Bogenhausen:Hohes Hauptquartier

Anfang Februar beginnt der Abriss der ehemaligen Siemens-Gebäude an der Richard-Strauss-Straße. Sie weichen der neuen Zentrale der Bayerischen Versorgungskammer, einem Ensemble mit zwei Türmen

Von Alfred Dürr, Bogenhausen

Noch laufen die Planungen und das Genehmigungsverfahren für eines der größten Bauprojekte der Stadt, aber die Bagger fahren schon auf. In unmittelbarer Nähe zum Hypo-Hochhaus soll auf dem ehemaligen Siemens-Areal an der Richard-Strauss-Straße 76 die Zentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) entstehen. Anfang Februar geht es los mit dem Abriss der sechs, schon seit einigen Jahren leer stehenden Bürokomplexe auf dem Grundstück. Die damit einhergehenden Belästigungen für die Umgebung will man so gering wie möglich halten, hieß es bei einer Informationsveranstaltung der BVK für die Nachbarn.

Bayerische Versorgungskammer

So soll die künftige BVK-Zentrale aussehen. Simulation: David Chipperfield Architects

"Kann man nicht einfach alles in die Luft sprengen, damit es schneller vorbei ist?" Das sei aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich, sagte ein Verantwortlichlicher der Strabag Real Estate, die mit der gesamten Projektentwicklung beauftragt ist, auf diese Frage eines Anwohners. Ein Jahr dauert der Abbruch. Man werde Vorkehrungen gegen Lärm, Staub und Dreck treffen, etwa mit Schallschutz-Zäunen, der Einhaltung von Ruhezeiten, mit schallgekapselten Maschinen, Schutzvorhängen oder Wassernebel-Wänden.

Bayerische Versorgungskammer Bestand

Die früheren Siemens-Gebäude machen Platz.

(Foto: Strabag Real Estate)

2014 hatte Siemens die Gebäude an der Richard-Strauss-Straße verlassen. Dann gab es Zwischennutzungen, etwa als Flüchtlingsunterkunft oder für Veranstaltungen. Die Versorgungskammer erwarb das 20 000 Quadratmeter umfassende Areal 2016 für ihr neues Hauptquartier. Dieses soll 2024 bezogen werden. Bisher sind die einzelnen Versorgungswerke noch auf drei Häuser im Arabellepark verteilt.

Die künftige Zentrale wird nach dem Entwurf des renommierten Büros David Chipperfield Architects mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten realisiert. Vorgesehen ist ein zusammenhängendes Ensemble von drei Baukörpern: einem 50 Meter hohen, lang gestreckten Riegel sowie mit zwei Türmen, 60 und 100 Meter hoch. Gediegene Eleganz mit starken inneren Werten oder einfach nur ein langweiliger Großkasten? Das Ergebnis des Wettbewerbs hatte eine Diskussion über das Erscheinungsbild neuer Hochhaus-Projekte ausgelöst. Der BVK-Vorstandsvorsitzende Daniel Just verteidigte bei der Informationsveranstaltung zum weiteren Baufortschritt mit Leidenschaft die Entscheidung für den Chipperfield-Entwurf: "Wir wollen keinen spektakulären, modernistischen Büropalast, wir ziehen hohe, dauerhafte Qualität und Understatement vor." Beim Neubau spiele Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle, sagte Just. Man sei in Bogenhausen seit vielen Jahre zu Hause und fühle sich dem Viertel stark verbunden. Die neue Zentrale als ein Gewinn, auch für die Bürger: mit der Durchlässigkeit des Areals hin zum Denninger Anger, mit großzügigen Freiflächen, mit öffentlicher Gastronomie, mit einer Kita und mit allgemeiner Zugänglichkeit des obersten Stockwerks im 100-Meter-Turm.

All das und auch die geplante Hybrid-Bauweise mit Holz und Beton, die in dieser Größenordnung bislang einmalig in München wäre, überzeugte nicht alle Anwesenden. Müsse man denn unbedingt so hoch hinaus, fragte eine Anwohnerin: "Ich will nicht, dass man in meine Wohnung schauen kann oder das ganze Haus verschattet wird." Rund 1300 Menschen arbeiten bei der BVK. Ist nicht ein Verkehrschaos im Umfeld der Zentrale programmiert?

Die BVK will ein modernes Mobilitätskonzept, setzt aufs Fahrrad oder auf Carsharing. Besonnung, Windverhältnisse, Mikroklima, das alles prüfe die Stadt im Genehmigungsverfahren. Mit dem höchsten Turm bleibe man noch unter dem Hypo-Hochhaus mit seinen 114 Metern, sagte Just: "Wir haben uns bewusst für die 100-Meter-Grenze entschieden." Man füge sich in die Umgebung ein, schaffe aber auch eine eigene Identität mit dem Neubau. Nur 20 Prozent der oberirdischen Grundstücksfläche werde bebaut. Just: "Wenn man den Grad der Versiegelung so gering halten will, dann bleibt nichts anders übrig als in die Höhe zu gehen."

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