Eigentlich könnte man sich einen Stuhl nehmen und sich am Ende des Salzsenderweges an der Cosimastraße am Rand des Bürgersteiges hinsetzen. Dann könnte man dort ganz bequem Studien betreiben, was an der Tram-Umlaufsperre tagsüber so alles geschieht. Aber es reichen auch 20 Minuten ohne Stuhl, um einen Eindruck zu bekommen.
Szenario eins: Für Radfahrer ist der Salzsenderweg eine gute Verbindung von der Freischützstraße zur Effnerstraße in den Englischen Garten - und umgekehrt. Ein viel frequentierter Weg also, der in Richtung Cosimastraße am Ende bergab geht. Was heißt: Die Radfahrer stoßen mit ordentlich Tempo vom kleinen Hügel auf den Bürgersteig der Cosimastraße. Oft müssen Fußgänger ausweichen, Radfahrer scharf bremsen.
Szenario zwei: Wer geradeaus über den Weg "An der Salzbrücke" in Richtung Effnerstraße weiter will - oder retour -, hat eine besondere Hürde zu nehmen. Er muss über die Trambahngleise der Linie 16, die durch Umlaufsperren gesichert sind. Diese sind sehr eng: Schmale Fahrräder kommen durch, Lastenräder oder Fahrradanhänger haben keine Chance. Man muss absteigen, das Rad um die Umlaufsperren herumbugsieren. Wenn aber die Tram heranbraust, die an dieser Stelle nicht zwingend abbremsen muss, heißt es warten. Nicht immer einfach, wenn ein Teil des Rades in der Sperre steckt.
Szenario drei: Ist viel Verkehr auf der Cosimastraße, stauen sich die Autos, die an der Ampel Ruth-Drexel-Straße halten müssen, zurück bis zur Umlaufsperre. Der Radfahrer, der aus der Umlaufsperre heraus will, kann dann die Cosimastraße in Richtung "An der Salzbrücke" kaum überqueren. Vorne die Cosimastraße, hinten die Ablaufsperre und die Tram. Stehen mehrere Fahrräder an der Sperre, ist alles gefährlich. Ein Rad ragt dann mit Sicherheit aus der Sperre hinaus. Und was, wenn einem Radfahrer entgegenkommen, und auch noch die Tram fährt in Richtung Cosima-Wellenbad? Manchmal springen Fußgänger bei diesem Szenario übrigens schon mal über die Sperre - Szenario drei B. Und Fahrradfahrer überqueren die Ampel und radeln dann in falscher Fahrtrichtung in die "Salzbrücke", um die Sperre zu umgehen - Szenario drei C.
Szenario vier: Auch für ältere Menschen, die nicht so gut bei Fuß sind, von Rollstuhlfahrern ganz zu schweigen, ist dieser Übergang gefährlich. Die meisten gehen deshalb lieber gleich über die Ampel Ruth-Drexel-Straße. Ach ja, und weil es nicht so viele Altglas- oder Altkleidercontainer im Quartier Prinz-Eugen-Park gibt, tragen viele durch die Umlaufsperren große Tüten. Zum nächst gelegenen Container "An der Salzbrücke".
Um die Situation für alle zu entschärfen, tauchte schon in der Juni-Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen eine Idee auf: eine Brücke über die Cosimastraße und die Gleise. Nach Meinung der Grünen könnte damit die Situation an der Umlaufsperre entschärft werden. "Es ist eine Frage der Zeit, dass hier einmal etwas passiert", sagt Petra Cockrell. Einen natürlichen Anstieg gebe es am Ende des Salzsenderweges schon. Den könnte man nutzen und die kleine Brücke etwas rechts vom Weg in einem kleinen Bogen über die Gleise auf die andere Seite führen. Probleme könnten eventuell die Hochleitungen der Tram sein. Als kurzfristige Lösung, so die Idee der Grünen, sollen die Umlaufsperren vergrößert werden, sozusagen eine in eine und eine zweite in die andere Richtung. Damit könnte bei der Überquerung der Gleise Gegenverkehr ausgeschlossen werden.
In der jüngsten Sitzung nun zeigte Florian Braun (Grüne) mit lustigen Verrenkungen am Rednerpult, wie um die Umlaufsperren herumgeturnt werde, und wies darauf hin, dass auch die Polizei - bis die Möglichkeit einer Überführung geprüft sei - es für eine sinnvolle Idee halte, stadteinwärts schon mal ein Warnlicht anzubringen, um auf die gefährliche Situation hinzuweisen. Die Prüfung der Brücke durchs Mobilitätsreferat und das Warnlicht - beides will der BA.