Motorsport-Sonderschau:Ausgestellte Kotflügel

Motorsport-Sonderschau: Sich mit den Schnittigsten messen: der M1-Rennwagen vor dem Überschall-Passagierflugzeug Concorde. Mit diesem Motiv trieb die Firma Ende der Siebzigerjahre Werbung.

Sich mit den Schnittigsten messen: der M1-Rennwagen vor dem Überschall-Passagierflugzeug Concorde. Mit diesem Motiv trieb die Firma Ende der Siebzigerjahre Werbung.

(Foto: BMW/Repro René Hofmann)

1972 wurde nicht nur das bekannte Hochhaus von BMW gebaut, die Firma gründete auch eine Motorsport GmbH. Deren besondere Schöpfungen gibt es im Museum des Hauses zu sehen.

Von René Hofmann

Renn- oder Sportwagen in einem Museum zu inszenieren, ist eine Herausforderung. In der Mercedes-Ausstellung in Stuttgart wurden extra Steilkurven gefertigt, um die Dynamik der schnellsten Produkte des Hauses zu vermitteln. Vor dem Porsche-Museum in Stuttgart sind drei gewaltige Stehlen errichtet, auf denen drei Wagen himmelwärts schießen. Das BMW Museum in München verzichtet auf solche Gimmicks. Auch jetzt, bei einer speziellen Ausstellung, die das runde Jubiläum der Motorsport GmbH der Firma feiert.

Am 24. Mai 1972 wurde die gegründet. Aus ihr hervorgegangen ist die Marke BMW M, die besonders leistungsstarke Modelle auf die Straßen schickt. Zu dem Anlass wurden acht Stationen in die Dauerausstellung des Museums integriert, das in Vor-Corona-Zeiten pro Jahr mehr als 650 000 Besucher anlockte. Wer glaubt, die Fridays-for-Future-Bewegung habe Kratzer am Interesse des Autos als Kulturgut hinterlassen, der kann sich nördlich des Olympiaparks vom Gegenteil überzeugen. Aus vielen Ländern zieht es die Marken-Aficionados hierher: USA, China, Japan. Nur die Russen fehlen gerade. Und so wird auch die M-Show, die das ganze Jahr noch läuft, wohl ihr Publikum finden.

Motorsport-Sonderschau: Als Rennwagen in einer eigenen Serie bei den Formel-1-Wochenenden ein Hit, wirtschaftlich aber ein Flop: der futuristische M1.

Als Rennwagen in einer eigenen Serie bei den Formel-1-Wochenenden ein Hit, wirtschaftlich aber ein Flop: der futuristische M1.

(Foto: BMW)

Zu sehen gibt es den ikonischen M1, der mit seinem futuristischen Design als Sinnbild für den optimistischen Technik-Glauben der Siebzigerjahre stand und der, als Rennversion in den Händen der Formel-1-Fahrer, an den Grand-Prix-Wochenenden in der sogenannten Procar-Serie zwei Jahre lang für viel Aufsehen sorgte. Wirtschaftlich allerdings war das Projekt, was in der Ausstellung nicht verschwiegen wird, ein Flop. Die Produktion war zu aufwendig und dauerte zu lange. Das Timing ist nicht nur im Motorsport entscheidend.

Motorsport-Sonderschau: Markant kantig: der Ur-M3 aus den Achtzigerjahren.

Markant kantig: der Ur-M3 aus den Achtzigerjahren.

(Foto: BMW)

Der kantige Ur-M3 aus den Achtzigerjahren wird gezeigt, aus dem - die Fans wissen das - das Tourenwagenmodell hervorging, das weltweit bis heute die meisten Siege errungen hat. Das elegante Coupé 3.0 CSL aus den Siebzigern (CSL steht für Coupé Sport Leichtbau) ist zu sehen und das von der amerikanischen Wortkünstlerin Jenny Holzer gestaltete Art Car, das 1999 an der Vorqualifikation zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahm - jenem Rennen, mit dem sich die Marke für den Formel-1-Einstieg warm fuhr.

Motorsport-Sonderschau: Mal elegant, mal brachial, mal Kunstobjekt: vorne links ein 3.0 CSL, im Hintergrund das Art Car der Künstlerin Jenny Holzer, das beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans zum Einsatz kam.

Mal elegant, mal brachial, mal Kunstobjekt: vorne links ein 3.0 CSL, im Hintergrund das Art Car der Künstlerin Jenny Holzer, das beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans zum Einsatz kam.

(Foto: BMW)

Die Engagements in der Königsklasse (in den Achtzigerjahren als Motorenlieferant des Teams Brabham und von 2000 bis 2009 erst als Motorenpartner von Williams und dann als Eigner des Sauber-Teams) werden in der Ausstellung nur gestreift. Sie wurden nicht aus der M GmbH heraus betrieben.

Weil zu deren Geschäftsfeld aber auch die individuelle Veredelung von Karossen gehört, ist die Langversion einer Siebener-Baureihe aus dem Jahr 2001 zu sehen, die Modeschöpfer Karl Lagerfeld entwarf: mit edel schimmernder Zweifarblackierung, aufwendig vernähtem Leder-Interieur und - damals eine Sensation - einem Fax an Bord. Bis Ende August werden auch interessante Prototypen gezeigt: Zum Beispiel ein unauffälliges C3-Cabrio unter dessen kleiner Motorhaube die M-Ingenieure einen Zwölfzylindermotor versteckten.

Motorsport-Sonderschau: So schön hätte die Gegenwart sein können: Studien, wie ein M1 und ein CSL-Coupé heute aussehen könnten. Beide wurden nicht verwirklicht.

So schön hätte die Gegenwart sein können: Studien, wie ein M1 und ein CSL-Coupé heute aussehen könnten. Beide wurden nicht verwirklicht.

(Foto: BMW)

Wer sich an all dem berauschen kann, wird verzückt sein und gerne auch das von Kurator Andreas Braun im Hirmer-Verlag herausgegebene, Foto- und Hintergrund-satte 300-Seiten-Buch über den angeblich "stärksten Buchstaben der Welt" mitnehmen. Wem die Welt der ausgestellten Kotflügel dagegen suspekt ist, dem wird sie das wohl auch nach dem Rundgang bleiben. Auf dem Weg hinaus aber kommen alle vorbei an zwei Neuinterpretationen des M1 und des 3.0 CLS, die zeigen, dass Emotionen im Autobau auch heute noch möglich sind - aber kaum noch in Serie gehen.

M. Der stärkste Buchstabe der Welt, BMW Museum in der BMW-Welt, Di.-So., 10-18 Uhr (letzter Einlass 17.30 Uhr), Am Olympiapark 2, Telefon 089/125016001, bmw-welt.com

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