Bogenhausen:Rechenspiele mit vielen Unbekannten

Pavillon Grundschule Ruth-Drexel-Straße

Ein Schuljahr gerettet: Die Elternbeiratsvorsitzende der Knappertsbusch-Grundschule, Natalie Bilik (rechts), und Nicole Zettler (Mitte) freuen sich, dass die Mittagsbetreuung im Pavillon erst einmal erhalten bleibt.

(Foto: Florian Peljak)

Mühsam ist es der Stadt jetzt gelungen, die Kinder aus dem Prinz-Eugen-Park auf 22 Klassen in zwei Grundschulen zu verteilen. Allerdings gilt diese Lösung nur bis Sommer 2022. Danach steigen die Schülerzahlen weiter

Von Nicole Graner, Bogenhausen

Die gute Nachricht: Das Schuljahr 2021/2022 ist gesichert. Die 22 Klassen, vier mehr als im Vorjahr, können alle in der Ruth-Drexel-Schule und nebenan an der zweizügigen Schule an der Knappertsbuschstraße untergebracht werden. 15 Klassen werden in der Schule des Prinz-Eugen-Parks, sieben Klassen in der Knappertsbuschschule unterrichtet. Die Mittagsbetreuung im Pavillon der Mittelschule behält beide Räume. Keiner davon wird zu einem Klassenzimmer umfunktioniert, wie lange von der Elterninitiative befürchtet. Die schlechte Nachricht: Das alles gilt nur für das kommende Schuljahr. Dabei werden für die dann folgenden Schuljahre immer mehr Kinder erwartet.

Zwei Wörter fallen daher an dem Abend, an dem Norbert Ziegler und Christian Breu vom Referat für Bildung und Sport (RBS) in der Aula der Ruth-Drexel-Schule Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen sowie Vertreter der Schulen und der Mittagsbetreuung über die Schulsituation im neu gebauten Quartier informieren, besonders häufig: intensiv und Peak. "Sehr intensiv", so sagt Ziegler, habe man im Referat über alle erdenklichen Möglichkeiten der Klassenverteilung gesprochen. Und weil sich die Schulleitung der Ruth-Drexel-Schule so viele Gedanken gemacht habe, sei überhaupt eine Möglichkeit gefunden worden, damit die Schülerinnen und Schüler nicht "auf Wanderschaft gehen müssten". Das heißt, dass der Computer- und der Mehrzweckraum, die laut Ziegler ja nicht Standard an Grundschulen seien, zu Klassenzimmern umgewandelt würden. Wie auch der Musikraum. In der Sitzung des Bildungsausschusses der Stadt, der ein paar Stunden zuvor getagt hatte, hatte das RBS diese Entscheidung damit begründet, dass der Musikunterricht nicht "zwingend an einen bestimmten Raum" gebunden sei. Am Abend dann lobte Christian Breu die Arbeit der Mittagsbetreuung. Sie sei "enorm wichtig". "Uns ist sehr daran gelegen, perspektivisch mehr dafür zu tun, dass Eltern die Möglichkeit haben, flexibel arbeiten zu können."

Den BA-Mitgliedern im Unterausschuss (UA) Bildung und Sport reichte die schmale Lösung im Hinblick auf die kommenden Jahre nicht. Von "Mangelverwaltung" spricht der BA-Vorsitzende Florian Ring (CSU). Die Zahl der Schüler steige an, erklärt Jens Luther (CSU), und Petra Cockrell von den Grünen nennt die Planung und das Vorgehen "nicht nobelpreisverdächtig". Die Familienplanung im Viertel sei mit Sicherheit nicht beendet. Zahlen zum Beispiel, die die Genossenschaft für Quartiersorganisation im Prinz-Eugen-Park erst kürzlich für zwei neue Wohnhäuser mittels Selbstauskunft der zukünftigen Mieter erhoben hat, zeigen, dass viele Schulkinder erwartet werden dürften. "Wie will die Stadt da am Bedarf dran bleiben?", fragt Cockrell.

Christian Breu vom RBS glaubt, dass die Schülerzahl nach aktuellen Prognosen zwar in den nächsten fünf Jahren steige, dann aber wieder sinke. Der Peak ist nach den aktuellen Prognosen der Stadt in den Schuljahren 2023/2024 mit 560 Schülern erreicht. 2024/2025 sind es 555. Danach seien es, so errechnet das RBS, 510 Schüler. Das glaubt die Vertreterin der kooperativen Ganztagesbildung der Caritas an der Ruth-Drexel-Schule nicht. Dass der Peak in fünf Jahren vorbei sei, könne sie sich nicht vorstellen. Denn überall im Stadtbezirk platzten die Schulen aus allen Nähten.

Zu klein bleibt zu klein. Auch wenn der BA die Stadt schon 2018 auf das Raumproblem hingewiesen habe, sei, so sind sich Jens Luther und der UA-Vorsitzende Marco Poggenpohl (SPD) einig, die Schule von Anfang an zu klein geplant worden. "Welche Zahlen sind da herangezogen worden? Da hat doch was hinten und vorne nicht gestimmt!". Sehr intensiv, und da ist es wieder das Wort des Abends, prüfe man daher für die kommenden Schuljahre, sagt Norbert Ziegler, die Möglichkeit, einen Container auf eine Grünfläche der Ruth-Drexel-Schule zu stellen. Diesen Vorschlag hatte schon der Elternbeirat gemacht. Sucht man diese Fläche, bleibt wohl nicht viel Auswahl: Entweder man stellt einen Container auf die ebene Sportplatz-Grünfläche oder auf eine bislang schiefe, und ungenutzte Fläche nördlich des Haupteingangs in Richtung Cosimastraße. Aber wie schnell kann so eine Lösung kommen? Bis ein Container stehe, könnte es zwölf bis 18 Monate dauern, erklärt Ziegler. Vorstellen kann man sich auch, einen Container von anderer Stelle "umzusetzen". Allerdings müssten dann noch die Innenräume komplett neu eingerichtet werden. Man wolle sich "stark" für diese Lösung einsetzen.

Es gibt übrigens einen zweiten Pavillon auf den Schulgelände an der Knappertsbuschstraße. Er ist baugleich mit dem Pavillon der Mittagsbetreuung. Erst war dort eine städtische Kinderkrippe untergebracht, dann stand er lange leer. Nun soll, wie Norbert Ziegler berichtet, der Pavillon aber in einem "Vergabeverfahren" an einen Kindergarten vermietet werden.

Das Fazit des Abends: Mit Ach und Krach können im neuen Schuljahr alle Schüler in beiden Schulen untergebracht werden. Ob ein Container kommt, wird "intensiv geprüft". Nicole Zettler ist zwar sehr froh, dass die Mittagsbetreuung ihre beiden Räume für ein weiteres Schuljahr nutzen kann. Aber sie fügt hinzu: "In einem Jahr sitzen wir wieder hier."

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