Süddeutsche Zeitung

Bluttat in Planegg:Schüsse aus zwei Waffen

Er galt als ruhig und besonnen: Die Tat eines 38-jährigen Münchner Streifenpolizisten hat bei seinen Kollegen für bestürzte Reaktionen gesorgt. Der Mann hat am Mittwoch erst seine Ex-Freundin und dann sich selbst erschossen - mit zwei verschiedenen Waffen.

Von Stefan Simon

Ein Streit um den Umgang mit der gemeinsamen fünfjährigen Tochter war vermutlich Auslöser für die Bluttat von Planegg, bei der ein Polizist am Mittwoch erst seine Ex-Freundin ermordet und anschließend auch sich selbst das Leben genommen hat. Zu dem Ergebnis kommt die Mordkommission nach den ersten Ermittlungen. Der 38-jährige Täter und seine zwei Jahre jüngere Frau hatten sich vor kurzem getrennt. Um die Tochter kümmern sich nun die Großeltern des Mädchens - die Entscheidung, ob es dort bleiben kann, muss das Jugendamt treffen. Die Familien des Täters und des Opfers werden psychologisch betreut.

Münchens neuer Polizeipräsident Hubertus Andrä äußerte sich am Donnerstag zutiefst betroffen über den Vorfall; es war sein erster Auftritt im Amt vor der Presse. Andrä beschrieb den Streifenbeamten als einen geradezu mustergültigen Polizisten, der auf seiner Dienststelle in Unterhaching wegen seiner "freundlichen, ruhigen Art" sehr beliebt gewesen sei. Der 38-Jährige habe ein Fachstudium für die Übernahme in den gehobenen Dienst angetreten - dieses jedoch wegen der Beziehungsprobleme unterbrochen. Sein Vorgesetzter unterstützte ihn in dieser schwierigen persönlichen Situation, und im September sollte der Beamte das Studium wieder aufnehmen.

Dazu kam es nicht mehr. Am Mittwoch bewaffnete sich der 38-Jährige mit seiner Dienstpistole und einem Revolver, den er privat besaß, berichtete der Chef der Mordkommission, Markus Kraus. Dann fuhr er nach Planegg, wo seine ehemalige Lebensgefährtin arbeitete. Gegen 12 Uhr kam er in die Firma, angeblich um sich wegen der gemeinsamen Tochter auszusprechen. Keine halbe Stunde später fielen hinter dem Gebäude die tödlichen Schüssen. Der Polizist schoss das Magazin seiner Dienstpistole leer, er feuerte insgesamt sechs Schüsse ab. Eine Zeugin hatte zuvor noch panische Schreie gehört. Danach ging der Mann zurück zu seinem Wagen und erschoss sich mit dem privaten Revolver.

Entsetzte Kollegen eilten aus der Firma herbei, um der 36-Jährigen zu helfen - vergebens. Der Frage, ob der Beamte zur Tatzeit möglicherweise unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, gehen die Pathologen routinemäßig nach. Hinweise auf eine dritte beteiligte Person gebe es nicht, stellte der Mordkommissions-Chef klar.

Die fünfjährige Tochter des Paares befand sich zur Tatzeit bei den Eltern ihres Vaters. Polizeipräsident Andrä drückte den beiden Familien und deren Freunden sein Mitgefühl aus. Die Kollegen des Beamten hätten bestürzt auf die Nachricht von dessen Tat reagiert. Dass diese trotz aller Gespräche und Hilfsangebote nicht abzuwenden gewesen sei, mache auch dem Dienststellenleiter zu schaffen. Einen Abschiedsbrief habe man nicht gefunden. Der Grund für die Tat, sagte Andrä, "bleibt uns vermutlich für immer verschlossen".

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