Brauerei expandiert:Großes Brauhaus für Giesing

Erstmals nach rund 300 Jahren entsteht in München wieder eine große Braustätte. Die Privatbrauerei Giesinger Bräu legte im Umspannwerk Giesing den Grundstein für ein neues Brauhaus. Jährlich sollen dort bis zu 10.000 Hektoliter Bier produziert werden.

Von Astrid Becker

Brauerei expandiert: Bauen eine neue Braustätte: (von rechts) Simon Rossmann, Bierexperte Markus Herle, Museumsleiter Lukas Bulka und Chef Steffen Marx.

Bauen eine neue Braustätte: (von rechts) Simon Rossmann, Bierexperte Markus Herle, Museumsleiter Lukas Bulka und Chef Steffen Marx.

(Foto: Stephan Rumpf)

Im Moment brauen sie ihr Bier noch in einem kleinen Hinterhof in der Birkenau: die Männer vom Giesinger Bräu. Doch Steffen Marx, Gründer der kleinen Privatbrauerei, hat große Expansionspläne. Bis zum Herbst kommenden Jahres will er für 2,8 Millionen Euro Münchens zweitgrößte Privatbrauerei nebst Bräustüberl und Freischankfläche an der Martin-Luther-Straße bauen und damit seinen Ausstoß mindestens verfünffachen. Zudem will er die Münchner an der Brauerei beteiligen.

Derzeit werden in der Birkenau rund 1000 Hektoliter Bier produziert. Mehr war dort trotz steigender Nachfrage nicht möglich. Vor zwei Jahren begab sich Marx daher auf die Suche nach einer neuen Braustätte. Keine leichte Aufgabe, denn allein des Namens wegen sollte sich diese wieder in Giesing befinden.

Durch einen Zufall lernte er Matthias Schlick kennen, den Geschäftsführer der Eventagentur "h + s Veranstaltungen", der seine Lagerräume im Erdgeschoss unter seinem Büro vermieten wollte. Schlick schlug Marx vor, dort die neue Braustätte zu errichten und selbst als Gesellschafter in den Giesinger Bräu einzusteigen. Die Lage der neuen Brauerei könnte kaum geschichtsträchtiger sein. In der Nähe hatte hier schon einmal eine Giesinger Brauerei existiert: der Bergbräu, der 1971 aufgelöst wurde.

Zudem wird die neue Braustätte auf dem Hochufer entstehen - dem Hang, in dem sich einst Lagerkeller an Lagerkeller reihte. Es verwundert also nicht, dass der Leiter des Bier- und Oktoberfestmuseums, Lukas Bulka, das Projekt unterstützt und den Neubau "einen Meilenstein für die Bierstadt München" nennt. "Schauen Sie, die letzte echte Brauerei mitten in München, der Thomasbräu am Kapuzinerplatz, wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut", sagt er. Zudem sei er begeistert von der Idee Marx', künftig die Münchner mit Genussscheinen an der Brauerei selbst zu beteiligen. "Bier gehört maßgeblich zur Geschichte der Stadt." Viele Brauereien seien jedoch längst aus dem Stadtbild verschwunden. Auch Paulaner, derzeit noch in der Nachbarschaft, wird sich schon in wenigen Jahren in Langwied am Stadtrand niederlassen.

Die Giesinger Brauherren hingegen wollen das Viertel nicht verlassen und ihre Bierproduktion in der neuen Brauerei noch steigern. Von Herbst 2013 an will Marx' technischer Leiter Simon Rossmann zuerst 3500 Hektoliter Bier brauen und dann auf 5000 Hektoliter erhöhen. Das Ziel: Bis 2020 sollen es 12.000 bis 13.000 Hektoliter werden. Damit wird der Giesinger Bräu nach Augustiner die zweitgrößte echte Privatbrauerei der Stadt. Insgesamt sechs Sorten sollen in traditioneller Weise gebraut werden: ein unfiltriertes Helles, ein Weißbier, ein Dunkles, ein Starkbier und zwei saisonale Spezialitäten.

Kredenzt werden sie künftig nicht nur in mehreren Wirtshäusern der Stadt, sondern auch im Bräustüberl. Daneben sind am Giesinger Berg Verkostungen, Seminare und Brauereiführungen geplant.

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