Kinder & Familie:Der Baron lügt, Beethoven lacht

Kinder & Familie: Kann Musik auch lachen machen? Selbstverständlich, wenn sie als Lesekonzert wie hier von den Kammermusikern und Kammermusikerinnen des Bayerischen Rundfunks präsentiert wird.

Kann Musik auch lachen machen? Selbstverständlich, wenn sie als Lesekonzert wie hier von den Kammermusikern und Kammermusikerinnen des Bayerischen Rundfunks präsentiert wird.

(Foto: Astrid Ackermann)

München bekommt eine neue musikalisch-literarische Reihe für Kinder und Erwachsene. Dafür machen die Internationale Jugendbibliothek und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gemeinsame Sache.

Von Barbara Hordych

Er ritt auf einer Kanonenkugel, zog sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf, band sein Pferd im Schnee an eine Kirchturmspitze und stieg mit einer Bohnenranke bis zum Mond hinauf: Baron von Münchhausen und seine unglaublichen Abenteuer sind weltberühmt - und immer wieder in Literatur und Film aufgegriffen worden, man denke nur an das Ufa-Vorzeigewerk "Münchhausen" von 1943 mit Hans Albers in der Titelrolle. Als "Lügenbaron" ist Münchhausen in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen, in Wirklichkeit war Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der vor rund 300 Jahren geboren wurde, wohl eher ein begnadeter Erzähler. Darin dürfte er etwas gemeinsam haben mit der Münchner Geschichtenerzählerin Katharina Ritter, die am 29. und 31. Oktober an dem feinen Erzähl-Konzert "Beethoven lacht, Münchhausen fliegt" zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven mitwirkt. Startschuss für eine neue, musikalisch-literarische Veranstaltungsreihe in Schloss Blutenburg, die die Internationale Jugendbibliothek gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks/BRSO konzipiert hat.

Kinder & Familie: Wenn der Lügenbaron vom Ritt auf seiner Kanonenkugel erzählt, muss sogar der sonst so grimmig dreinschauende Beethoven lachen.

Wenn der Lügenbaron vom Ritt auf seiner Kanonenkugel erzählt, muss sogar der sonst so grimmig dreinschauende Beethoven lachen.

(Foto: Binette Schroeder)

Lügengeschichten sollen zu Gehör kommen, bei denen sich die Balken des Bücherschlosses biegen, einem ehemaligen spätgotischen Jagdschloss, das mit seiner Sammlung von 600000 Kinder- und Jugendbüchern in 159 Sprachen weltweit wohl einzig sein dürfte. Aber wie passt der immer so schön grimmig dreinschauende Beethoven dazu? "Er wird zwar meistens mit Tragik und Pathos verbunden, hatte aber auch eine heitere, muntere Seite", erklärt Christiane Raabe, die Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek im Vorfeld des Konzerts. Genau diese Seite wollen die Musiker nun mit humorvoller Kammermusik des Komponisten zum Klingen bringen. Die Premiere sollte eigentlich im vergangenen Dezember zu Beethovens Geburtstag erfolgen, wurde wie so vieles wegen des Lockdowns verschoben.

Nun aber freut sich Christiane Raabe auf den Start. "Ich wollte hier schon immer gerne Literatur und Musik zusammenbringen. Nicht auf der Wissensebene, sondern auf der Ebene des sinnlichen Erlebens. Deshalb habe ich die Orchestermusiker und Musikerinnen des Bayerischen Rundfunks angesprochen, die glücklicherweise auch sofort darauf angesprungen sind." Raabe, die als Jugendliche selbst Geige spielte, beinahe sogar Musik studiert hätte, bevor sie sich dann doch für die Kunst entschied, ist überzeugt, dass das Konzept sich auch für Kinder eignet. "Sprache und Musik haben viel Verbindendes; da sind Rhythmus, Metrik, Klänge und Töne. Mit ihnen lassen sich sehr gut Assoziationsräume für literarische und musikalische Erzählungen öffnen", sagt sie.

Den Auftakt macht die Matinee "Beethoven lacht, Münchhausen fliegt" am Freitag Vormittag, 29. Oktober, die sich an Schulklassen richtet. "Das war uns wichtig, um nicht nur unser angestammtes, Literatur- und Musik-affines Publikum zu erreichen", sagt Raabe. Die Lesekonzerte am Sonntag, 31. Oktober, sind dann öffentlich. Der Kartenvorverkauf für die beiden Vorstellungen um 11 und um 14 Uhr im Jella-Lepman-Saal, in dem jetzt wieder 154 Besucher zugelassen sind, hat bereits begonnen. Im nächsten Jahr wird die Reihe mit Kinderlesekonzerten fortgesetzt, der nächste Termin ist am 13. Februar geplant. "Dann soll die "Odyssee" im Mittelpunkt stehen", verrät Raabe. Künftig könne sie sich auch gut noch ein Programm mit Lyrik vorstellen, "die ja auch etwas Sprachspielerisches, Absurdes haben kann, das Kinder anspricht".

Das Erwachsenenprogramm eröffnet das BRSO-Kammerkonzert am 30. Oktober mit Werken von Béla Bartók und Astor Piazzolla für Harfe und Violine. Dazu gibt es eine Lesung, die der BR 2-Redakteur Antonio Pellegrino zusammengestellt hat. Zukünftig sind pro Saison auch hier zwei bis drei Kammerkonzerte mit Lesungen für Erwachsene geplant, die vom BRSO kuratiert und veranstaltet werden.

Alle Termine und Informationen unter www.ijb.de

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