Böhringer-Prozess: Gerd Käfer sagt aus:Prominenter Zeuge

Zeuge Gerd Käfer erzählt vor Gericht, wie sich die Parkhaus-Millionärin vier Tage vor ihrem Tod über den Angeklagten echauffiert habe - und bekommt Ärger mit dem Verteidiger.

Alexander Krug

Gleich mit seinem ersten Satz heimst Gerd Käfer im Gerichtssaal einige Lacher ein. "Ich werde 75, schau aber doch noch gut aus", so eröffnet der Gastronom am Freitag seinen Zeugenauftritt im Prozess um die Ermordung der Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer.

Böhringer-Prozess: Gerd Käfer sagt aus: Parkhaus von Charlotte Böhringer

Parkhaus von Charlotte Böhringer

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Doch danach wird es ernst für den Gründer der Käfer-Feinkost. Seine brisante Aussage über ein schweres Zerwürfnis zwischen dem Angeklagten Benedikt T. und dessen Tante kurz vor deren Ermordung bringt ihn in Schwierigkeiten.

Weil er bei einer früheren polizeilichen Vernehmung davon nichts berichtet hatte, will ihn Verteidiger Peter Witting jetzt wegen Falschaussage anzeigen.

Der Zeugenauftritt Käfers beginnt mit einem fast schon symbolischen Strauchler: Auf dem Weg zum Zeugenstuhl stolpert er über eine Stufe und fällt fast hin. Der 74-Jährige hat sich jedoch schnell wieder im Griff.

Die Familien Böhringer und Käfer kennen sich schon etliche Jahre, "wir waren gut befreundet". Böhringer sei eine "lebenslustige" Frau gewesen, ihren "Lieblingsneffen" Benni habe er als "netten, flotten Kerl" erlebt, "so ein bisschen ein Playboy".

Die Neffen seien der Gesellschaft stets als "ihre Nachfolger" präsentiert worden, doch habe sich Böhringer zunehmend über Benni beklagt, über seinen Studienabbruch, seine Freundin und seine Geldforderungen.

"Der Benni will immer mehr Geld von mir", vertraute sie Käfer an. Einmal erzählte sie ihm auch davon, dass ihr Neffe aus Automaten des Parkhauses Geld entwendet hätte. "Sie war darüber sehr betrübt", so Käfer.

Am 11. Mai vergangenen Jahres, vier Tage vor Böhringers Ermordung, traf man sich am Stammtisch im Augustiner-Biergarten. Laut Käfer habe es dabei am Nachbartisch zwischen Böhringer und ihrem Neffen eine "heiße Diskussion" gegeben. Böhringer sei danach an seinen Tisch gekommen: "Sie war ganz aufgeregt, ganz rot im Gesicht und hat auf den Tisch gehauen. So hab' ich sie noch nie erlebt."

Prominenter Zeuge

Es sei ums Geld gegangen, und Böhringer habe gesagt, "der Benni will immer mehr und mehr. Jetzt ist Schluss, ich ändere alles". Gemeint könnte damit ihr Testament sein, in dem der Angeklagte als Haupterbe eingesetzt gewesen sein soll.

Verteidiger Peter Witting reagiert gereizt auf diese Aussage. Er hält Käfer vor, bei seiner früheren Vernehmung bei der Polizei diesen zentralen Vorfall mit keinem Wort erwähnt zu haben. "Bleiben Sie bei der Wahrheit" fährt er Käfer an. Der hält dagegen: "Schreien Sie mich nicht so an."

Vielleicht habe er es in der damaligen Vernehmung schlicht vergessen zu erwähnen. "Das tut mir dann leid, das war ein Fehler von mir." Ein anderer Teilnehmer des Stammtisch-Abends, Böhringers Hausarzt Veit R., hatte zwar eine ähnliche Äußerung Böhringers ("aus, vorbei") geschildert.

Der Zeuge hatte die Atmosphäre aber als "unterkühlt" beschrieben und nichts von einem lautstarken Disput erwähnt. Was aber ist nun wahr? Anwalt Witting jedenfalls ist empört und wirft dem Gericht indirekt Tatenlosigkeit vor: "In diesem Saal wurden schon ganz andere wegen Falschaussage festgenommen."

Käfer darf den Saal jedenfalls ohne Wachtmeister-Begleitung verlassen, und als nächster Zeuge ist der Juwelier Maximilian Heiden, 42, dran. Er will auch beobachtet haben, dass sich das Verhältnis zwischen Böhringer und ihrem Neffen in den letzten Monaten verschlechtert habe.

Angesprochen auf ihren Neffen habe Böhringer zuletzt nur noch abgewunken und unwirsch reagiert. Er habe immer den Eindruck gehabt, dass Benedikt T. seiner Tante "parieren" musste und er in "stoischer Ruhe" alles hingenommen habe: "Was sie sagte, war Gesetz."

Die Anträge auf Aussetzung des Verfahrens lehnte die Kammer am Freitag ab. Die Verteidiger hatten aufgrund ständig neuer Aktenzugänge moniert, zu wenig Zeit für die Bearbeitung zu haben. Das Gericht verwies auf längere Unterbrechungen, die ohnehin geplant seien. Fortsetzung folgt am 16. Juli.

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