Buchprojekt:Kost aus aller Welt

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Als die Münchner den Umgang mit Essstäbchen lernten: Gäste im China-Restaurant Tai-Tung, irgendwann in den Sechzigerjahren. (Foto: Georg Schödl / Stadtmuseum)

Das Stadtmuseum beschäftigt sich mit internationaler Küche

Von Franz Kotteder

Na, das mag ein schöner Fraß sein: "Zwei Kugeln süß-sauer mit scharf!", heißt der neue Projekteinblick, den das Münchner Stadtmuseum seinen Besuchern im ersten Stock des Hauses am St.-Jakobs-Platz gewährt. Es geht dabei um die internationale Gastronomie in der Stadt, die es inzwischen nun doch schon seit mehr als 100 Jahren gibt, die aber noch relativ wenig erforscht ist. Das soll sich ändern, denn das Stadtmuseum arbeitet derzeit gemeinsam mit dem Stadtarchiv an einem Buch, das sich der durch Migranten geprägten Gastronomie in München widmet. Ende April 2020 soll es erscheinen.

Einen ersten Einblick in die Arbeit will die Kuratorin Clara Sterzinger-Killermann an diesem Donnerstag um 19 Uhr bei einer Veranstaltung mit dem typisch münchnerischen Titel "Eat'n'Meet" geben. Zu internationalen Speisen des Flüchtlingsprojekts "Über den Tellerrand", das sonst die Gastronomie in der Volkshochschule an der Einsteinstraße und einen Cateringservice betreibt, wird sie etwas über das Projekt erzählen. Dabei wird es auch um die Präsentation im Hause gehen, die exemplarisch drei Lokale beleuchtet.

Bei den "zwei Kugeln", da handelt es sich um das Eiscafé Sarcletti am Rotkreuzplatz. Angefangen hat die Familie mit einem mobilen Eiswagen, und das bereits im Jahr 1879. Schließlich bekamen die Sarclettis einen eigenen Eispavillon im damaligen Vergnügungspark auf der Theresienhöhe, dann 1921 einen Kiosk am Rotkreuzplatz, der sich schließlich zum Eiscafé auswuchs. Heute dürfte es kaum einen Münchner geben, der die berühmte Münchner Eisdynastie nicht kennt.

Weithin vergessen, im Gegensatz zu den kulinarischen Schrittmachern für fremde Kost aus Italien, ist Bayerns erstes China-Restaurant Tai-Tung. Der Koch Su Ao Y und seine deutsche Frau Margarete eröffneten es 1951 in Schwabing und führten es selbst bis 1972. Bis dahin war es ein wahres In-Lokal, viele Prominente aus Politik und Kultur kehrten hier ein, um die damals noch exotischen Speisen zu genießen. Mit dem Jahr der Olympischen Spiele in München übernahmen deutsche Wirte das Tai-Tung, die später damit in die Kellerräume der Stuckvilla zogen. Die Weltläufigkeit war da offenbar schon zum Normalfall geworden in der Münchner Gastronomie.

Dafür und für "scharf" nach "süß-sauer" steht als drittes Beispiel der Szene-Dönerladen Türkitch an der Humboldtstraße. 2014 eröffnete Hayri Onbasi, Kind türkischer Zuwanderer aus Berlin, den Imbiss. Eigentlich wollte er selbst nie in die Gastronomie, hat aber gerade dort viel Erfolg. Mittlerweile eröffnete er weitere Türkitch-Läden in der Maxvorstadt und im Bahnhofsviertel. Auch in der zweiten Generation sind also noch typische Migrantenkarrieren möglich.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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