Brenner:In manchem liegt der Münchner einfach vorn

Brenner: Wenn der Münchner schon im Gardasee badet, ist der Berliner erst auf Höhe Nürnberg.

Wenn der Münchner schon im Gardasee badet, ist der Berliner erst auf Höhe Nürnberg.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dem Berliner zum Beispiel ist er weit voraus, wenn es zum Gardasee geht. Oder dem Schwaben - beim Klamottenkaufen.

Kolumne von Elisa Britzelmeier

Vergleiche zwischen München und Berlin kann nun wirklich keiner mehr hören. Aber eines muss man trotzdem noch mal sagen dürfen: In manchem liegt der Münchner einfach vorn. Wenn er zum Beispiel schon im Gardasee badet, ist der Berliner erst auf Höhe Nürnberg. Deswegen hat man fast Mitleid mit dem Fahrer des kleinen schwarzen Autos, das am Brennerpass im Rückspiegel auftaucht und drängelt.

Der Arme ist halt schon ein bisserl unterwegs, mittags gegen eins. Wenn man rückwärts rechnet, macht das fünf Uhr früh losfahren, vier Uhr aufstehen, mindestens. Weniger drängeln könnte er trotzdem. Sei's drum, der Klügere gibt nach, es ist ohnehin Zeit für eine Pause.

Wer richtig runterfährt von der Autobahn, nicht nur zur Raststätte, der landet in Brenner. Das Dorf war früher einmal ein wichtiger Grenzübergang, heute rauscht der Verkehr einfach vorbei. Zwei fast leere Touristencafés, fünf Motorräder davor. An der ehemaligen Grenze steht noch das Zollhaus, man kennt es von Schwarz-Weiß-Fotos, mit deutschen Autos aus den Sechzigern davor, unterwegs in Richtung Sehnsucht. Daneben heute: ein Outletcenter, zwei Stockwerke, die Markennamen prangen groß und rot an der Fassade.

Vor dem Eingang posiert ein Herr für seine Gattin, schwäbischer Dialekt, kurze graue Hosen, khakifarbene Sandalen dazu - na ja, vielleicht will er sich gerade einkleiden gehen, denkt man. Sie dirigiert ihn in Position, er grinst in die Kamera - und streckt plötzlich beide Arme weit von sich.

Daran baumeln mindestens acht Einkaufstüten verschiedener Marken. Bis nach Italien fahren, um Markenklamotten etwas günstiger einzukaufen, und davon ein Erinnerungsfoto machen? Der Münchner erkennt: Auch das gehört zu den Dingen, bei denen er einfach vorn liegt.

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