Bogenhausen:Städtebauliche Spannungen

Phorms Campus in München, 2019

Beengt: Die Phormsschule in Bogenhausen will erweitern.

(Foto: Robert Haas)

Die Lokalbaukommission bescheinigt, dass die Phorms-Schule eine Turnhalle bauen darf, obwohl dabei Vorschriften ignoriert werden. Lokalpolitiker protestieren

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Der Ober sticht den Unter, das gilt nicht nur beim Schafkopfen in aller Regel, sondern auch bei Entscheidungen über umstrittene Bauvorhaben in München. Nur ist in diesem Zusammenhang der Unter dann der jeweilige Bezirksausschuss (BA), auf dessen Gebiet das Bauprojekt liegt, und der Ober, der das letzte Wort hat, ist die Lokalbaukommission (LBK). Gerade hat der BA Bogenhausen mal wieder eine Runde gegen die LBK verloren, endgültig geschlagen geben will er sich aber noch nicht. Es geht um eine neue Erweiterung der Phorms-Schule am Bogenhauser Kirchplatz. Dort besuchen etwa 650 Kinder Schule, Kita oder Krippe. Der Einzugsbereich der privaten deutsch- und englischsprachigen Ganztagsschule reicht über München hinaus bis in die Region.

Wie berichtet, haben die Bogenhauser Lokalpolitiker massive Einwände dagegen, dass die Phorms Bavaria gGmbH auf dem Gelände jetzt eine unterirdische Turnhalle bauen und darüber vier Fachlehrsäle errichten will - zehn Meter in die Tiefe, acht Meter in die Höhe, 18 Monate Bauzeit. Einen eigenen Sportplatz hat die Schule nicht, auswärtige Hallen und Plätze stehen künftig nicht mehr zur Verfügung, daher ist der Neubau aus Sicht der Schulleitung unumgänglich. Die Lokalpolitiker finden das Grundstück aber schon heute über die Maßen versiegelt. Der Park sei trotz anderslautender Bestimmungen im Freiflächengestaltungsplan sukzessive bebaut worden, konstatierte Rechtsanwalt Benno Ziegler im Juli im Bezirksausschuss. Er vertritt Nachbarn, die Einwände gegen das Projekt haben. Den südlichen Schultrakt stuft Ziegler als Schwarzbau ein.

Für die LBK dagegen sind andere Gesichtspunkte ausschlaggebend. Die Baugenehmigung hat sie trotz BA-Protest in der Zwischenzeit erteilt. "Die Erweiterung dient dem Funktionserhalt der Schule", erklärt Pressesprecher Thorsten Vogel vom Planungsreferat, bei dem die LBK angesiedelt ist. Und weil die Bevölkerung wächst und die Schülerzahlen steigen, "liegt die Verdichtung auf bestehenden Schulgeländen in öffentlichem Interesse". Das Baufenster werde zwar überschritten, zitiert Vogel die LBK, dies löse jedoch "keine städtebaulichen Spannungen" aus, eine ausreichende Begrünung sei sichergestellt, schützenswerter Baumbestand werde berücksichtigt.

Obwohl der Ober den Unter damit also schon geschlagen und eine rechtsverbindliche Entscheidung hat, schieben die Bogenhauser Lokalpolitiker jetzt noch einen Fragenkatalog nach, der eigentlich eine Protestnote ist. Sie wollen wissen, ob für die Versiegelung der Freifläche zum Englischen Garten hin eine Genehmigung vorliegt, verlangen Belege für die Aussage der Lokalbaukommission, dass die Schule wichtig für die örtliche Versorgung sei und stellen verklausuliert die Frage nach dem Sinn von Vorschriften, wenn sie straflos ignoriert werden können. Selbst wenn die Verdichtung notwendig sei, wie von der LBK postuliert, "rechtfertigt das nicht per se, dass ich da draußen machen kann, was ich möchte", sagte Xaver Finkenzeller (CSU).

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