Bogenhausen/Berg am Laim:Anschluss nach dem Aufstand

Bogenhausen/Berg am Laim: Pendeln zwischen Ost und West: Die Trambahnlinie 19 verkehrt zwischen Pasing und Berg am Laim und benötigt für diese Strecke weniger als 50 Minuten.

Pendeln zwischen Ost und West: Die Trambahnlinie 19 verkehrt zwischen Pasing und Berg am Laim und benötigt für diese Strecke weniger als 50 Minuten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Protest aus dem Osten hat bewirkt, dass Zamdorf nun durch die Tram 19 an die Innenstadt angebunden ist. Außerdem startet am 4. Juni der Stadtbus 149 seine Route vom Zamilapark zum Ostbahnhof

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen/Berg am Laim

Die wichtigste Neuerung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) für den Stadtbezirk Bogenhausen ist schon in Betrieb: Seit 7. Mai rollt die Tram 19 von Zamdorf zum Max-Weber-Platz und rattert dann - statt des linken Hakens Richtung Rosenheimer Platz und Grünwald, den die Linie 25 bisher geschlagen hat - geradeaus weiter zum Landtag, das Isarhochufer hinunter und die Maximilianstraße hinauf in die Innenstadt. Auch zwei weitere Verbesserungen im Nahverkehr, die schon umgesetzt werden, bevor Mitte Dezember der Winterfahrplan 2019 in Kraft tritt, betreffen den Münchner Osten: Von Montag, 4. Juni, an fährt die U 2 montags bis freitags zwischen Harthof und Messestadt Ost von 6 bis 20 Uhr durchgehend im Fünf-Minuten-Takt, auch in den Ferien. Am selben Tag startet außerdem der Stadtbus 149, der den Bewohnern des Zamilaparks wieder eine Verbindung Richtung Innenstadt bescheren soll, ohne dass sie zuerst stadtauswärts nach Zamdorf zur Endstation der Steinhausen-Tram fahren müssen.

Dass die MVG das Busnetz ganz auf die Straßenbahn zuschnitt und vielgenutzte Verbindungen jäh kappte, hatte im Mai 2017 in Bogenhausen zu einem Fahrgast-Aufstand geführt. Aufgebrachte Bürger aus dem Zamilapark und der Schwarzwaldsiedlung nutzten die Sitzung eines Untergremiums des Bezirksausschusses, um den Vertretern der MVG zu sagen, was sie von langen Wartezeiten und komplizierten Umsteigeverbindungen halten. Insofern lässt sich die neue Buslinie als Friedensangebot der MVG werten. Sie fährt zwar nicht mehr zum Max-Weber-Platz wie früher die Busse 190 und 191. Dafür steuert sie vom Zamilapark aus via Vogelweideplatz, Einsteinstraße und Flurstraße den Ostbahnhof an, und das montags bis freitags von 6 bis 20.30 Uhr im 20-Minuten-Takt.

Die Straßenbahn in die Innenstadt verdanken die Bogenhauser einerseits ihrem zähen Bohren, das schon begann, noch ehe die ursprüngliche Steinhausen-Tram, die Linie 25 aus Grünwald, Ende 2016 ihren Betrieb aufnahm. Schon damals wiederholten die Stadtviertelvertreter hartnäckig die Forderung nach einer Anbindung an Marienplatz und Stachus. Favorit für sie war die Linie 22 zur Hochschule München an der Dachauer Straße, Vertreter der Fahrgastverbände dagegen brachten schon damals die Tram 19 ins Spiel, die damals von Pasing durch die City an die St. Veit-Straße in Berg am Laim rollte.

Dass sie neuerdings Zamdorf ansteuert, hat aber auch mit dem diesjährigen Baustellen-Fahrplan der MVG und der zugehörigen Logistik zu tun. Derzeit saniert das Unternehmen die Schienen der Linie 17 auf der Ismaninger Straße und verwandelt einen zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Max-Weber- und Herkomerplatz bis Ende Oktober in eine Baustelle. Der Max-Weber-Platz aber ist ein wichtiger Straßenbahn-Knoten, und der wurde wegen der Großbaustelle neu geknüpft: Die Tram 17 wurde durch Busse ersetzt, die 25 wendet und fährt wieder nach Grünwald, die 19 rollt nach Zamdorf, und die Ersatzlinie 37 verbindet einstweilen die St.-Veit-Straße mit dem Max-Weber-Platz, fährt dann zum Isartor und von dort auf den Gleisen der Tram 16 nach St. Emmeram in Oberföhring. Sobald die Bauarbeiten an der Ismaninger Straße beendet sind, wird sie von der Tram 21 abgelöst, die jetzt am Stachus wendet und künftig zwischen St.-Veit-Straße und Westfriedhof verkehrt. Und weil sie vom Stachus zum Max-Weber-Platz dieselben Schienen nutzt wie die Linie 19, kommt an der Maximilianstraße in Zukunft alle fünf Minuten eine Tram.

Im Dezember hält die MVG noch einige kleinere Neuerungen für die Fahrgäste im Osten bereit. Zum Beispiel fährt die U 8 dann samstags bis Neuperlach Zentrum statt nur bis zum Sendlinger Tor, sodass in Kombination mit der U 5 zwischen 11 und 19 Uhr ein Fünf-Minuten-Takt entsteht. Außerdem verkehrt die U 4 zwischen Theresienwiese und Arabellapark dann auch am Freitagnachmittag im Fünf-Minuten-Takt, ebenso die U 5 zwischen Laimer Platz und Neuperlach Süd. Dieser Fahrplan gilt dann auch in den Ferien. Und die Tram 15 bekommt samstags von 10 bis 20 Uhr zwischen Max-Weber-Platz und Großhesseloher Brücke einen Zehn-Minuten-Takt.

Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr im Münchner Forum (AAN) und der Bund Naturschutz werten die Neuerungen grundsätzlich als Schritt in die richtige Richtung, wenn auch nur als kleinen. Sie bemängeln, dass die MVG keine Aussagen dazu trifft, wie die geplanten großen Wohngebiete um Feldmoching und Daglfing/Johanneskirchen einmal angebunden werden sollen, für die derzeit Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen (SEM Nord und Nordost) untersucht werden. Außerdem müsse auch eine Verlängerung der Steinhausen-Tram stadtauswärts vorangetrieben werden, und an der Ismaninger Straße sei wegen des hohen Fahrgastaufkommens eine zweite Linie zusätzlich zur Tram 17 nötig. Dafür bietet sich nach Meinung der Fahrgastverbände eine Verlängerung der Tram 25 aus Grünwald bis St. Emmeram an.

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