Süddeutsche Zeitung

Buchheim-Museum:Tolle Trolle

Expressive Formen und glühende Farben: Emil Noldes Bilder wurden oft als übernatürlich oder fremd angesehen. Eine Ausstellung im Buchheim-Museum widmet sich nun seinen Grotesken.

Von Jürgen Moises

Als Emil Nolde 1913 in einer Hamburger Galerie ausstellte, wurden seine Bilder als "schrecklich" und optische "Folterkammern" beschimpft. Und 24 Jahre später bezeichneten die Nazis seine Darstellung des "Lebens Christi" in der Ausstellung "Entartete Kunst" als "gemalten Hexenspuk".

Dass man seine Werke als übernatürlich, fremd und irgendwie nicht von dieser Welt ansah, dazu brauchte es jedenfalls oft gar keine Alben, Mahre oder Trolle. Sondern es genügten oft schon die expressiven Formen und glühenden Farben, um den Betrachterblick ins Archaisch-Vorweltliche und Phantastische zu ziehen, dem Noldes ausgewiesene Passion galt, wie es Walter Jens schon vor vielen Jahren anmerkte.

Insofern ist es nicht ganz richtig, dass die Ausstellung "Nolde. Die Grotesken" im Buchheim-Museum zum ersten Mal das Groteske und Phantastische im Werk von Emil Nolde ins Bild rückt. Aber es stimmt schon: Mit Ausnahme der großen Nolde-Retrospektive in Frankfurt vor drei Jahren bekam man in letzter Zeit vorwiegend die dramatischen Landschaften, die Wolken-, See- und Blumenbilder des expressionistischen Künstlers gezeigt.

In Bernried sind auf 20 Gemälden, 55 Aquarellen und 41 Drucken stattdessen nun von Arnold Böcklin beeinflusste Berggespenster, unheimliche Fabel- und allerlei andere seltsame Wesen zu sehen, die Nolde nicht nur formal, sondern auch motivisch als Meister der Fantastik ausweisen.

Nolde. Die Grotesken, bis 15. Okt., Di. bis So., 10-18 Uhr, Buchheim-Museum in Bernried, Am Hirschgarten 1, 08158/997050

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SZ EXTRA vom 03.08.2017/amm
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