Brandschutz beim MVV:Sprühnebel in der U-Bahn

Die Münchner Verkehrsgesellschaft will den Brandschutz verbessern und investiert zwölf Millionen Euro. Die ersten Züge werden bereits umgerüstet.

Dominik Hutter

Sprühnebel in den Zugabteilen, Rauchdetektoren und Gaslöschanlagen für die Betriebsräume - die MVG will den Brandschutz in der Münchner U-Bahn verbessern. Schon in den nächsten Tagen werden die ersten Waggons in den Werkstätten nachgerüstet. Die rund zwölf Millionen Euro teure Aktion dauert voraussichtlich bis 2015, da immer nur eine begrenzte Zahl an Fahrzeugen aus dem Verkehr gezogen werden kann.

Die neuen Brandschutzvorrichtungen hat die MVG in intensiver Zusammenarbeit mit der technischen Aufsichtsbehörde, dem Tüv Süd, und der Münchner Berufsfeuerwehr ausgesucht. Besonders wichtig ist es, die Ausbreitung von Rauch zu verhindern - so lautet eine der Lehren aus dem katastrophalen Gletscherbahnunglück in Kaprun im November 2000. Denn die giftigen Gase sind deutlich gefährlicher als das Feuer selbst.

Um die Fahrgäste besser zu schützen, werden deshalb Sprühnebelanlagen in den Waggons montiert. Sobald einer der ebenfalls neu installierten Rauchmelder anschlägt, soll ein sehr feiner und damit besonders wirksamer Wassernebel im Inneren der U-Bahn wabern - das hilft gegen Rauch wie auch gegen das Feuer selbst. Zumindest bis zur nächsten Station.

Denn so sieht seit langem das Einsatzkonzept der Feuerwehr aus: Den Stopp eines brennenden Zuges im Tunnel unbedingt zu vermeiden. Evakuierung und Brandbekämpfung sind im nächsten, meist schon nach einer Minute erreichten Bahnhof wesentlich einfacher und wirkungsvoller umzusetzen. Aus diesem Grund sind, auch wenn manche Fahrgäste dies merkwürdig finden, die Notbremsen während der Fahrt durch den Tunnel überbrückt.

Bei der Groß-Aktion in der Werkstatt sollen gleich mehrere Nachrüstungen in einem Aufwasch erledigt werden: Neben Sprühnebelanlagen, den zugehörigen Wassertanks und den Rauchmeldern werden auch die Kameras für die Videoüberwachung sowie das "U-Bahn-TV", also Monitore mit Infos über die nächsten Haltestellen, angebracht. Die derzeit europaweit ausgeschriebenen neuen U-Bahnzüge, die ab 2012/13 zum Einsatz kommen, werden bereits ab Werk mit der neuen Technologie ausgestattet, die sich in umfangreichen Vortests bereits bewährt hat.

In der Münchner U-Bahn ist bisher erst einmal ein Waggon abgebrannt: 1983 zerstörten Flammen einen leeren, zwischen Hauptbahnhof und Königsplatz abgestellten Zug. Ursache war der Ausfall eines zur Kühlung der Bremswiderstände benötigten Lüfters. MVG-Chef Herbert König hält die zwölf Millionen Euro dennoch für sinnvoll investiertes Geld.

"Auch wenn Brandereignisse in europäischen U-Bahnsystemen extrem selten sind, sollen unsere Fahrgäste die Sicherheit haben, dass wir in Sachen Brandschutz absolut auf Nummer sicher gehen", erklärte König auf Anfrage der SZ. Man wolle sinnvolle Verbesserungen auch dann einführen, wenn sie - wie bei den nun angeschafften Gerätschaften der Fall - noch nicht behördlich vorgeschrieben sind.

Das Thema Brandschutz beschäftigt Nahverkehrsunternehmen seit Jahren in verstärktem Maße - neben Kaprun mit seinen 150 Opfern ist auch der katastrophale Brand im Londoner Underground-Bahnhof King's Cross im Jahr 1987 unvergessen. Damals gab es 31 Tote.

In München hat es daher schon diverse Nachrüstaktionen gegeben. So verfügt der U-Bahnhof Marienplatz inzwischen über Rauchschürzen an der Decke, die die Aufgänge qualmfrei halten sollen. Die Station an der Münchner Freiheit hat ein neues Fluchttreppenhaus erhalten. Auch bei der S-Bahn ist der Brandschutz in den Tunnelstationen der Stammstrecke verbessert worden. In der Diskussion ist etwa ein zusätzlicher Notausgang am Isartor.

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