Bogenhausen:Als die Amis Bogenhausen eroberten

Bogenhausen Ausstellung

Personal für die US-Army: die Mannschaft von Chefkoch Josef Tombergs auf dem "Drei-Radler" vor dem Offizierskasino an der Maria-Theresia-Straße.

(Foto: privat)

Eine Ausstellung im Kunstforum Arabellapark erinnert an die Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, kamen die Amerikaner nach München. Daran konnte auch der umgestürzte Trambahnwagen nichts ändern, der Anfang Mai 1945 auf der Tivoli-Brücke lag und amerikanische Panzer am Vorrücken hindern sollte. Deren Besatzungen und die Offiziere entdeckten nach ihrer Ankunft schnell, dass es sich im Stadtteil Bogenhausen gut leben lässt. Die US-Army beschlagnahmte elegante Villen am Isar-Hochufer und funktionierte sie zu Clubhäusern und Wohnungen um. Das Haus Maria-Theresia-Straße 8 zum Beispiel wurde Offizierskasino. Auch den ehemaligen Dienstsitz von Heinrich Himmler an der Möhlstraße übernahmen die neuen Machthaber. Später zog dort das "Zentralkomitee der befreiten Juden in Bayern" ein.

Neben vielen jüdischen Hilfsorganisationen hatte aber auch die Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen eine Bogenhauser Adresse. Und später, in den Fünfzigerjahren, entstand im Grüntal im nördlichen Herzogpark eine eigene amerikanische "Housing Area".

In all den Wohnungen, Kasinos und Büros gab es deutsche Hausmädchen und Sekretärinnen, Köche, Gärtner und Fahrer. Zum Teil entstanden enge persönliche Bindungen. So wurde Bogenhausen neben Giesing zu einem zweiten Zentrum amerikanischer Besatzungsgeschichte in München. Diesem Schauplatz widmen sich die Historiker Karin Pohl und Willibald Karl und der Grafiker Dieter Zembsch jetzt mit ihrem Ausstellungsprojekt "Amis in Bogenhausen", das in Zusammenarbeit des Vereins Nordostkultur mit Volkshochschule und Stadtbibliothek entstanden ist. Vor zwei Jahren war das Trio schon den Spuren der Amerikaner in Giesing gefolgt. Die neue Schau über Bogenhausen ist von Samstag, 14. November, bis Freitag, 15. Januar, im Kunstforum Arabellapark, Rosenkavalierplatz 16, zu sehen und Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr geöffnet, mittwochs erst ab 14 Uhr und am Wochenende während der VHS-Kurse.

Zur Vernissage am Freitag, 13. November, 18 Uhr, gibt es nach der Einführung Musik, die zum Thema Nachkriegszeit passt: Von 20 Uhr an spielt das Bernd Ullrich Quartett unter dem Motto "Swingin' Bogenhausen". Die Karten für das Konzert kosten zwölf Euro, Reservierung unter der Telefonnummer 928 78 10 oder per E-mail an stb.bogenhausen.kult@muenchen.de.

Zum Begleitprogramm gehören auch Joseph Vilsmaiers Film "Rama dama" (Freitag, 20. November, 20 Uhr), ein Diskussionsabend zur Reeducation (Mittwoch, 2. Dezember, 19 Uhr), der Dokumentarfilm "München leuchtet wieder" samt Gespräch mit deutschen und amerikanischen Zeitzeugen (Montag, 11. Januar, 19 Uhr) und zum Schluss eine Erich-Kästner-Lesung mit Peter Weiss (Freitag, 15. Januar, 20 Uhr). Willibald Karl veranstaltet außerdem kostenlose Führungen am Dienstag, 17. November, 16 Uhr, Mittwoch, 18. und 25. November, 13 Uhr, Mittwoch, 2. und 9. Dezember, 17.30 Uhr, und am Donnerstag, 14. Januar, 16.30 Uhr.

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