Böllerei an Silvester:"Für den Hobbyfeuerwerkler ist es gefährlicher geworden"

Größer, strahlender, explosiver: Der Silvestertrend geht in diesem Jahr zu XXL-Batterien. Der Münchner Pyrotechniker Robert Böhnlein erklärt, was es mit dem Feuerwerk auf sich hat - und wie gefährlich die Riesenkracher sind.

Anna Fischhaber

Seit Donnerstag kann man in Deutschland wieder Pyrotechnik der Klasse II kaufen - also alles, was mehr Sprengkraft hat als Knallerbsen und Wunderkerzen. Doch längst nicht alle Angebote sind seriös. Im Großraum München verursachten Silvesterböller im vergangenen Jahr 170.000 Euro Schaden, in Berlin werden jedes Jahr etwa 500 Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt. Das Bayerische Landeskriminalamt warnt vor Silvester wieder vor illegalen Böllern aus Polen, Tschechien, der Schweiz, Österreich und Italien, die mit martialischen Namen wie "La Bomba" werben. Der Trend geht in diesem Jahr allerdings zu hochwertigen Riesenkrachern. Der Münchner Pyrotechniker Robert Böhnlein, 41, erklärt, was es damit auf sich hat - und wie gefährlich die sind.

Robert Böhnlein, Feuerwerk, Silvester, München

200 Euro gibt der Münchner Pyrotechniker Robert Böhnlein, 41, für sein privates Feuerwerk in diesem Jahr aus.

(Foto: Franz Fürbacher)

sueddeutsche.de: Woran erkenne ich, ob Silvesterböller taugen, Herr Böhnlein?

Robert Böhnlein: Sehen kann man den Unterschied nicht, aber hören. Wenn man eine Rakete im Geschäft schüttelt, hört man, wie viele Sterne es im Inneren gibt. Und je mehr Sterne, desto mehr ist dann auch am Himmel zu sehen. Aber im Feuerwerksbereich hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.

sueddeutsche.de: Wohin geht der Trend?

Böhnlein: Weg von der Rakete und hin zum Batteriefeuerwerk. Die erlaubte Nettoexplosivmasse ist von 200 auf 500 Gramm gestiegen. Eine Batterie muss man wie eine Rakete nur einmal anzünden, sie hat aber bis zu 250 Schuss. Statt Sekunden dauert das Feuerwerk nun Minuten - und es ist kaum mehr zu erkennen, ob ein Laie oder ein Profi feuert.

sueddeutsche.de: Die Feuerwehr warnt allerdings vor solchen XXL-Batterien.

Böhnlein: Ich bin auch skeptisch, inzwischen gibt es fast alles im freien Handel zu kaufen. Mit der gewaltigen Effektsteigerei ist es in der Silvesternacht für den Hobbyfeuerwerkler sicher gefährlicher geworden. Vor allem bei Batterien mit schrägen Röhrchen muss man aufpassen, dass man links und rechts genug Platz zur Verfügung hat - und nicht aus Versehen das Nachbarhaus trifft. Und dann sollte man so eine Batterie natürlich gegen Umfallen sichern. Viele haben einen Standfuß, den man ausklappen kann. Ich befürchte allerdings, dass daran an Silvester nicht alle denken ...

sueddeutsche.de: Und vorher, beim Böllerkauf, was muss ich beachten?

Böhnlein: Böller werden heute oft im Internet verkauft, da fehlt dann leider die Beratung, wie das Ganze funktioniert. Deshalb unbedingt die Gebrauchsanweisung lesen. Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass das Feuerwerk von der Bundesanstalt für Materialprüfung in Deutschland zugelassen wurde - das erkennt man an der BAM-Nummer. Bei Artikeln aus Tschechien, Polen oder Österreich, die in Deutschland nicht verkauft und verwendet werden dürfen, werden ganz andere Ausgangsstoffe verbaut. Die Explosionsgeschwindigkeit ist oft so heftig, dass man sich richtig verletzen kann.

sueddeutsche.de: Viele Silvestergalas werben in diesem Jahr auch mit Indoor-Feuerwerken. Was ist das?

Böhnlein: Das sind raucharme Explosionen, wie man sie auch auf Konzerten oder im Theater sieht. Zum Beispiel Fontänen oder Theaterblitze, oft auch zu Musik inszeniert. Viele Veranstalter hoffen so, ihre Gäste nicht nach draußen zu verlieren.

sueddeutsche.de: Und wie gefährlich ist so ein Indoor-Feuerwerk?

Böhnlein: Oft weniger gefährlich, weil das in der Regel ein Bühnenpyrotechniker inszeniert und so ein Indoor-Feuerwerk genehmigt sein muss - die Behörden sind also mehr eingebunden als draußen, wo jeder frei und wild rumschießen kann, wie er will. Selbst sollte man so ein Feuerwerk drinnen aber nicht ausprobieren. Das wäre fatal.

sueddeutsche.de: Wie feiern Sie dieses Jahr Silvester?

Böhnlein: Als Pyrotechniker habe ich an Silvester oft gearbeitet, dieses Jahr feiere ich im privaten Kreis. Ein Feuerwerk mache ich da aber auch. Mit Batterien und Profi-Pyrotechnik für insgesamt 200 Euro.

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