Süddeutsche Zeitung

Bogenhausen / Trudering:Radeln gegen den Bauboom

Exkursion führt zu Schauplätzen der Nachverdichtung

Zuzug, Wohnungsmangel, Bauboom - man könnte schon fast vom Münchner Dreisatz sprechen, wenn es um Nachverdichtung und ihre Folgen geht. Im Osten der Stadt stoßen die zahlreichen Bauprojekte auf Widerstand, seien es neue Wohnviertel, neue Gewerbegebiete oder auch ein neues Gymnasium. Den Gegnern geht es in der Regel nicht darum, Bebauung komplett zu verhindern. Sie wollen vielmehr Grünflächen retten, die das Stadtklima verbessern, Naherholung ermöglichen, Lebensqualität heben. Am Montag, 1. Mai, führt eine Fahrrad-Exkursion des Bundes Naturschutz, des Münchner Forums und der Bogenhauser Bürgerinitiative Pro Klimapark zu sechs Stationen, an denen sich die Probleme der Verdichtung ablesen lassen. "Ois zuabaun?" lautet die Leitfrage, unter die Herbert Gerhard Schön seine Führung im Rahmen dieses Münchner Maiausflugs stellt.

Die Teilnehmer treffen sich um 14 Uhr an der Unnützwiese, Unnützstraße 28, in Trudering. Auf dieser Freifläche wollte die Stadt eine Anlage mit 48 Wohnungen im Programm "Wohnen für alle" errichten. Nach massiven Protesten und wegen juristischer Zweifel stoppte Oberbürgermeister Dieter Reiter das Projekt im März. Die Bürgerinitiative "Rettet die Unnützwiese" sieht dies als Erfolg, will aber ihr Bürgerbegehren "Grünflächen erhalten" dennoch weiterverfolgen.

Station Nummer zwei für die Maiausflügler ist das Gewerbegebiet "Am Hüllgraben" in Daglfing. Auf einer 15 Hektar großen ehemaligen Freifläche zwischen der Passauer Autobahn, der Bahnstrecke nach Mühldorf und der Trasse der Flughafen-Linie S 8 bauen derzeit zahlreiche Unternehmen ihre Hallen. Vom Gewerbegebiet Hüllgraben geht es weiter zur Olympia-Reitanlage Riem, die ebenso wie das Bächlein Hüllgraben - Haltepunkt Nummer vier - im Gebiet der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) Nordost liegt. Reitanlage und Bach gehören damit zu einem 600 Hektar großen Gebiet am nordöstlichen Stadtrand, in dem ein neues Wohnquartier entsteht. Dort sollen 30 000 Menschen wohnen und 10 000 arbeiten.

Auch die Landwirtschaft der Familie Hofreiter an der Savitsstraße, berühmt für Beerencafé und Maislabyrinth, liegt im SEM-Gebiet, auch sie wird angesteuert. Letztes Ziel der Exkursion ist schließlich der Dirtpark des Radsportvereins Tretlager im Klimapark am Salzsenderweg. Auf einem Teil dieser zwölf Hektar großen Freifläche soll der Neubau des Ludwig-Hausenstein-Gymnasiums entstehen. Die Initiative Pro Klimapark hat sich gegründet, um den Standort zu verhindern. Die Radl-Exkursion endet gegen 16.30 Uhr am Salzsenderweg. Anmeldungen werden bis Freitag, 28. April per Mail an info@pro-klimapark.de entgegengenommen.

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Quelle:
SZ vom 25.04.2017 / ust
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