Bogenhausen:"Ganz ordentliche Sprengtrichter"

Stau am Föhringer Ring in München, 2016

Alles dicht: Weil die Herzog-Heinrich-Brücke nur eine Fahrspur in jede Richtung hat, ist der Föhringer Ring eine Stau-Falle. Das soll sich ändern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Unerwartete Schwierigkeiten gefährden den Terminplan zum vierspurigen Ausbau des Föhringer Rings: Nahe der Herzog-Heinrich-Brücke werden Kampfmittel vermutet, zudem verläuft dort eine Gashochdruckleitung

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Sechs Jahre lang wird der Föhringer Ring am nördlichen Stadtrand eine Baustelle sein, ehe der Verkehr dort auf vier statt bisher zwei Spuren fließen kann. Dieses Jahr beginnt der Ausbau der stauanfälligen Strecke, die Bäume an Isar und Isarkanal sind schon gefällt. Jetzt hat Stefan Rinderer vom Staatlichen Bauamt Freising dem Unterausschuss Verkehr des Bezirksausschusses Bogenhausen die neuesten Planungsdetails zu dem 52-Millionen-Euro-Projekt vorgestellt.

Grundsätzlich ist längst klar, wie der vierspurige Ausbau der knapp zwei Kilometer langen Straße ablaufen soll: Ende des Jahres beginnen die Arbeiten an einer neuen Brücke, die bis 2021 die marode zweispurige Herzog-Heinrich-Brücke aus den Sechzigerjahren ablösen soll. Diese alte Stahlkonstruktion wird dann voraussichtlich 2022 abgerissen und durch eine zweite Querung ersetzt. Die neuen Brücken sind so breit, dass sie je zwei Geradeaus- und eine Abbiegespur aufnehmen können, sodass das Nadelöhr des Föhringer Rings beseitigt ist, wenn beide in Betrieb gehen. Von 2020 an wird außerdem der Ostabschnitt der Straße von der Isar bis zur Einmündung der Kreisstraße M 3 erneuert. Die Ein- und Ausfahrten dort bekommen durchgehende Verflechtungsstreifen. Und die Westhälfte der Strecke von der Isar bis zur Nürnberger Autobahn wird in einem weiteren Schritt komplett vierspurig ausgebaut, inklusive der vier Brücken über Garchinger Mühlbach, Sondermeierstraße, Schwabinger Bach und Eiskanal.

Für dieses Jahr sei geplant, in den Pfingst- und Sommerferien die Zufahrten zur Brückenbaustelle einzurichten, berichtete Rinderer den Bogenhauser Stadtviertelvertretern. Außerdem würden 2019 Kabel und Leitungen verlegt und Schutzzäune an den gerodeten Flächen aufgestellt. Dort sind jetzt die Baumreihen unterbrochen, die die Fledermäuse an der Isar zur Orientierung nutzen. Wegen der nachtaktiven Säugetiere schließt Rinderer nächtliche Arbeiten am Föhringer Ring erst einmal aus: "Wenn wir die Baustelle ausleuchten, drehen die Fledermäuse durch."

Ein paar unvorhergesehene Schwierigkeiten hat er auch zu vermelden: Auf alten Luftbildern vom Ende des Zweiten Weltkriegs habe man "ganz ordentliche Sprengtrichter" in der Umgebung der Brücke entdeckt, sodass für das Frühjahr zusätzlich eine Kampfmittelsondierung eingeplant sei, ehe die Fledermäuse ihre Zäune bekommen. Offen ist außerdem, wann der Abriss der alten Brücke beginnen kann, sagte Rinderer. Unter ihr verlaufe nämlich eine Gashochdruckleitung der Stadtwerke, die Ober- und Unterföhring und das Heizkraftwerk versorge. Nach heutigen Sicherheitsstandards dürfen solche Leitungen aber nicht mehr unter Brücken verlegt sein.

Daher müssen die Stadtwerke eine ganz neue Verbindung unter der Isar und dem Isarkanal hindurch graben und diese Hochdruckleitung anschließen, ehe die alte Brücke abgebrochen werden kann. Ein solcher Umschluss sei aber nur in den Warmwetter-Monaten Mai bis September möglich, erklärte der Planer. Daran hänge jetzt dieser Teil des Baustellen-Terminplans.

"Knackig" werde auch der Westabschnitt mit seinen vier Brücken, prophezeite Rinderer. Dort werde man die Verkehrsführung immer wieder dem Baufortschritt anpassen müssen - "nicht ganz so schlimm vielleicht wie am Luise-Kiesselbach-Tunnel", sagte er. Jedenfalls, das betonte Rinderer, werde es für jede Richtung während der Baustellen-Jahre immer einen Fahrstreifen geben, wenn auch vielleicht "nicht mehr so komfortabel breit wie jetzt". Und man werde den Föhringer Ring auch nicht "wochenlang komplett abriegeln", versprach er. Für den Neubau der Rampen von und zur Münchner Straße in Unterföhring seien aber voraussichtlich mehrmals Sperrungen an Wochenenden und während der Schulferien notwendig.

Im Unterausschuss Verkehr des Bezirksausschusses zeigte sich dessen Vorsitzender Martin Tscheu (SPD) besorgt über die sechs Jahre Bauzeit, auch wenn Rinderer darauf hinwies, dass in den ersten beiden Jahren vorwiegend neben der Straße gearbeitet werde. "Chaos hoch drei" auf der Strecke erwartete Tscheu vor allem für die Heimspiele des FC Bayern.

Informationen zu den Bauarbeiten gibt es im Internet unter www.ausbau-foehringer-ring.de.

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