Bananen aus Costa Rica, Brombeeren aus Mexiko, Avocados aus Peru. Viele Obst- und Gemüsesorten legen weite Strecken zurück, bevor sie bei uns im Supermarktregal landen. Wer hingegen zu regionalem Obst und Gemüse greift, bekommt vielleicht eine kleinere, aber nicht unbedingt eine schlechtere Auswahl.
Genau daran soll Erntedank erinnern. Jedes Jahr nach der Ernte im Herbst danken Christinnen und Christen für die regionale Landwirtschaft und Natur. Und das, obwohl Erntedank eigentlich kein christliches Fest im klassischen Sinne ist. Denn mit dem Leben Jesu hat es nichts zu tun. Die Wurzeln reichen viel weiter zurück, bis in die vorchristliche Zeit, entstanden aus alten landwirtschaftlichen Traditionen. Erntedank könnte also auch für Nicht-Religiöse ein Anlass sein, sich näher mit der regionalen Landwirtschaft auseinanderzusetzen und die Vielfalt heimischer Erzeugnisse kennenzulernen.
Regionale Hülsenfrüchte im Botanischen Garten
Eine Gelegenheit dazu bietet der Botanische Garten in München. Von Samstag, 28. September, an können Interessierte die Ausstellung „Erntedank: Von Erbsenzählern und Bohnenstangen“ besuchen. Bis zum 6. Oktober werden dort zahlreiche regionale Gemüse-, Obst- und Getreidesorten präsentiert, von denen ein Teil sogar aus der eigenen Ernte des Botanischen Gartens stammt.
Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Sojabohnen – im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Hülsenfrüchte. „Weltweit gibt es fast 20000 verschiedene Arten von Hülsenfrüchtlern – damit zählen sie zu den artenreichsten Pflanzenfamilien überhaupt“, sagt Andreas Gröger, stellvertretender Direktor des Botanischen Gartens. Hülsenfrüchte seien ein großer Bestandteil der modernen Ernährung: „Sie sind wichtige Eiweißlieferanten und spielen schon längst nicht mehr nur in der vegetarischen und veganen Ernährung eine Rolle.“
Und nicht nur das: Hülsenfrüchte sind auch klimaschonend und nachhaltig. Denn eine besondere Superkraft dieser Pflanzen stecke in ihren Wurzeln. „In knöllchenartigen Verdickungen leben nämlich Bakterien, die Luftstickstoff binden können. Durch diese Symbiose wird die Pflanze mit Nitraten versorgt, sie produziert sozusagen ihren eigenen Dünger“, sagt Gröger. Außerdem kann man Hülsenfrüchte im eigenen Garten anbauen und unkompliziert lagern. So kann man sie das ganze Jahr über essen.
Neben den Hülsenfrüchten präsentiert die Ausstellung auch mehr als 100 regionale Apfelsorten. Einige davon können an Ort und Stelle verkostet werden. Wer unsicher ist, welche Apfelsorte im eigenen Garten wächst, kann seine Äpfel am zweiten Ausstellungswochenende, 5. und 6. Oktober, mitbringen. Der Pomologe Friedrich Renner wird vor Ort sein, um die mitgebrachten Äpfel zu identifizieren.
Am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, findet zusätzlich ein Aktionstag statt. Der Münchner Schriftsteller Franz-Maria Sonner liest aus seinem Roman „Gregor Mendel begegnet dem Schicksal“ – Krimifreunde kennen den Autor übrigens unter seinem Pseudonym Max Bronksi. Die Biologin Dagmar Hann gibt in einem Kurzvortrag Einblicke in die besonderen „Talente“ der Hülsenfrüchte. Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher an einer Führung durch die Ausstellung teilnehmen oder bei Musik Lupinen-Kaffee und Hummus-Spezialitäten probieren. Für Kinder gibt es an diesem Tag ein eigenes kleines Angebot.
Gemüse, Obst und Handwerk im Münchner Umland
Auch im Münchner Umland, etwa in Freising, wird anlässlich des Erntedankfestes ein buntes Programm geboten. Am Sonntag, 29. September, wird zum zweiten Mal zum Erntedank-Marktfest eingeladen. Hier können Gäste über den Markt mitten in der Freisinger Altstadt schlendern – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.
An den 24 Ständen werden nicht nur biologisch angebaute landwirtschaftliche, sondern auch handwerkliche Produkte angeboten. Veranstaltet wird das Fest vom „Freisinger Land“, der Aktiven City und der Stadt Freising. Der Kooperationsgemeinschaft geht es dabei vor allem darum, „den lokalen und regionalen Bezug zwischen Verbraucherinnen und Erzeugerinnen aufzuzeigen, zu verstärken und in den Fokus zu rücken“. An Infoständen können Interessierte mehr über nachhaltige Produktion, Tierhaltung und regionale Vermarktung erfahren.
Mit einem Gratis-Shuttle vom Grafinger Bahnhof kann man am Sonntag, 6. Oktober, auch das Erntedankfest in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten erreichen. Herrmannsdorf ist der Mittelpunkt eines Netzwerkes von mehr als 100 ökologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirten in der Region und bezeichnet sich selbst als eine „kleine in sich geschlossene Einheit“. Bei ihrer Arbeit „wird alte Handwerkstradition wiederbelebt und mit schonender, moderner Technik verbunden“, so zumindest ihre Selbsteinschätzung. „So entstehen handgemachte Lebensmittel, deren ausgesuchte ökologische Qualität man riechen, schmecken, fühlen kann.“ Wer sich darunter noch nicht so viel vorstellen kann, der erfährt bei einer der Führungen durch die Landwerkstätten mehr über die Arbeitsprozesse. Neben einer Landhuhn- und Schweinereiführung, kann man auch der Bäckerei, der Gärtnerei, der Metzgerei und den Bienen einen Besuch abstatten. Weitere Programmpunkte sind unter anderem der geöffnete Hofmarkt, Pferdekutschfahrten und stündliche Ausflüge zu den Tieren auf der symbiotischen Weide.
Ausstellung im Botanischen Garten München-Nymphenburg, 28. September bis 6. Oktober, Eintritt Regulär 6,50 Euro, Ermäßigt 4,50 Euro; Freisinger Land Erntedank-Marktfest, 29. September, 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei; Erntedankfest in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, 6. Oktober, 11 bis 18 Uhr, Preise pro Führung 5 Euro, Kinder bis 14 Jahre 3,50 Euro