Bluttat in Planegg:Polizist erschießt Ex-Freundin und sich selbst

Planegg, Georgenstrasse.

Um die beiden Tatorte zu sichern, sperrte die Polizei die Georgenstraße in Planegg für den Verkehr

(Foto: Georgine Treybal)

Er passte die Frau mittags bei der Arbeit ab: Ein Münchner Streifenpolizist hat in Planegg offenbar die Mutter seines Kindes getötet - und danach die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Nun ermittelt die Mordkommission.

Von Christian Deussing und Stefan Simon

Ein Münchner Polizist hat am Mittwoch in Planegg seine ehemalige Lebensgefährtin erschossen und sich anschließend selbst das Leben genommen. Der 38-jährige Beamte hatte die Frau mittags in der Nähe ihres Arbeitsplatzes in der Georgenstraße abgepasst. Er selbst arbeitete als Streifenpolizist im Münchner Osten. Zu den genauen Hintergründen der Bluttat machte das Polizeipräsidium zunächst keine Angaben. Das Paar hinterlässt ein fünf Jahre altes Kind, um das sich nun Familienangehörige kümmern.

Die Mordkommission und die Spurensicherung versuchten bis in den Abend hinein, den genauen Tatablauf zu rekonstruieren. Es war kurz vor 12.30 Uhr, als der Angestellte eines Getränkemarktes einen Knall hörte und auf die Straße lief. Hinter einem der Fahrzeuge, die vor dem Geschäft parkten, entdeckte er den toten Mann und rief die Polizei.

Der 38-Jährige trug keine Uniform. Er war dem Angestellte zuvor bereits aufgefallen, weil er seinen BMW zwar vor dem Markt abstellte, das Geschäft dann jedoch nicht betrat, sondern "apathisch" am Steuer sitzen blieb. Der Angestellte dachte sich nichts dabei und arbeitete weiter - bis er den Schuss hörte.

In der Zwischenzeit hatte der Streifenpolizist das Fahrzeug verlassen. Auf der anderen Straßenseite, schräg gegenüber dem Getränkemarkt, war seine frühere Lebensgefährtin aus einem Haus gekommen. Genau darauf hatte der Mann offenbar gewartet, deswegen war er in die 10.000-Einwohner-Gemeinde im westlichen Landkreis München gekommen.

Die 36-Jährige arbeitete in Planegg bei einer Firma, die Arztpraxen und Kliniken mit Medizintechnik ausstattet und die sich auch um die Wartung und Reparatur solcher Geräte kümmert. Der Polizist verfolgte die Frau in den Maria-Günzl-Weg, der direkt neben dem Firmengebäude abzweigt und in Richtung des Planegger Minigolf-Platzes führt.

Staatsanwaltschaft ordnet Obduktion an

Was sich auf dem Weg abspielte, dafür gibt es keine Augenzeugen. Die Freizeit-Anlage hatte um diese Zeit noch geschlossen, und Nachbarn berichteten der Polizei später nur, sie hätten etwas gehört, das sich wie ein Schuss angehört habe. Eine Anwohnerin sagte der SZ, sie habe beim Wäscheaufhängen insgesamt fünf Schüsse gehört.

Es war wohl der Augenblick, als der 38-Jährige seine Ex-Freundin ermordete. Die Leiche der Frau wurde später in einem offenen Hinterhof gefunden. Aus welcher Entfernung geschossen und wo sie getroffen wurde, wollte die Polizei nicht mitteilen. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion durch die Gerichtsmedizin an.

In der Firma der Ermordeten reagierten die Mitarbeiter geschockt, als sie vom Tod ihrer Kollegin erfuhren, berichtete der Geschäftsführer Arno Brackmann. Das Team umfasst zwei Dutzend Männer und Frauen, die nun Zeit brauchen, das Ganze zu verarbeiten. Der Betrieb wird deshalb voraussichtlich am Donnerstag ruhen.

Suche nach Zeugen

Als sich der Polizist das Leben nahm, eilte eine der Mitarbeiterinnen zu Hilfe - sie ahnte nicht, was zuvor geschehen war. Der 38-Jährige konnte aber nicht mehr gerettet werden. Er war zurück zu seinem Auto gegangen und erschoss sich dort auf offener Straße - in unmittelbarer Nähe zu einer Baustelle. Nach ersten Polizeiangaben gibt es einen Augenzeugen, der den Suizid mit ansehen musste. Das Kriseninterventionsteam betreute etliche Personen.

Um die beiden Tatorte zu sichern, sperrte die Polizei die Georgenstraße für den Verkehr und riegelte auch noch weitere Bereiche ab. Beamte der Spurensicherung suchten Patronenhülsen und weiteren Hinweisen, die helfen könnten, den Tatablauf aufzuklären. Die Ermittler der Mordkommission machten sich bei Passanten und Anwohnern auf die Suche nach Zeugen.

Vier Stunden nach der Tat, gegen 16.30 Uhr, wurden die Leichen zum Gerichtsmedizinischen Institut gebracht. Dort wird unter anderem geprüft, ob der mutmaßliche Täter zur Tatzeit möglicherweise unter Einfluss von Alkohol oder Drogen stand. Ob es sich bei der Tatwaffe um die Dienstwaffe des Polizisten handelt, war bis Mittwochabend ebenfalls noch ungeklärt.

Das Polizeipräsidium München will am Donnerstag über die Tat und, falls möglich, über deren Hintergründe informieren. Es wird die erste Pressekonferenz des neuen Polizeipräsidenten Hubertus Andrä sein.

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