für komplizierte Kriminalfälle zu gründen. Und da den anderen Kindern auch gerade recht fad ist, gründet sich die "Barfußbande" fast wie von selbst. Außer Corvin sind noch Ben und die zwei Mädchen Kiki und Tanne mit von der Partie. Die paritätische Besetzung ist Kiki wichtig, sie "ist nämlich für Gleichberechtigung, seit sie in ihrer Klasse mal darüber diskutiert haben". Später kommt auch noch Quentin dazu, ein Gummistiefelträger, dem anfangs das Barfußgehen nicht leichtfällt.

Weil Tannes Oma plötzlich verschwunden ist, hat die Bande auch schnell ihren ersten Fall, der sie ziemlich in Anspruch nimmt. Traktoren werden geklaut, Schatztruhen geknackt und dann gibt es auch noch Ärger mit den Rockern vom Höllenjäger-Club. Bloß gut, dass der Nebenerwerbslandwirt und LKA-Chef Karl Zimmerschied ihnen unterstützend beispringt. Erprobte Jörg Steinleitner-Leser kennen den unkonventionellen Ermittler bereits als Hauptfigur aus der jüngsten von drei Krimireihen, die der Autor in den 20 Jahren seines Schreibens entwickelt hat.

Kann sein, dass Wolkendorf am Michlsee, das Steinleitner mit sehr viel Liebe beschreibt, ziemlich viel Ähnlichkeit mit dem Riegsee in der Nähe von Murnau hat, dem Ort, in dem der Schriftsteller seit 2011 mit seiner Familie in einem alten Bauerhof lebt. In einem Interview machte er keinen Hehl daraus, dass Dorfleben und "Gartenzaungespräche" (Steinleitner) auch auf sein Schreiben abfärben, am deutlichsten wohl in seinen Kinderbüchern. Die ersten zwei, die Abenteuer der neunjährigen Juni Rosenglück, hat er mit seiner ältesten Tochter Jona, Jahrgang 2003, geschrieben. Aber weil Jona inzwischen andere Interessen hat, musste er das dritte, die "Barfußbande", wieder allein zu Papier bringen. Das dürfte ihm, dem versierten Vielschreiber, nicht schwergefallen sein. Auf jeden Fall macht es viel Spaß, die Kinder bei ihren Abenteuern zu begleiten, egal ob sie gruselige Gespensterhäuser entdecken oder in Wasserfällen baden.

Daniela Kohl, bekannt durch ihre Illustrationen der inzwischen 20-bändigen Mädchenbuchreihe "Mein Lottaleben", hat das wohl ebenfalls genossen. Ihre Bilder geben den Kindern, aber auch Kühen, Hunden und Katzen, ein deutliches Profil und tragen viel zum Lesevergnügen bei.

Bei den Lesungen für Kinder ist Steinleitner multimedial unterwegs. Regisseur Matthias Edlinger, mit dem er einst den auch vor Morden nicht zurückschreckenden Kunstfälscher Felix Ambach erfand, liefert ihm Filmszenen. Schließlich müsse alle drei Minuten was Neues passieren, sagt Steinleitner. "Sonst kippen mir die Kinder weg."

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Quelle:
SZ vom 20.03.2020
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