Brandschutz:Dicke Luft

Nach einem Brand in einem Roboter-Labor streiten sich TU-Wissenschaftler mit der Leitung der Hochschule

Von Tobias Mayr

Drei Wochen nach dem Brand in einem Roboterlabor der TU München ist ein Streit zwischen Mitarbeitern und der Leitung der Technischen Universität entbrannt. Zwar war das Feuer am 24. Oktober 2017 schnell gelöscht, doch dafür beschweren sich die Angestellten des Gebäudes nun über den Umgang der TU mit dem Vorfall. "Es darf nicht immer nur um die Roboter gehen, die Gesundheit der Mitarbeiter muss auch zählen", heißt es von Mitarbeitern, deren Büroräume unterhalb des betroffenen Labors liegen. Das Personal kritisiert, dass es zu spät und unzureichend über ein mögliches Gesundheitsrisiko informiert worden sei. Es habe neun Tage gedauert, bis die erste offizielle Information die Mitarbeiter erreicht hätte. Währenddessen habe man nicht gewusst, ob ein Gesundheitsrisiko bestehe oder nicht. Die TU wehrt sich gegen diese Vorwürfe. Man habe die Mitarbeiter bereits am Folgetag vor Ort darauf hingewiesen, dass laut Feuerwehr keine gesundheitlichen Schäden vom vierten Obergeschoss für die restlichen Etagen ausgehe, sagt Ulrich Marsch von der TU.

Die Mitarbeiter begannen aber im Lauf der folgenden Tage an dieser Entwarnung zu zweifeln. Über eine abgeschaltete, aber durchlässige Lüftungsanlage und über Luftschlitze zwischen den Stockwerken gelangten Rußpartikel in die Büros, die bei mehrere Kollegen Augen- und Atemwegsreizungen hervorrufen. Zwei Mitarbeiter suchten sich schließlich ärztliche Betreuung. "Wir wissen ja nicht, ob diese Stoffe tatsächlich ungefährlich sind", sagt eine Mitarbeiterin.

Die Feuerwehr will von einer Gesundheitsgarantie für das Personal nicht gesprochen haben. Nachdem das Feuer gelöscht und der Brandherd mit Wärmebildkameras abgesucht wurde, habe man das Gebäude freigegeben. "Gleichzeitig weisen wir den Betreiber stets darauf hin, dass weitere Messungen durchgeführt werden müssen, um gesundheitliche Risiken ausschließen zu können", heißt es dort. Diese Aufgabe liege dann in der Verantwortung des Gebäudebetreibers. Das sei auch dem TU-Sicherheitsdienst in der Barer Straße 21 so vermittelt worden. Auf eine solche Messung drängten die Mitarbeiter. Diese soll auch stattfinden, jedoch erst an diesem Mittwoch, drei Wochen nach dem Unfall. "Aufgrund der vollen Auftragsbücher der Firmen war kein früherer Termin möglich", so Marsch. Man habe die Messung aber sofort nach dem Brand beauftragt.

Für die Angestellten wird das zumindest Klarheit in die Büroluftfrage bringen. Doch sie beklagen auch grundsätzliche Mängel an dem Fünfzigerjahre-Gebäude. Es gebe keine Evakuierungsübungen, keine Notfallpläne und die Brandschutzanlage sei außer Betrieb. Für ein Forschungszentrum seien das zweifelhafte Zustände, finden die Angestellten. Die TU weist das zurück: "Das Gebäude erfüllt alle Brandschutzauflagen für die aktuelle Nutzung", so Marsch.

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