Bogenhausen:Widerstand gegen Neubau-Pläne

Bogenhausen: Bedrohte Idylle: Ein Teil des Parks am Salzsenderweg soll Bauplatz werden.

Bedrohte Idylle: Ein Teil des Parks am Salzsenderweg soll Bauplatz werden.

(Foto: ales)

Die Sanierungsbedürftigkeit des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums stellt niemand in Abrede. Am geplanten Ersatzstandort aber, der Frischluftschneise am Salzsenderweg, entzündet sich harsche Kritik

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Eine neue Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt der Frischluftschneise am Salzsenderweg. Pro-Klimapark hat online und in der realen Welt - überwiegend in Bogenhausen - innerhalb von zwei Wochen 1200 Unterschriften gesammelt, um zu verhindern, dass auf der 140 000 Quadratmeter großen Grünfläche in Englschalking der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums entsteht. In der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen am Dienstagabend stellten zahlreiche Vertreter der Initiative, wie schon zuvor im Unterausschuss Planung, mit einer professionellen Präsentation dar, dass das Bauprojekt den Park massiv beeinträchtigt. Der BA will von der Stadtverwaltung jetzt noch einmal wissen, wie das neue Schulgebäude, für das nach offiziellen Angaben 20 000 Quadratmeter Fläche nötig sind, angelegt wird, wie sich die Baumasse verteilt, wie die Verkehrserschließung aussieht, welche Eingriffe in die Umgebung geplant sind und ob die Schule nicht näher an die Freischützstraße herangerückt werden kann. Die Bürgerinitiative wiederum plant, direkt beim Stadtrat wegen eines Alternativstandortes für das Gymnasium zu intervenieren.

Pro-Klimapark ist nicht gegen ein neues Gebäude für das überfüllte und seit Jahren sanierungsbedürftige Hausenstein-Gymnasium, betonte Sprecherin Tania Albrecht - "aber nicht an diesem Standort". Der jüngste Plan des Referates für Bildung und Sport (RBS) sieht statt der Renovierung der Schule im Arabellapark einen Neubau am Salzsenderweg vor. In einem zweiten Schritt könnten dann die alten Schulgebäude saniert und für ein zusätzliches Gymnasium genutzt werden. Dieses Argument war letztlich dann ausschlaggebend für die Zustimmung des Bezirksausschusses, der sich mit der Entscheidung schwer tat.

Der BA macht sich zwar seit Jahren für den Klimapark stark, sieht aber andererseits die hohen Schülerzahlen am Hausenstein, das für 800 bis 900 Gymnasiasten ausgelegt ist und dieses Schuljahr 1250 unterbringen musste. Der Zuzug durch neue Baugebiete wird die Zahlen in den kommenden Jahren weiter steigen lassen.

Doch auch die Bürgerinitiative argumentiert mit dem Zuzug: "Wir wachsen ohne Ende", sagte Tania Albrecht, "wir werden immer mehr Menschen. Solche Parks sind in München essenziell wichtig, sonst haben wir am Ende Verhältnisse wie in Los Angeles oder Hongkong". Es werde einem "angst und bange", wenn man die Größe des heutigen Hausenstein-Schulgeländes mit der Größe der Grünfläche vergleicht: "Da ist der ganze Park weg." Um das zu vermeiden, werde der Neubau also vermutlich "in die Höhe gehen".

Die vom BA formulierte Forderung, das Schulgebäude sensibel in die Natur zu integrieren, "ist so wischiwaschi", kritisierte Albrecht, in jedem Fall schränke der Bau die Kaltluftschneise massiv ein. Außerdem könne das Sackgassen-System rund um den Salzsenderweg den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen, die Anbindung mit Bus und Tram sei unzureichend.

Die Alternativ-Standorte freilich, die Albrecht im Namen der Initiative vorschlug, hat der BA bereits verworfen: Für das neue Stadtviertel, das östlich der S 8-Trasse entstehen soll, kommt das Schulprojekt zu früh, dort wird erst in etwa zehn Jahren gebaut. Für den Prinz-Eugen-Park mit seinen 1800 Wohnungen plus Grundschule kommt es zu spät, dort sind die Grundstücke inzwischen verkauft. An der Knappertsbuschstraße hat die russisch-orthodoxe Kirche ein Areal, plant dort aber eine neue Kirche. Und einen Teil der Gymnasiasten in die gegenüberliegende Mittelschule auszulagern, die groß genug wäre, ist pädagogisch nicht vertretbar. Flächen an der Weltenburger Straße liegen in einer Grünzone; und für alle 50 Klassen des Gymnasiums während einer Sanierung des Altbaus Container aufzustellen, würde zig Millionen kosten. Genau deswegen hatte das RBS den Neubau vorgeschlagen.

Der Klimapark "wird massiv beeinträchtigt, keine Frage", räumte Wolfgang Helbig (SPD) im Unterausschuss ein, aber: "In der Gesamtabwägung gibt es keinen Weg, da zurückzugehen". Der Standort sei nicht optimal, gab auch Robert Brannekämper (CSU) zu, "nur wissen wir bis heute keinen besseren". Andreas Nagel (David contra Goliath) dagegen forderte, nicht nur unbebaute städtische Grundstücke zu betrachten - den Klimapark zu opfern, "wäre eine Jahrhundert-Bausünde". Holger Machatschek (Grüne) kritisierte "die Untätigkeit und Unfähigkeit" der Referate. Sie seien "zu bequem", Alternativen zu suchen. Nagel und Machatschek hatten wie Nicola Holtmann (ÖDP) gegen die Neubau-Pläne votiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: