Bruckmann's Bar:Gekommen, um zu bleiben

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Die Bruckmann's Bar hat flohmarktig zusammengestellte Sitzmöbel - wie es sich im Jahr 2015 eben gehört. (Foto: Lukas Barth)

Dunkles Holz, hauseigene E-Zigaretten, kandierte Cashewkerne: In Bruckmann's Bar fühlt sich die Hipness-Elite wohl - es ist aber total entspannt.

Von Philipp Crone

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da die Bar mittlerweile geschlossen ist.

Ein Gast sieht sich um und sagt: "Ohne Holzvertäfelung geht ja mittlerweile nichts mehr." Es ist nicht ganz klar, was das nun für ein Urteil ist über die neue Bruckmann's Bar in der Neureutherstraße. Auf der einen Seite ist im Gastraum eben relativ viel dunkles Holz zu sehen, was gerade in der Barszene sehr häufig verwendet wird. Könnte also ein kritischer Kommentar sein. Andererseits setzen die Betreiber das Material aus einem bestimmten Grund ein: Es macht einen Ort angenehm heimelig. Auch für den Gast, der bestellt und eine ganze Weile bleibt.

Vielleicht war es ja auch nur eine Feststellung. Zudem ist eine der Wände auch ganz anders gestaltet - als ob Hunderte Menschen sich über die gesamte Längsseite am Eingang mit goldglitzernden Kaugummis verewigt hätten. In Wahrheit ist die Konstruktion aus Gips und Farbe, doch sie verleitet dazu, beim Betreten erst einmal diese goldene Kraterlandschaft anzufassen. Man wird in dieser Bar ohnehin zu einigen Dingen verleitet, nicht nur zu Sätzen über Holzvertäfelung.

Hauseigene E-Zigaretten und kandierte Cashewkerne

Anspruchsvolles Muss in Münchner Bars: coole Toiletten. (Foto: Lukas Barth)

Zunächst einmal fällt - nach der Kaugummiwand - eine Glasvitrine auf. Hier werden hauseigene E-Zigaretten samt Patronen verkauft. Ein ökonomisch schlauer Schachzug, um das Rauchverbot zu umgehen. Mit solchen Gedanken kann man sich an der Bar dann den aufgereihten Spirituosen widmen, wahlweise natürlich auch in den - wie es sich für eine Bar im Jahr 2015 ebenso gehört wie die Holzvertäfelung - scheinbar leicht zufällig und flohmarktig zusammengestellten Sitzmöbeln.

Dort beginnt der Abend, ob mit einer Saftschorle (0,4l, 3,20 Euro) oder einem Augustiner (0,33l, 2,90), dazu ein paar kandierte Cashewkerne mit Chili und Knoblauch (5) oder einen Hot Dog (4,50). Optisch anspruchsvolle Toiletten sind ein weiteres Muss in Münchner Bars, wohingegen eher überrascht, dass auch zu später Stunde die Musik von einer Playlist stammt und nicht von einem DJ.

Immerhin sind die beiden Betreiber DJs, sogar nicht ganz unbekannte. Thomas Brückner als DJ Tomcraft und Markus Westermann als DJ Tower bevorzugen es aber, die Bar auch nachts eine Bar bleiben zu lassen und keinen Kleinclub daraus zu machen. Dass sie für den kleinen Raum ein High-End-Soundsystem haben, ist sicher auch den Berufen der beiden tätowierten Männern geschuldet.

Branded Tobacco: In der Bruckmann's Bar werden auch Patronen für E-Zigaretten verkauft. (Foto: Lukas Barth)

Holzlook, Tattoo-Menschen, kandierte Kerne? Man könnte Angst bekommen, dass hier eine anstrengende Hipness-Elite hauseigenen Dampf ablässt, doch das trügt. Musikmacher sind seit jeher sehr gesellige Menschen, und so nehmen sie hier auch jeden auf. Man darf ungestrafblickt einen Spruch über den im Martiniglas gereichten weißen Tomatenschaum mit Basilikum machen, oder auch über Tattoos.

Die Mitarbeiter haben sich ein "BMB" hinter das rechte Ohr tätowieren lassen, Bruckmann's Bar. Das fällt zwar bei den meisten zwischen den ganzen anderen Hautbeschriftungen nicht sehr auf. Aber es ist schon ein klares Statement: Wir sind gekommen, um zu bleiben. Dazu werden sie wohl auch Abend für Abend viele ihrer Gäste verleiten.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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