Brunnen am Ostfriedhof:Stufenplan

Für knapp drei Millionen Euro lässt die Stadt eine monumentale Brunnenanlage mit zwei Kaskaden im Ostfriedhof neu errichten. Hans Grässel, einer der bedeutendsten Münchner Architekten, hatte das Bauwerk einst entworfen

Von Dominik Hutter

Einst müssen sie einen monumentalen Eindruck verbreitet haben: die beiden Kaskaden mit ihren zahlreichen kleinen und größeren Becken und Stufen, umgeben von einer prachtvollen Balustrade. Inzwischen ist die teilweise kriegszerstörte Brunnenanlage im Ostfriedhof überwuchert, zahlreiche Teile fehlen oder mussten aus Sicherheitsgründen abgebaut werden, die Becken sind mit Erde aufgefüllt. Nun sollen die Münchner das Bauwerk des berühmten Stadtbaumeisters Hans Grässel zurückbekommen. Der Stadtrat hat die Gelder für einen kompletten Wiederaufbau bewilligt, im Frühjahr 2016 sollen die Kaskaden erstmals wieder sprudeln.

Die Vorarbeiten im östlichen Teil des Friedhofs haben bereits begonnen. Die Sanierung dulde aus Sicherheitsgründen keine weiteren Verzögerungen, heißt es aus dem für die Friedhöfe zuständigen Gesundheitsreferat. Der Zustand der Anlage sei "als äußerst kritisch zu bewerten". Teile der Balustraden sind akut einsturzgefährdet, Stufen haben sich abgesenkt und Sockelteile liegen nur noch locker auf ihrer Basis herum. Friedhofsbesucher gehen daher zumeist achtlos an dem "Steinbruch" vorbei, der auf dem Verbindungsweg zwischen der säulengeschmückten Aussegnungshalle am St.-Martins-Platz und dem Krematorium liegt.

Billig wird die Wiederherstellung nicht, an manchen Stellen muss die Anlage fast komplett neu gebaut werden. Die schon seit vielen Jahren trockenliegenden Becken etwa können nicht mehr hergerichtet werden. Sie werden abgebrochen, neue Fundamente sollen die Brunnen stabilisieren. Zahlreiche fehlende Steine müssen ergänzt werden. Noch vorhandene werden gereinigt, vorsichtig ausgebaut, nummeriert und auf dem Gelände zwischengelagert. Erst dann können die Experten feststellen, ob sie weiterverwendet werden können oder ersetzt werden.

2,7 Millionen Euro kosten die Bauarbeiten, eine Reserve von 190 000 Euro für Unvorhergesehenes schon inklusive. Prinzipiell beschlossen hat der Stadtrat den Wiederaufbau schon 2012. In der Zwischenzeit hat das Baureferat die Kosten ermittelt und die Arbeiten vorbereitet. Damit sich keine Algen bilden, sollen die Wasserumwälzpumpen der Kaskaden mit einer Chemikaliendosieranlage und Filtern ausgestattet werden. Alles ökologisch, wie im Stadtrat eine Vertreterin des Gesundheitsreferats versicherte - die Grünen hatten Bauchschmerzen wegen der Chemikalien.

Hans Grässel, der die Kaskaden entworfen hat, zählt zu den bedeutendsten Münchner Architekten. Berühmt ist er vor allem für seine Friedhofsplanungen. Grässel war von 1920 bis 1928 Münchner Stadtbaurat, hatte sich aber schon vorher als Dozent an der Technischen Universität intensiv mit der Stadt beschäftigt. Aus seiner Feder stammt das damalige dezentrale Münchner Friedhofskonzept mit Nord-, West-, Ost- und Waldfriedhof, für die er die Bauten entworfen hat. Die Friedhöfe entstanden zwischen 1899 und 1907. Grässel ist aber auch der Bauherr des Galerieflügels des Lenbachhauses sowie mehrerer Schulen und hat auch am Krankenhaus in der Thalkirchner Straße mitgewirkt (der heutigen Dermatologie des städtischen Klinikums).

Der Ostfriedhof ist zwar nicht so prominent wie der Alte Südfriedhof, verfügt aber ebenfalls über zahlreiche Promi-Gräber. Darunter das des früheren Oberbürgermeisters Thomas Wimmer, des Schriftstellers Carl Amery sowie des Modemachers Rudolph Moshammer.

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