Börsennotierte Unternehmen:Neues Mitglied in Münchens Dax-Gruppe

Die Fernsehgruppe Pro Sieben Sat 1 gehört nun in den erlauchten Kreis der 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Sie befindet sich in München in bester Gesellschaft. Ein Überblick.

Von Sabine Wejsada und Katja Riedel

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File photo of the logo of Germany's biggest commercial broadcaster ProSiebenSat.1 Media AG in Unterfoehring

Quelle: REUTERS

Die Dax-Hauptstadt war München auch vorher schon, doch an diesem Montag steigt die Zahl der Unternehmen aus der Region im deutschen Leitindex von sechs auf sieben. Der TV-Konzern Pro Sieben Sat1 gehört als erstes Medienunternehmen zu den 30 größten börsennotierten Konzernen.

Seit mehr als 25 Jahren ist das TV-Unternehmen im Münchner Vorort Unterföhring daheim, weit weg von Hollywood. Am 1. März 1990 zog der Sender Pro Sieben von Schwabing nach Unterföhring, mit damals 120 Mitarbeitern. Heute arbeiten dort mehr als 3500 der insgesamt rund 5000 Beschäftigten des Medienkonzerns.

Wie viel Gewerbesteuer Pro Sieben Sat 1 jedes Jahr an die Gemeindekasse überweist, das verrät Kämmerer Johann Blank nicht: Steuergeheimnis. Nur so viel: Pro Sieben Sat 1 sei ein wichtiger Partner für die Gemeinde. Man freue sich deshalb auch sehr über den Aufstieg des Konzerns vom MDax in den Dax, sagt Blank.

Und das sind die anderen Dax-Unternehmen in der Landeshauptstadt...

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Allianz

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Standorte im Großraum München: Die historische Zentrale der Allianz SE sowie der Allianz Deutschland AG befindet sich in der Königinstraße 28, die meisten Münchner Mitarbeiter arbeiten jedoch in Unterföhring, dem weltweit größten Standort der Allianz, der gerade erst um 1800 Arbeitsplätze in einem neuen Gebäude erweitert wurde. Zudem gibt es einen weiteren Standort in Neuperlach.

Konzernumsatz 2015: 122,25 Milliarden Euro

Operatives Ergebnis 2015: 10,4 Milliarden Euro

Mitarbeiter im Großraum München: 6800 in Unterföhring (bis Jahresende 8000) und 6600 in München

Bedeutung für die Stadt: Für den Großraum München ist die Allianz einer der größten Arbeitgeber. In Unterföhring ist die Allianz ein enorm wichtiger Gewerbesteuerzahler - und auch für den Haushalt der Landeshauptstadt ist die Allianz von Bedeutung. München ist für den weltweit agierenden Konzern, der in 70 Ländern Standorte hat, nicht nur ein symbolischer Ort, der für die Historie des Unternehmens steht. München, vor allem Unterföhring, ist auch der Ort, an dem wichtige Bereiche des gesamten Konzerns verantwortet und neue Produkte erarbeitet werden, die dann weltweit vertrieben werden.

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BMW

Autoproduktion im BMW Werk München, 2016

Quelle: Robert Haas

Standorte in München: Werk und Zentrale in Milbertshofen, dort befindet sich auch das Auslieferungszentrum BMW-Welt. Zudem gibt es einen großen Standort an der Lilienthalallee in Freimann.

Konzernumsatz: 92,2 Milliarden Euro

Konzernergebnis vor Steuern: 9,2 Milliarden Euro

Mitarbeiter in München: 41 000

Bedeutung für München: BMW ist der größte Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler Münchens; mehrere hundert Millionen Euro steuert allein der Automobilbauer jährlich zum städtischen Haushalt bei - wenn das Geschäft weltweit gut läuft. Zudem haben sich im Umfeld von BMW im Münchner Norden zahlreiche Zuliefererbetriebe angesiedelt, bei denen es weitere Arbeitsplätze gibt, geschätzt knapp 20 000. Und BMW bietet manche Besonderheit: Zum Beispiel die einzige Autofabrik weltweit, die rundum eng von Wohnbebauung umgeben ist und wie eingewachsen in die Großstadt wirkt. Für die Münchner bietet BMW einen hohen Identifikationswert, als die Münchner Automarke schlechthin - auch wenn auf den Münchner Straßen mehr Autos aus dem VW-Konzern unterwegs sind. Zudem profitiert München von weiteren BMW-Aktivitäten: durch Sponsoring, Wissenschaftsförderung, Stiftungen und durch Kulturförderung.

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Siemens

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Quelle: Robert Haas

Standorte in München: Zentrale (derzeit im Umbau) am Wittelsbacherplatz, Entwicklungszentrum in Neuperlach, Bahnwerk Allach

Konzernumsatz: 75,6 Milliarden Euro

Gewinn nach Steuern: 7,34 Milliarden Euro

Mitarbeiter in München: etwa 9000

Bedeutung für München: Bis in die Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war der Elektrotechnik-Konzern die Münchner Firma schlechthin. Seitdem hat sich Siemens, einst in der Lokalpresse nur "der Weltkonzern" genannt, immer weiter aus der Stadt zurückgezogen - aus angestammten Geschäftsfeldern wie aus der Rolle als wichtigster Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. München ist vor allem Verwaltungssitz, Siemens baut darum eine neue, repräsentative Zentrale. Zudem gibt es in Neuperlach ein Entwicklungszentrum sowie den Sitz der Gebäudetechniksparte. 1,5 Millionen Quadratmeter Siemens waren Anfang der Neunzigerjahre in München zu finden. 47 000 Siemensianer arbeiteten zu Spitzenzeiten Ende der Siebzigerjahre in der Stadt. Mit Infineon, Osram und Gigaset gibt es Nachfolgeunternehmen ehemaliger Sparten. Dort, wo Siemens wirklich verschwunden ist, blieben "Konversionsflächen" - freie Baulücken, die Raum für neues Leben bieten.

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Infineon

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Quelle: Claus Schunk

Standorte in München: Der Hauptsitz von Infineon heißt "Campeon" und befindet sich in Neubiberg

Konzernumsatz: 5,79 Milliarden Euro

Segmentergebnis: 897 Millionen Euro

Mitarbeiter in München: mehr als 3000 von weltweit etwa 35 000

Bedeutung für München: Von viel Grün umgeben, wird auf dem Campus in Neubiberg nicht nur der Konzern verwaltet, sondern es werden auch wichtige Technologien und Produkte entwickelt. "Campeon" ist sogar der größte Entwicklungsstandort von Infineon. Die Ingenieure tüfteln dort vor allem an Chipkarten, Elektronik für Automobil- und Industrieanwendungen und an neuen Fertigungsprozessen. Infineon war ursprünglich die Halbleitersparte von Siemens, die im ehemals großen Siemens-Standort an der Münchner Balanstraße und der St. Martin-Straße ihre Heimat hatte. 1999 hat Siemens die Sparte ausgegliedert, im Jahr 2000 Infineon an die Börse gebracht. 2006 hat die ehemalige Mutter die letzten Aktienpakete von Infineon verkauft. Die Unternehmensgeschichte ist vergleichbar jung, aber bewegt: als "Qimonda" gliederte Infineon seine Speichersparte 2006 ebenfalls aus, mit 12 000 Mitarbeitern. 2009 meldete Qimonda Insolvenz an - auch in München verloren Tausende ihre Arbeitsplätze.

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Linde

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Quelle: SZ

Standorte im Großraum München: Die Linde-Konzernzentrale befindet sich in der Münchner Klosterhofstraße in der Altstadt. Der größte Standort weltweit ist Pullach, hier sitzen das Linde Gas-Hauptquartier und Linde Engineering. Standorte gibt es auch in Unterschleißheim-Lohhof, in Oberschleißheim und Oberhaching.

Konzernumsatz 2015: 17,94 Milliarden Euro

Operatives Konzernergebnis: 4,13 Milliarden Euro

Mitarbeiter im Großraum München: Insgesamt knapp 4600, davon 3380 in Pullach

Bedeutung für die Region: Der weltweit größte Hersteller von Industriegasen ist ein großer Arbeitgeber, der viele hoch qualifizierte Jobs bietet, sowohl für Kaufleute in den Zentralbereichen als auch für Ingenieure. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Linde weniger präsent als manch anderer Münchner Konzern - dabei finden sich Linde-Produkte auch in Lebensmitteln, in Krankenhäusern und Arztpraxen. Auch München profitiert von Linde. Der Konzern hat an der TU München die Carl-von-Linde-Akademie gegründet, eine Stiftung finanziert sie. Zudem beteiligt sich Linde als Gründungsmitglied der Zukunftsinitiative auch an der Modernisierung des Deutschen Museums bis 2015.

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Munich Re

Sculpture 'Walking man' by US artist Borofsky and emblem of world's biggest reinsurer, Munich RE is pictured in front of office building in Munich

Quelle: Michaela Rehle/Reuters

Standorte in München: Sieben Standorte hat das größte Rückversicherungsunternehmen in der Stadt, neben der von den Architekten Oswald Eduard Bieber und Wilhelm Hollweck entworfenen Firmenzentrale an der Königinstraße unter anderem in der Parkstadt Schwabing, der Innenstadt und im Kustermannpark.

Konzernumsatz: 50,4 Milliarden Euro

Operatives Konzernergebnis: 4,82 Milliarden Euro

Mitarbeiter: 5900, die für Rückversicherung, Munich Health, Ergo und Meag arbeiten

Bedeutung für München: Die Münchner Rückversicherungsgesellschaft wurde im Jahr 1880 in München gegründet - in unmittelbarer Nähe zur Allianz, und noch dazu von demselben Gründervater, Carl von Thieme. Gemeinsam mit der Allianz macht die Münchner Rück, die seit 2009 Munich Re heißt, München zu dem wohl bedeutendsten Standort für Versicherungen weltweit. Zudem ist die Munich Re ein wichtiger Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Die Internationalität ist für die Munich Re auch an ihrem Stammsitz ein wichtiger Wert. Im Stadtbild fällt vor allem die 17 Meter hohe Figur "Walking Man" an der Leopoldstraße auf, ansonsten übt sich die Munich Re gerne in vornehmer Zurückhaltung.

© SZ vom 21.03.2016/vewo
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