Bogenhausen:Einkauf als Tagesausflug

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Anwohner kritisieren Schließung des Edeka am Cosimapark

Von Jann-Luca Künßberg, Bogenhausen

Die Schließung des Express-Edeka am Cosimapark sorgt für Unmut bei den Anwohnerinnen und Anwohnern. Sehr kurzfristig und gut versteckt sei erst Anfang vergangener Woche über das Aus für den kleinen Vollsortimenter informiert worden, erzählt eine Anwohnerin.

An diesem Dienstag, einen Tag vor der Schließung am 31. Juli, wird etwas ausführlicher informiert, Molkereiprodukte sind reduziert, die Regale leer, den Kunden werden zwei andere Märkte, je 1,8 Kilometer entfernt, empfohlen. An der Kasse wünscht eine ältere Dame der Angestellten alles Gute: "Ich hoffe, Sie bekommen einen guten Job, Sie können so viel", sagt sie aufmunternd. Aus dem Markt heißt es, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen könnten alle in anderen Filialen weiter arbeiten. Trotzdem würden auch sie ihr Publikum vermissen, habe eine Angestellte der Anwohnerin erzählt. Man kenne sich schließlich nach all der Zeit.

Vor etwa zwei Jahren, als Edeka und Rewe die Kaiser's-Tengelmann-Kette aufkauften, habe der Express-Edeka den alten Tengelmann ersetzt, mit neuem Boden, Farbe an den Wänden und immer vollen Regalen, erzählt die Anwohnerin. Seit Jahrzehnten kaufe sie dort alles ein. Das war schließlich einst das Versprechen der Bauträger im Cosimapark: Alles vor der Tür, alles im Block - ob Arzt, Einzelhandel oder Schwimmbad. Nun sind die Wohnpioniere von damals, die Mitte der 1960er Jahre in die Siedlung zogen, alt geworden. Viele Junge zieht es hier nicht hin. Im Bus vom Cosimabad zum Arabellapark, wo einer der nächsten Discounter zu finden ist, sind drei von fünf Fahrgästen mit Gehhilfen unterwegs.

Für diese Menschen wird der Einkauf im nächstgelegenen Supermarkt zum Tagesausflug. Die Anwohnerin sagt, dass sie keine Monatskarte habe, "eigentlich habe ich die hier nie gebraucht, es war ja alles vor der Tür." Angeblich läuft der Mietvertrag des Edeka noch bis Ende des Jahres, bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Hausverwaltung nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Von der Pressestelle der Edeka Südbayern hieß es, das Verkaufsnetz werde regelmäßig auf Optimierungspotenzial überprüft, der Cosimapark spiele in den Überlegungen aber weiterhin eine Rolle. Eine andere Anwohnerin sorgt sich noch nicht, "ich gehe zwar auf die 80 zu, bin aber noch ganz gut zu Fuß und laufe zum nächsten Supermarkt. Im Viertel hier können das viele aber nicht mehr. Hier gibt es eine Nachbarschaftshilfe, vielleicht engagiere ich mich da noch, solange es geht. Dann kann ich Hilfe in Anspruch nehmen, wenn ich nicht mehr bis zum Supermarkt komme."

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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