Blutenburger Buntglasfenster werden restauriert:Flecken, Staub und Sprünge

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Kulturhistorisch in München einzigartig: Die Buntglasfenster der Blutenburger Schlosskapelle wollen Frieder Vogelsgesang von der Bürgervereinigung Obermenzing (links) und Architekt Martin Bosch restaurieren. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Bürgervereinigung Obermenzing nimmt zu ihrem 70-jährigen Bestehen ein kulturhistorisch bedeutsames Projekt an der Schlosskapelle in Angriff. Gebraucht werden vermutlich mehr als 30 000 Euro, 10 000 sind schon beisammen.

Von Ellen Draxel

Bei hellem Sonnenschein funkeln sie noch immer in leuchtendem Rot, himmelfarbenem Blau und warmem Gelb: Die Glasmalereien der Blutenburger Schlosskapelle in Obermenzing scheinen trotz ihres respektablen Alters von mehr als 500 Jahren kaum etwas von ihrer Strahlkraft eingebüßt zu haben. Doch Angela Vorhofer weiß, mit einer Restaurierung könnte noch mehr an Transparenz drin sein. Vor allem aber, erklärt die auf mittelalterliche Glasmalereien spezialisierte Expertin der Bayerischen Schlösserverwaltung, müssten die stark mit Staub, Spinnweben, Schmutz und Vogelexkrementen verunreinigten Fenster zum Schutz vor Langzeitschäden gesäubert werden. "Ansonsten zerstören die Ablagerungen die Kunstwerke, greifen sie an und machen sie fleckig." An einigen Stellen habe das Glas bereits Sprünge. Dass diese kostbaren Fenster saniert werden müssen, darin sind sich Experten einig. "Die Bedeutung dieser Glasmalereien", betont Architekt Martin Bosch, "ist außerordentlich. Das hier ist einer der wenigen vollständig erhaltenen Glas-Bilderzyklen aus der spätgotischen Zeit überhaupt."

Die historischen Fenster in der Schlosskapelle Blutenburg. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine kunsthistorische Rarität, einzigartig in München. Acht Bildscheiben, unterteilt in 32 Einzelfenster, zeigen im unteren Teil die Passionsgeschichte vom Einzug Christi in Jerusalem bis zu seiner Auferstehung und die Verkündigung des Engels an Maria. Im oberen Teil hat Herzog Sigismund, der Stifter der von 1488 bis 1497 errichteten Schlosskapelle, Wappen anbringen lassen. Sie sollen das Haus Wittelsbach als Mitglied des europäischen Hochadels kennzeichnen. Ganz billig allerdings dürfte eine Restaurierung der stilistisch an die Gemälde Jan Polacks erinnernden zeitgenössischen Glasmalereien nicht werden, die Schlösserverwaltung rechnet mit "deutlich mehr als 30 000 Euro". Geld, das die Behörde derzeit nicht hat, wie der Leiter der Bauabteilung, Peter Seibert, zugibt. Deshalb will nun die Bürgervereinigung Obermenzing das Vorhaben unterstützen.

"Unser Verein begeht heuer im Dezember sein 70-jähriges Gründungsjubiläum, und da wir dieses Ereignis in aktuell unsicheren Zeiten nicht hinreichend feiern können, wollen wir unserem Obermenzing mit Unterstützung der Bürgerschaft stattdessen dieses besondere Geschenk bereiten", sagt der Vorsitzende Frieder Vogelsgesang. Anfang Oktober startete der Chef des Pasing-Obermenzinger Stadtteilgremiums den ersten Aufruf, zweieinhalb Wochen später hatte die Bürgervereinigung bereits zehntausend Euro beisammen. Inzwischen ist das erste Fenster zum Zweck einer Mustersanierung ausgebaut, es zeigt die Grablegung und die Auferstehung Christi.

Für die Restaurierung der Buntglasfenster der Blutenburger Schlosskapelle fehlt der Bayerischen Schlösserverwaltung das Geld. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung hat mit diesem Modellprojekt eine der am längsten tätigen Glasmalerfamilien der Neuzeit beauftragt, die 1887 gegründeten und mittlerweile in der Maxvorstadt ansässigen Gustav van Treeck Werkstätten. Werkstattleiter Patrick Palmié half schon 1999 beim Löten der Rahmenkonstruktion der Blutenburger Kapellenfenster mit - "damals", erzählt er lachend, "noch als Lehrling". Anhand dieser Mustersanierung sollen sich dann die notwendigen Arbeiten an den verbliebenen sieben Fenstern genauer bestimmen lassen. Dieser Auftrag wird ausgeschrieben. Im Frühjahr 2023, so die Hoffnung, erstrahlt das Innere der Schlosskapelle dann wieder in neuer, alter Pracht.

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