Vorsichtig setzt Lorenz Größl den Bohrkopf auf, ehe er ihn langsam ins Erdreich treibt. Ein bisschen wie der Stechrüssel einer überdimensionalen Mücke sieht die achteinhalb Meter lange Hohlbohrschraube aus, die vorne am Bagger befestigt ist. Größl steuert das eigentümliche und eine halbe Million Euro teure Gefährt, das neben Reifen über Eisenbahnräder verfügt, um auch auf Schienen fahren zu können. Immer tiefer dringt die Schraube ein, je nach Bodenschicht etwas schneller oder langsamer. Rund um das Bohrloch türmt sich die nach oben geförderte Erde auf. Als eine Tiefe von acht Metern erreicht ist, wird ins Bohrloch ein Kunststoffrohr eingelassen und in dieses die 70 000 Euro teure Sonde. Sie misst, ob sich in der Nähe eine magnetische Quelle befindet, in der Fachsprache eine Anomalie. Wenn ja, kann das bedeuten: ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.
Arbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke:Auf Bombensuche mitten in der Stadt
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Um gefahrlos die zweite S-Bahn-Stammstrecke im Osten weiterbauen zu können, wird seit Monaten nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gebohrt. Ein Baustellenbesuch am Ostbahnhof.
Von Maik Rosner

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