Süddeutsche Zeitung

Bordell in Freimann:Wohnungen statt Freudenhaus

Die erhitzten Gemüter können sich wieder beruhigen: Das geplante Freudenhaus in Freimann wird nicht gebaut.

Thomas Kronewiter

Am Ende ging es Schlag auf Schlag. Ein "Groß-Bordell" in Freimann hatten dicke Schlagzeilen in die Welt hinaus posaunt, besorgte Nachbarn hatten protestiert, Politiker scharfe Stellungnahmen gegen das Projekt formuliert: Nun ist der Spuk erst einmal vorbei. Am morgigen Mittwoch wird die Vollversammlung des Stadtrats das von einem Investor geplante Freudenhaus den Garaus machen.

Stattdessen wird das Rathaus voraussichtlich erste Schritte zu einem Bebauungsplan ergreifen, der die Entwicklung an der Freisinger Landstraße in geordnete Bahnen lenken soll - weg von Amüsierbetrieben, hin zu einer Ausweitung des benachbarten Wohnviertels.

"Eigentlich müsste man ja dem Antragsteller für das Bordell richtig dankbar sein", sagt Werner Lederer-Piloty (SPD), Chef des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, mit süffisantem Unterton. Denn damit habe das Planungsreferat, nach Jahren vergeblicher Mühen der Stadtteilpolitiker, endlich einen ersten Schritt in die richtige Richtung an der Freisinger Landstraße unternommen.

"Unerhörte Geschwindigkeit" attestiert der Lokalpolitiker den städtischen Behörden: "Es muss wohl so etwas Obszönes wie eine Bordell-Drohung im Raum stehen, damit eine längst fällige Bauordnungsmaßnahme an einer öden Ausfallstraße in Gang kommt."

Stimmt das Rathaus dem Beschlusspapier von Stadtbaurätin Elisabeth Merk zu, soll es eine "angemessene Bebauung" beiderseits der Freisinger Landstraße an der Ostseite zwischen den Hausnummern 64 und 74 geben. Konflikte, wie sie zwischen Wohnvierteln und dem nahen Naherholungsgebiet einerseits, Tankstellen, Vergnügungsstätten und Bordellen andererseits zu erwarten sind, will man minimieren. Angestrebt wird idealerweise eine Wohnnutzung - neben bereits genehmigten Projekten wie etwa einem Pflegeheim mit Schwimmbad an der Freisinger Landstraße74.

Der SAGS GmbH als Antragsteller des Bordells will die Planungsbehörde jetzt zunächst einen Korb geben. Man werde den Vorbescheidsantrag ein Jahr zurückstellen, bestätigte am gestrigen Montag auf Anfrage der städtische Planungssprecher Thorsten Vogel.

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Quelle:
SZ vom 17.02.2009/sonn
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