Bogenhausen:Neue Weichenstellung

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Auslaufmodell: Noch pendelt die Linie 25 zwischen Berg am Laim und Grünwald. Schon im Dezember könnte die Tram 22 von Steinhausen direkt in die Innenstadt rattern. (Foto: Stephan Rumpf)

Nach heftigen Fahrgast-Protesten rollt die Steinhausen-Tram künftig zum Stachus statt nach Grünwald, und auch am Busnetz bessert die Stadt nach. Doch die Nachbarschaftsinitiative Zamdorf will unbedingt wieder einen Bus, der direkt zum Max-Weber-Platz fährt

Von Renate Winkler-Schlang, Bogenhausen

Anträge von Bürgern und Bezirksausschuss (BA), Briefe der Stuntzschule, Appelle von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und eine hitzige, überfüllte Verkehrsausschusssitzung des BA mit Vertretern der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zeigen nun erste Wirkung: Die MVG will die negativen Auswirkungen, die die Eröffnung der Steinhausen-Tram für das Busnetz im Nordosten und vor allem die Bürger Zamdorfs hatte, jetzt nach und nach abmildern. So sieht es das neue Leistungsprogramm vor, das der Stadtrat noch im Juli absegnen soll.

Wichtigste Neuerung: Die neue Linie 22 soll von Berg am Laim kommend nicht wie bisher nach Grünwald abbiegen, sondern vom Max-Weber-Platz aus zusätzlich zur Linie 19 über die Maximilianstraße zum Stachus und von dort weiter zur Hochschule München rollen. Das erspart allen, die direkt in die Innenstadt wollen, das Umsteigen am Max-Weber-Platz. Diese neue Linie 22 soll, wie bisher die Linie 25, auch am Wochenende und in den Abendstunden verkehren. Die 25 tingelt wie bisher nach Grünwald, ihre andere Endstation wird künftig wieder der Max-Weber-Platz sein.

Es gibt jedoch einen Haken: Für die neue Trambahnlinie 22 braucht die MVG zwei zusätzliche Straßenbahnzüge. Bisher geht man aber davon aus, dass die Umplanung mit dem vorhandenen Fuhrpark zu bewerkstelligen sein muss: Bis Ende Juli wird geprüft, ob und wo die beiden Züge eingespart werden könnten. Dann werde klar sein, ob die Tram-Rochade schon zum Fahrplanwechsel im Dezember oder erst im Jahr 2018 "zu einem möglichst frühen Zeitpunkt" erfolgen kann, so die MVG.

Auch beim Busnetz will die MVG unter dem Eindruck der massiven Bürgerproteste nachbessern. Bereits mit Beginn der Sommerferien werden die Fahrpläne der Stadtbus-Linien 190 und 191 so verändert, dass die Umsteigeverbindungen am Berg am Laimer Bahnhof besser funktionieren: An der Friedenstraße hinterm Ostbahnhof erfolgt die Abfahrt wenige Minuten früher, und der Halt in Berg am Laim wird um eine kurze Pufferzeit ergänzt. Außerdem haben sich die Planer die Klagen der Mittelschule Stunzstraße zu Herzen genommen, deren Schüler erheblich längere Fahrzeiten haben als früher: Es werden "eventuelle Ergänzungen des bestehenden Busnetzes geprüft", so die MVG. Die sehr knappen Platzressourcen an Max-Weber-Platz und Ostbahnhof jedoch seien nun mal "unveränderbar". Derzeit würden zudem die Kosten für ein Zusatzangebot - seien es zusätzliche bedarfsgerechte Schülerfahrten oder sogar eine neue Linie - und deren Auswirkungen auf die "Wirtschaftlichkeit der Straßenbahnprojekts" ermittelt. Auch diese Ergebnisse sollen Ende Juli vorliegen.

Der Bogenhausener Bezirksausschuss hatte den Entwurf des neuen Leistungsprogramms so kurzfristig zugestellt bekommen, dass er ihn in seiner jüngsten Sitzung noch gar nicht diskutieren konnte. Laut der Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser (Grüne) nahm man damit zwar in Kauf, dass die Stellungnahme zu spät komme, ohne eingehende Lektüre aber könne man keine fundierte Meinung abgeben. Positiv über die Entwicklung äußert sich bereits die Bogenhausener SPD auf ihrer Internetseite. Stefan Hofmeir von der Aktion Münchner Fahrgäste weist darauf hin, dass sich auch ihr im Januar verstorbenes Mitglied Andreas Nagel stets für die nun geplante Tram-Lösung eingesetzt habe.

Die rührige Nachbarschaftsinitiative Zamdorf bedankt sich bei Bürgermeister Josef Schmid, auf dessen Druck nun endlich nach mehr als sechs Monaten eine offizielle Stellungnahme der MVG vorliege: "Wir begrüßen die direkte Innenstadtanbindung der Tram Steinhausen. Hier nehmen wir die MVG beim Wort und hoffen, dass die Umstellung bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember eintritt", sagt Initiativen-Gründer Kilian Mentner.

Für Erheiterung sorge jedoch die späte Erkenntnis der MVG, dass die derzeitige Linenführung der Busse 190 und 191 unter anderem wegen des langen Staus in der Berg am Laimer Unterführung nicht funktioniert: "Das haben wir seit Monaten kommuniziert, und bisher wurde dies von der MVG immer geleugnet." Einige Minuten mehr Haltezeit in Berg am Laim vorzusehen, werde allerdings nicht genügen: Zamdorf benötige wieder eine direkte Busanbindung an die Innenstadt, "bevorzugt und wie gehabt an den Max-Weber-Platz". Damit wären auch die Bavaria Towers am Vogelweideplatz mit dem geplanten Hotel direkt an die Messe in Riem angebunden. Wenn die MVG ehrlich prüfe, könne nur diese Lösung herauskommen, so Mentner.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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