Wo Guttenberg draufsteht, ist in diesem Fall Guttenberg drin, aber ist das auch gut für die Leser? Bei der Buchhandlung Lehmkuhl in der Leopoldstraße hatte man nach der Lektüre einige Zweifel - deshalb nahm die Geschäftsführung den Interviewband "Vorerst gescheitert" aus dem Sortiment, was eine mediale Lawine auslöste. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Marc Schürhoff.
Muss draußen bleiben: Das Guttenberg-Buch in der Buchhandlung Lehmkuhl in München-Schwabing.
(Foto: dpa)SZ: Herr Schürhoff, warum boykottieren Sie den Buchautor zu Guttenberg?
Marc Schürhoff: Wir hatten schon bei der Ankündigung des Verlages Bedenken, dass das Buch etwas taugt, nach dem Interview in der Zeit und dem Vorabdruck war dann klar: Das müssen wir unseren Kunden nicht anbieten. Es ist aber keine ungewöhnliche Entscheidung.
SZ: Dafür ist die Aufregung aber ganz schön groß: In Pro-Guttenberg-Blogs werden Sie schon ziemlich angegangen.
Schürhoff: Die Sache lief schon sehr seltsam: Erst hat das Rundschau-Magazin des Bayerischen Fernsehens einen Beitrag über den Erstverkaufstag des Guttenberg-Buches gedreht, in dem auch wir bei Lehmkuhl befragt wurden - das wurde aber nie gesendet. Stattdessen lief der Beitrag erst im Nachtmagazin, wo ihn offenbar keiner gesehen hat, und dann in der Heute-Show von Oliver Welke, der sich einen ziemlichen Spaß daraus gemacht hat.
SZ: Wie haben denn Ihre Stammkunden auf den Guttenberg-Verzicht reagiert?
Schürhoff: Super, die meisten haben uns gratuliert, weil sie der Meinung sind, dass man Guttenberg nicht noch eine weitere Bühne bieten muss. Es gab aber auch Kritik: Ein Kunde hat moniert, dass wir ja auch Bücher von Joschka Fischer, dem ehemaligen Steinewerfer, im Sortiment haben.
SZ: Der Ex-Sponti Fischer braucht für seine Werke hoffentlich etwas länger als der Freiherr zu Guttenberg.
Schürhoff: Immerhin setzt sich Joschka Fischer mit seiner Rolle als Außenminister auseinander; er macht den Versuch einer Reflexion. Im Vergleich dazu ist das Interview, das Giovanni di Lorenzo mit Karl-Theodor zu Guttenberg geführt hat, ganz viel heiße Luft. Aber was soll's: Wir haben in der Geschäftsführung ja nicht den Stab über einen Autor gebrochen - wir wollen das Buch nur nicht empfehlen.