Bogenhausen:Unbürokratisch helfen

Stadtviertelvertreter bitten die Stadt, dem Zirkus Baldoni Kaiser die Platzmiete zu erlassen

Von Nicole Graner, Bogenhausen

Eigentlich wollte er Ende April schon längst weitergezogen sein: der Zirkus Baldoni Kaiser, der auf der Wiese vor dem Cosimabad sein Zelt aufgeschlagen hat. Von wegen Zelt: Das große Zirkuszelt musste Betreiber Anton Kaiser wegen der Corona-Krise längst abbauen - und wird es bis August auch nicht mehr aufbauen können. Weiterziehen kann er auch nicht, an Einnahmen ist nicht zu denken. Die Tiere haben trotzdem Hunger. Unterstützung erfährt der Zirkus von den Münchnern immer wieder. Durch Spenden oder zuletzt gar mit Hilfe einer Ladung Dung, die der Zirkus zum Düngen einer Wohnanlage an der Elektrastraße anlieferte und dafür Geld bekam. Nun will auch der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen die Artisten unterstützen.

Die SPD hat in der jüngsten Sitzung in einem Dringlichkeitsantrag die Stadt München gebeten, dem auf dem städtischen Grundstück gestrandeten Zirkus die Miet- beziehungsweise Pachtkosten zu erlassen. Zumal eine teilweise Rückerstattung der geleisteten Pachtkosten, wie das Kommunalreferat dem BA bereits mitgeteilt hat, nicht möglich sei.

Seit dem 2. März steht der Zirkus Baldoni Kaiser auf dem Platz. Für jeden Tag, den er auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche stehen wollte, musste der Zirkus im voraus 125 Euro Pacht zahlen. Der Vertrag ist mit dem 30. März abgelaufen, eine unbefristete Verlängerung von der Stadt bereits genehmigt. Für jeden weiteren Tag muss Betreiber Anton Kaiser aber weiterhin 125 Euro bezahlen. Eine "unbürokratische Hilfe" sei jetzt erforderlich, fordert die SPD. Die drei Vorstellungen am 6., 7. und 8. März, die noch gegeben werden konnten, seien laut SPD-Antrag nur mäßig besucht gewesen. Auch habe der Zirkus, um Kosten zu sparen, die Fläche bereits reduziert und nutze nur noch an die 500 Quadratmeter.

Paula Sippl (Grüne) fand den Vorschlag eine "ganz hervorragende Idee". Man müsse den Tieren helfen. Sie bat mit einem leidenschaftlichen Plädoyer gleich alle im Gremium, den Zirkus auch mit privaten Spenden zu unterstützen. Der BA überlegte, ob es noch andere Möglichkeiten geben könnte, den Artisten finanziell zu helfen. Doch die Meinung war klar: Es gehe jetzt darum, keine weiteren Kosten für den Zirkus entstehen zu lassen. Die einzige Lösung, sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Karin Vetterle, sei: "Man muss dem Zirkus seine Platzmiete erlassen. So einfach ist das." Genauso sahen es alle Fraktionen im BA und folgten dem Antrag.

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