·:BMW eröffnet neue Lackiererei in München

Inbetriebnahme der neuen Lackiererei im BMW Group Werk München

Wie das menschliche Auge sieht, so sehen auch die Roboter, die zur Qualitätskontrolle in der neuen Lackiererei von BMW eingesetzt werden.

(Foto: Florian Peljak)

In Milbertshofen wird künftig erstmals rund um die Uhr gearbeitet. Die 200 Millionen teure Halle ist nur Teil einer Reihe von Investitionen in den nächsten Jahren.

Von Viktoria Spinrad

In der Dunkelheit der Werkshalle brummen die Roboter, die wie Solarzellen aussehen, vor und zurück am schwarzen BMW, ihre Lichtoberflächen wechseln im Sekundentakt zwischen Hoch- und Querstreifen. "Die sehen, was das menschliche Auge nicht sieht", sagt Alexander Sencar, zuständig für Karosserielackiererei im BMW Werk in München, zur neuen vollautomatischen Qualitätskontrolle. Nach zwei Jahren Bauzeit hat die BMW Group ihre neue Lackiererei offiziell in Betrieb genommen, "eine Herkulesaufgabe, ganz ohne Zaubern ging's nicht mit so engen Verhältnissen", konstatiert Werksleiter Milan Nedeljkovic.

Laut BMW ist die Investition von mehr als 200 Millionen Euro für die Lackiererei eine der höchsten in der Industrie in Bayern der vergangenen Jahre. Der Bau sei schon eine Herausforderung gewesen, sagt Christoph Schwarz, Produktionsleiter der Lackiererei. Diese steht gleich nördlich der alten Lackiererei von 1993. Sie verwendet eine Technologie namens Integrated Paint Process. Im Vergleich zu konventionellen Lackierverfahren wird hierbei Zeit gespart, da die ersten beiden Lackschichten kurz hintereinander "nass-in-nass" auf die Karosserie aufgetragen werden. Dadurch entfällt ein zeit- und energieaufwendiger Trocknungsschritt. Zum Schluss folgt wie bisher eine Klarlackschicht. Die Qualitätskontrolle ist mit Hilfe der speziellen Roboter, die die komplette äußere Fahrzeugoberfläche scannen, erstmals voll automatisiert.

Die Nutzfläche der neuen Lackiererei beträgt 44 000 Quadratmeter - weil das Werk gegenüber dem Olympiapark keinen Platz hat, in die Breite zu expandieren, findet die Arbeit auf ineinander verschachtelten Höhenebenen statt. Die neue Technologie soll auch besonders umweltschonend sein. Nach Angaben des Unternehmens sinken Erdgasverbrauch und die CO²-Emissionen um rund die Hälfte, der Stromverbrauch um mehr als ein Viertel, die emittierte Abluft durch den Einsatz neuer Umlufttechnologien um zwei Drittel.

Die neuen Technologien verändern auch die Arbeit der rund 700 Mitarbeiter in der Lackiererei, eine Zahl, die sich trotz der Robotisierung mancher Arbeitsschritte laut Werksleiter Nedeljkovic "nur um etwa zwei bis drei Prozent" verringern soll. Die Arbeiter sollen dafür extra qualifiziert werden - und sie werden auch erstmals im Dreischichtbetrieb arbeiten. Mit der neuen Nachtschicht von 24 bis 6 Uhr wird jetzt rund um die Uhr produziert, ein Arbeitszeitmodell, das für BMW komplett neu ist. Die Durchlaufzeit vom Ende des Karosseriebaus bis zum Beginn der Montage verringert sich mit dem neuen System um vier Stunden, es dauert demnach künftig nur noch 9 Stunden.

Der Neubau der Lackiererei ist Teil einer Reihe von Investitionen in das Münchner Werk, die Modernisierung lässt sich BMW bis Ende kommenden Jahres rund 700 Millionen Euro kosten. Die Lackiererei soll auch Modell für das Pendant im neuen Werk in Mexiko sein, nur da könne man eben einfach mal "einen Flachbau hinstellen", sagt Produktionsvorstand Oliver Zipse. Bis zum Herbst werden Teile der alten Lackiererei noch parallel zu den neuen Anlagen laufen, nach der Sommerpause soll die alte Lackiererei endgültig abgeschaltet werden.

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