Bogenhausen:Der Fluch der guten Tat

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Wegen Beschwerden über zugeparkte Straßen haben Stadtverwaltung und Lokalpolitiker im Wohngebiet östlich vom Herkomerplatz Halteverbotsschilder verteilt. Jetzt fordern 200 verärgerte Autobesitzer, sie wieder zu entfernen

Von Nicole Graner, Bogenhausen

So einige Runden drehen, bis sie einen Parkplatz finden - darauf können sich die Anwohner der Niedermayerstraße, der Gebele- und der Amberger Straße jetzt dauerhaft einstellen. Denn im Dezember hat die Stadt an verschiedenen Stellen der Straßen neue Halteverbotsschilder aufgestellt. An der Amberger Straße ist das Parken jetzt nur noch einseitig möglich. An der Niedermayerstraße nur im Wechsel auf beiden Straßenseiten, ebenso an der Gebelestraße. "In einer Nacht- und Nebelaktion sind uns 120, also die Hälfte der Parkplätze verloren gegangen", sagt Patrik Bothe, der in die jüngste Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen gekommen ist, um seinem Ärger Luft zu machen. "Das ist für uns nicht hinnehmbar." 200 Anwohner haben auf Unterschriftenlisten bereits ihren Unmut dokumentiert.

An der Amberger Straße war es von der Denninger Straße bis zur Höhe Gebelestraße vor der Veränderung möglich, von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens zu parken. Bothe, der im Viertel aufgewachsen ist, versteht nicht, was die Neuregelung bringen soll. Denn der Parkdruck sei in diesem Gebiet zwischen Effner- und Herkomerplatz enorm hoch. Zum einen sei da das rumänische Konsulat. Gerade viele Familien, die dort wegen Passangelegenheiten vorsprächen, suchten, so Bothe, regelmäßig Parkplätze. Weil es die nur noch schwer gibt, parkten jetzt einige bei laufendem Motor am Ende der Amberger Straße im Wendebogen. Lehrer der Gebele-Grundschule hätten schon früher immer Parkplätze gesucht. Das werde, wenn die Schule wieder geöffnet sei, wohl noch schwieriger werden.

Mehr Platz für den fließenden Verkehr, weniger Platz für den ruhenden: Hier an der Gebelestraße. (Foto: Florian Peljak)

Bothe zählt in der Sitzung noch andere Faktoren auf, die die neue Regelung mit sich bringt. Der Lärm und die Geschwindigkeit der Autofahrer, die durch die Straßen führen, hätten zugenommen. Damit sei auch die Sicherheit der Kinder gefährdet. Sozialdienste, die ältere Mitbewohner betreuten, könnten nicht mehr parken. Auch sei es für die ältere Bevölkerung im Viertel jetzt schwer, Einkäufe von weiter entfernt gelegenen Parkplätzen zu transportieren. "Früher war alles eigentlich eine Win-Win-Situation. Jetzt gibt es nur Verlierer."

Das Mobilitätsreferat hat in einem Brief an Patrik Bothe die neuen Halteverbotsregelungen gerechtfertigt. Wegen einer "sehr guten ÖPNV-Anbindung" in diesem Viertel sei die Maßnahme begrüßt worden, heißt es in dem Schreiben.

Eine weiteres Problem kommt für die Parkplatz suchenden Anwohner hinzu. Die Tiefgarage des Häuserblocks an der Niedermayerstraße wird gerade saniert. Wie Bothe erklärt, müssten viele Mieter dort momentan auf ihre Stellplätze verzichten. Wie lange diese Sanierung dauern würde, sei aber nicht abzusehen.

An der Niedermayerstraße darf zu beiden Seiten nur noch im Wechsel geparkt werden. (Foto: Florian Peljak)

Immer wieder muss es in den vergangenen Jahren Beschwerden über die vielen parkenden Autos in dem Wohnviertel gegeben haben. Wohl deshalb und weil auch die Müllabfuhr Probleme mit dem Durchkommen gehabt habe, habe, wie Petra Cockrell (Grüne) ergänzt, das Mobilitätsreferat die Initiative ergriffen und mit Zustimmung des Bezirksausschusses die Neuregelung durchgeführt. Der BA signalisierte Patrik Bothe in der Sitzung, sich des Themas anzunehmen. Das hoffen Bothe und die anderen Anwohner. Denn so, das hätten ihm viele Unterzeichner der Unterschriftenliste signalisiert, sei das alles ein "Schmarrn". Und ein Anwohner, der vor kurzem weit von seiner Wohnung entfernt parken musste, habe im Scherz vorgeschlagen, man könnte sicherheitshalber ein Fahrrad aufs Autodach schnallen, um damit dann vom Parkplatz im Irgendwo heimzuradeln.

© SZ vom 28.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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