Konzert & Lesung:Eine Liebe fürs Leben

Neuwied Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan vor dem Engerser Schloss. *** Neuwied Wolfgang Niedecken reads and

Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan, und trägt einen Hut wie sein großes Vorbild - hier nicht in München, aber mit demselben Programm im August vor dem Engerser Schloss.

(Foto: imago images/Eibner)

Bap-Mann Wolfgang Niedecken liest und singt in der Katholischen Akademie die Texte seines verehrten Kollegen Bob Dylan.

Von Dirk Wagner, München

Man kann nur darüber staunen, wie viele alternative Spielorte der Veranstalter Till Hofmann auch diesen Sommer wieder auftat, weil die herkömmlichen Bühnen wegen der Pandemie geschlossen waren. Dass er dabei auch den sonst für Publikum nicht zugänglichen Park des Schloss Suresnes in Schwabing einen Sommer lang als einen der schönsten Veranstaltungsräume Münchens etablieren konnte, darf man als weiteren Geniestreich des Tausendsassas verzeichnen.

Über den staunt auch Wolfgang Niedecken nicht schlecht, der noch nie von diesem Park gehört hatte, wie er selber sagt. Nun interpretiert er dort mit dem Pianisten Mike Herting Songs von Bob Dylan neu. Dabei stellt der Bap-Sänger den originalen Texten immer wieder Kölsche Übersetzungen zur Seite. Derweil gleiten in Hertings Tastenspiel die Songs des Literaturnobelpreisträgers auch mal ins Jazzmusikalische. Ohne den Verlauf des Song-Flusses zu verändern, gelingen Herting dabei kleine musikalische Strudel, die die entspannt darin badenden Hörer plötzlich mit in die Tiefe nehmen. In solchen Momenten kann Niedeckens vertrauter Gesang auch ein Rettungsring sein, der einen vor dem Ertrinken bewahrt.

Bisweilen leuchtet ein solcher Rettungsring dann sogar weiß-blau. Nämlich wenn der Kölner für Dylans "You Ain't Goin' Nowhere" die bayerischen Neudichtungen von Werner Schmidbauer und Hannes Ringlstetter nutzt. Was nur besonders fleißige Konzertgänger wissen: Vor wenigen Wochen hatte Niedecken denselben Song schon einmal zusammen mit Ringlstetter, Schmidbauer und unter anderem Howard Carpendale im Hof des Deutschen Museums gesungen.

Im Schwabinger Schlosspark ergänzt er seine musikalische Darbietung mit einer Lesung aus dem heuer erschienenen 11. Band der Kiwi-Musikbibliothek. Darin schreibt Niedecken über seine Liebe zu Bob Dylan. Keine Liebe auf den ersten Blick! Das verhinderten schon Peter, Paul and Mary mit ihrer Version von "Blowin' in the Wind". Aber dafür eine Liebe, die das ganze Leben hält.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: