FreizeitsportWo man in München Boulder-Profis zuschauen und selbst aktiv werden kann

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Nachwuchstalente und Profis im europäischen Bouldersport versammeln sich in München, um ihr Können an der Wand zu zeigen. Im Bild:  die japanische Sportkletterin und mehrfache Weltcup-Siegerin Akiyo Noguchi beim Boulder-Weltcup 2016.
Nachwuchstalente und Profis im europäischen Bouldersport versammeln sich in München, um ihr Können an der Wand zu zeigen. Im Bild:  die japanische Sportkletterin und mehrfache Weltcup-Siegerin Akiyo Noguchi beim Boulder-Weltcup 2016. (Foto: Claus Schunk)

München steht im März im Zeichen des Bouldersports. An drei Wochenenden finden Wettkämpfe von Amateuren und Profis statt. Wer es selbst mal versuchen will, hat in der Stadt gleich mehrere Möglichkeiten. Eine Auswahl.

Von Ariane Witzig

Wer gerne klettern geht, muss nicht mehr unbedingt in die Berge fahren. Seit einigen Jahren erlebt das Bouldern – also das Kraxeln ohne Seil an speziell dafür präparierten Wänden – einen Boom. Immer mehr Hallen entstehen oder werden ausgebaut. Es gibt Klettertreffs für Kinder und für Senioren, Bouldern als olympische Sportart oder therapeutisches Klettern, dessen Kosten viele Krankenkassen übernehmen. Was ist so faszinierend daran, eine künstliche Wand an farbigen Griffen hoch und runter zu klettern? So öde das klingen man, Bouldern ist nicht nur ein Ganzkörper-Workout, es ist auch abwechslungsreich und fördert das Selbstvertrauen. Jede Route ist ein neues Körperpuzzle, das man lösen muss. Man überwindet Ängste und muss sich auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen.

Dafür braucht es, anders als beim Klettern, kein Seil, keine Knoten und keinen Partner, der einen sichert. Ein Paar Schuhe, eine Sporthose, und los geht’s – und zwar nicht hoch hinaus, sondern seitwärts, schräg und um die Ecke.  Dabei gilt es immer wieder andere Routen, sogenannte Probleme, wie es in der Bouldersprache heißt, zu bezwingen. Wer sich anschauen möchte, wie das die Profis machen, hat nun in München an drei Wochenenden im März Gelegenheit dazu.

Das erste Mal seit den Europameisterschaften 2022 dürfen sich Münchner Kletterfans wieder über heimische Wettkämpfe im Olympia-Actionssportzentrum (der ehemaligen Olympia-Eishalle) freuen. Ausgetragen werden ein Deutscher Jugendcup (1./2. März), ein Europacup (7./8. März) und die Deutsche Meisterschaft (28./29. März). Für alle Veranstaltungen bis auf die Halbfinales und Finales an den Samstagen 8. und 29. März ist der Eintritt frei. Und wer Lust bekommt, es selbst an der Boulderwand zu versuchen: eine Übersicht, wo man das in München am besten kann.

Heavens Gate

Früher ein Kartoffelsilo, heute eine beeindruckend hohe Kletterwand in der Halle des Heavens Gate im Werksviertel.
Früher ein Kartoffelsilo, heute eine beeindruckend hohe Kletterwand in der Halle des Heavens Gate im Werksviertel. (Foto: Stephan Rumpf)

Aus den Kartoffelsilos der ehemaligen Pfanniwerke entstand 1998 eine der ersten Kletterhallen Münchens. Seitdem wurde immer wieder erweitert und saniert. Geblieben aber sind die 30 Meter hohen Silos, die das Heavens Gate so besonders macht. Die 19 Meter hohe Außenkletterwand und neuen Flächen bieten viele unterschiedliche Klettermöglichkeiten. Auch Kurse und Fortbildungen kann man hier buchen. Wer gehandicapt ist und Hilfestellung beim Klettern oder Bouldern braucht, bekommt auch Einzelunterstützung. Besonders lobenswert ist ein spezielles Projekt dort, das sich  „Bayerns beste Gipfelstürmer“ nennt und den Fokus auf Inklusion legt. Hier wird betreutes Klettern angeboten für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, schweren Erkrankungen, mit Flucht- oder Migrationshintergrund und für sozial Benachteiligte. So möchte das Heavens Gate Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund über den Klettersport zusammenzuführen, und einen Raum für Begegnungen zu schaffen – auch über das Klettern hinaus.

Heavens Gate, Speicherstraße 21, heavensgate-muc.de

Einstein Halle

Für Abwechslung sorgt ein Routenbauer in der Einstein Halle: Hier gibt es jede Woche einen neuen Kurs.
Für Abwechslung sorgt ein Routenbauer in der Einstein Halle: Hier gibt es jede Woche einen neuen Kurs. (Foto: Vivien Timmler/Einstein Halle)

„Once we accept our limits, we go beyond them“ – Albert Einstein. So steht es klein versteckt auf der Website der Einstein Halle. Wenn wir unsere Grenzen akzeptieren, überwinden wir sie, hat der große Denker also einmal gesagt. Ein passendes Motto für die Boulderhalle, die sich aus verschiedenen Sektoren zusammensetzt. Davon gestaltet ein Routenbauer jede Woche einen Kurs komplett neu; für Abwechslung ist also gesorgt. Neben einem kleinen Shop für das passendes Equipment gibt es einen abgegrenzten Bereich mit kinderfreundlichen Boulderwänden. So können sich auch die Kleinen austoben, während die Eltern gerade schwierigere „Probleme“ an der Wand lösen müssen.

Einstein Halle, Landsberger Straße 185,  muenchen.einstein-boulder.com

Boulderwelten West, Ost und Süd

Kopfüber machts erst richtig Spaß – vor allem wenn eine dicke weiche Matte darunterliegt: Klettergerät in der Boulderwelt Ost.
Kopfüber machts erst richtig Spaß – vor allem wenn eine dicke weiche Matte darunterliegt: Klettergerät in der Boulderwelt Ost. (Foto: Matthias Paintner/Boulderwelt)

So eine Kletterwand kann schon einschüchtern, da sind zwei Meter plötzlich verdammt hoch. Mit der Gründung der Boulderwelten wollten Markus Grünebach und Dave Cato den Bouldersport allen zugänglich machen, unabhängig von Können und Kondition. „Klettern ohne Furcht und Tadel“ lautet hier das Motto. Von klein auf war Grünebach mit seinen Eltern in den Bergen unterwegs und begann dann mit 20 Jahren  zu klettern. Auch Cato ist mit dem traditionellen Klettern in England groß geworden. Heute ist er unter anderem für die Routen in den Boulderwelten zuständig, die heute zu den weltweit größten Hallen gehören. Es gibt sie in einigen Städten, darunter gleich dreimal in München. Das Angebot ist groß: Neben diversen Boulderkursen gibt es Yoga-Angebote, Personal-Training, Ferienkurse für Kinder, einen separaten Bereich mit kinderfreundlichen Kletterwänden, im West sogar eine Unterwasserwelt mit U-Boot und einer abenteuerlichen Inkawelt für die Kleinen. Besonders schön kann der Ausklang nach den Anstrengungen in der Halle Ost ein: Auf der Dachterrasse mit gemütlichen Sitzecken hat man einen tollen Blick über die Dächer Münchens.

Boulderwelt West, Bertha-Kipfmüller-Straße 19;  Boulderwelt Ost, Hanne-Hiob-Straße 4, boulderwelt-muenchen-ost.de/boulderwelt-muenchen-west

Boulderwelt Süd, Eugen-Sänger Ring 4, Brunnthal, boulderwelt-muenchen-sued.de

DAV Kletter- und Boulderzentren

Für Kraxler hat das Kletter- und Boulderzentrum Thalkirchen etwas Neues: Zu den zwei Kletterhallen in Thalkirchen ist eine neue moderne Boulderhalle hinzugekommen: 1200 Quadratmeter Indoorfläche auf zwei Stockwerken und 200 Quadratmeter Außenwände. Umgeben von alten Bäumen kann man sich draußen an der Rückseite der neuen Halle das ganze Jahr über austoben, denn der Bereich ist überdacht. Wer es gerne steil mag, kommt im überhängenden, mittleren Wandbereich auf seine Kosten. Für weiteres Training kann man sich mit zwei sogenannten Kilterboards – Trainingstools mit elektrisch verstellbarer Neigung und integriertem LED-System, das den Weg beleuchtet – auspowern.  Erholung bietet die Dachterrasse mit Speisen und Getränken.

DAV Kletter- und Boulderzentrum Süd, Thalkirchner Straße 207, kbthalkirchen.de

DAV Kletter- und Boulderzentrum Nord, Werner-Heisenberg-Allee 5, kbfreimann.de

SV Neuperlach

Der Sportverein SV Neuperlach unterstützt nicht nur Basketball, Fuß- oder Handball, sondern er hat auch eine eigene Kletter- und Boulderhalle und eine Außenwand. Anfänger und Profis können sich hier ausprobieren. Dazu muss man übrigens kein Vereinsmitglied werden. Noch ein Vorteil dieses Zentrums: Die Kletterhallen sind nicht so stark frequentiert wie viele reine Boulderzentren – wer es also lieber ruhiger mag, ist hier richtig.

Kletterzentrum SVN München Neuperlach, Fritz-Erler-Straße 3, svn-muenchen.de/klettern

MTV München

In der Häberlstraße nahe dem Goetheplatz geht es durch eine Einfahrt und in einen Hinterhof vor ein imposantes Gebäude. Am Eingang hängt ein altertümliches Schild mit der Aufschrift: „Männer-Turn-Verein München, gegründet 1879“. Jener größte Breitensportclub der Stadt unterhält hier fast ein Dutzend Sporthallen und Fitnessräume – darunter eine Bühne, auf der einst Theater gespielt und später geboxt wurde. Heute geht es dort zwölf Meter in die Höhe, rundum an den Wänden sind Hunderte bunte Griffe. Das ist die vor zwei Jahren neu gebaute Kletterhalle mit einem komplett ausgestatteten exklusive „Tensionboard“ fürs Training mit unzähligen Trainingsmöglichkeiten und Routen. Die Halle ist offen für alle; Nicht-Mitglieder kaufen sich eine Tageskarte. Wer kein Equipment besitzt, kann sich dort eines leihen.

MTV München Kletterhalle, Häberlstraße 11, mtv-muenchen.de/Sportangebot/Klettern

High-East

Von Schnupperklettern über Boulderworkshops bis zu Privatkursen und Trainings: Das High East in Kirchheim/Heimstetten hat eine Vielzahl von Angeboten.
Von Schnupperklettern über Boulderworkshops bis zu Privatkursen und Trainings: Das High East in Kirchheim/Heimstetten hat eine Vielzahl von Angeboten. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein bisschen außerhalb, aber dennoch gut zu erreichen ist die Kletterhalle High-East in Kirchheim bei München. Dort gibt es eine 390 Quadratmeter große Indoor- und Outdoor-Boulderfläche. Die Betreiber bieten verschiedene Kurse von Schnupperklettern über Boulderworkshops bis zum Privatkurs und Training an. Auch hier kann man das Equipment ausleihen. Entspannung danach bietet der Wellnessbereich mit einer finnischen Sauna und Ruheräumen mit Wärmeliegen, wie auch das Bistro, das immer mittwochs von 19 Uhr an vegane Speisen anbietet.

Sonnenallee 2, Kirchheim bei München, high-east.de

TUM Campus Olympiadorf

Aufgepasst Studenten: Auf dem TUM Campus im Olympiapark befindet sich auch ein In- und Outdoorbereich zum Bouldern. Die Indoor-Kletterhalle bietet auf 770 Quadratmetern Kletterfläche etwa 100 Routen. Das abwechslungsreiche Gelände – senkrechte Wände, Verschneidungen, Pfeiler, Kanten, leichte und starke Überhänge – ist auf die drei Sektoren großzügig verteilt. Oberhalb des Trainings- und Therapieraumes befindet sich die Bouldergalerie mit 165 Quadratmetern Kletterfläche für jeden Anspruch und Stil. Im Außenbereich, eingebettet im grünen Olympiapark, laden die „Twins“ zum Training ein. Die sich nach oben konisch öffnende Skulptur mit einem großen Torbogen bietet auf 37 Sicherungslinien etwa 70 Routen im Senkrechten, vorwiegend aber in leicht bis stark überhängender Wandneigung.

ZHS Zentraler Hochschulsport München, Connollystraße 32, zhs-muenchen.de

Element Boulders

Die Halle des Element Boulders kann sich mit einer Fläche im Hauptboulderbereich von 2500 Quadratmetern wirklich sehen lassen. Nebst Routen mit diversen Schwierigkeitsgraden gibt es ein Kilterboard, mit dem man Schulter- und Fingerkraft sowie die Körperspannung trainiert, einen separaten Kinderbereich und einen großen Raum für Krafttraining. Um alle Möglichkeiten nutzen zu können, wird dort ein Abo angeboten, aber auch Tages- und Zehnerkarten.

Element Boulders , Zielstattstraße 23, muenchen.element-boulders.de

Öffentliche Boulderwände

700 Quadratmeter bunt bemalte Fläche zum Auspowern, sogar die Decke ist boulderbar: Die Riesige Rosi in der Unterführung unter der Rosenheimer Straße, Höhe Wilramstraße.
700 Quadratmeter bunt bemalte Fläche zum Auspowern, sogar die Decke ist boulderbar: Die Riesige Rosi in der Unterführung unter der Rosenheimer Straße, Höhe Wilramstraße. (Foto: Florian Peljak/Florian Peljak)

Rund um die Uhr geöffnet sind die öffentlichen Boulderwände des „Kraxlkollektivs“, einer jungen Münchner Initiative. Zwei davon gibt es in München: Eine der größten, die „Riesige Rosi“, liegt in der Unterführung an der Rosenheimer Straße im Münchner Stadtteil Ramersdorf versteckt. Die Unterführung bietet 700 Quadratmeter bunt bemalte Fläche zum Auspowern, sogar die Decke ist boulderbar. Vor Verletzungen schützen spezielle Matten, die am Boden ausgelegt sind,  Wertgegenstände können dort verstaut werden.

Kletterfreudige treffen sich gerne am Boulderblock „Dicker Hans“ unter der Candidbrücke, auch der ist frei zugänglich.
Kletterfreudige treffen sich gerne am Boulderblock „Dicker Hans“ unter der Candidbrücke, auch der ist frei zugänglich. (Foto: Johannes Simon)

Den „Dicken Hans“ findet man unter der Candidbrücke. Die Idee des Kollektivs ist, kostenlose und öffentlich zugängliche Boulderwände in München zu errichten und so ungenutzte Stadtflächen aufzuwerten.

Öffentliche Boulderwände, Unterführungen Candidplatz und Rosenheimer Straße, kraxlkollektiv.de

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